Ein starkes Gesundheitssystem zeigt seine Stärken in der Krise, stellte Rudolf Anschober kürzlich bei einem Festakt des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV) fest, bei dem der Gesundheitsminister als Gastgeber fungierte. Grundsätzlich sind wir bisher trotz manch widriger Umstände relativ gut durch die Turbulenzen von Sars-CoV-2/COVID 19 gekommen und es hat sich gezeigt, dass manche Überkapazitäten in Spitälern im Ernstfall durchaus nützlich sein können. Wenig bis keine Reserven gibt es jedoch in der Versorgung der Bevölkerung mit Pflegepersonen — und das ist nicht erst seit der aktuellen Krise bekannt. Vertreter der Gesundheits- und Krankenpflege werden zwar mittlerweile aufgrund ihrer Hartnäckigkeit fallweise in die Entscheidungsfindungsprozesse eingebunden, aber immer noch nicht ausreichend, wie Univ.-Prof. Hanna Mayer, Vorstand des Instituts für Pflegewissenschaft der Universität Wien, feststellt und noch immer nicht gleichberechtigt, wie Sie im Bericht über den ÖGKV-Festakt lesen können (Seite 8).

Das Rad nicht neu erfinden

Um das Gesundheitssystem zukunftsfähig zu gestalten, bedarf es veränderter Strukturen, gerade für die Tätigkeiten der Pflege. Niedrigschwellige Angebote in Form von eigenverantwortlichen, gut vernetzten Pflegepersonen in der Gemeinde, in der Schule, für die Familien oder auch für den Katastrophenfall funktionieren in Ländern im angloamerikanischen und skandinavischen Raum. Man muss sie also nicht neu erfinden, sondern könnte die Konzepte unter Beteiligung der Pflegexperten für die österreichischen Gegebenheiten entwickeln und die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen. Dass der Einsatz einer „Schulgesundheitspflegeperson“ zu einer Steigerung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und langfristig betrachtet zu einer Reduktion der Gesundheitsausgaben führt, wurde bereits nachgewiesen. „Die Zeit ist reif für die School Nurse“, sagte Mag. Michaela Bilir, Berufsverband Kinderkrankenpflege, in einem Expertengespräch (Seite 10). Für diese in Österreich neuen Aufgaben der Gesundheits- und Krankenpflege müssen alle Beteiligten Verantwortung übernehmen, meint Ihre