Erst, wenn sie symptomatisch sind, haben Hämorrhoiden Bedeutung. Dann aber kann der Leidensdruck ziemlich groß sein — und immer noch fällt es schwer, darüber zu sprechen. Bis der Betroffene dann Hilfe und eine wirksame Linderung seiner Beschwerden erhält, kann deshalb einige Zeit vergehen.

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Schwangerschaft ist die einzige nachgewiesene Ursache für eine symptomatische Entwicklung von Hämorrhoiden.

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Etwa vier Prozent der erwachsenen Bevölkerung in westlich-industrialisierten Ländern sind von Hämorrhoidal-Leiden betroffen. Für Österreich entspricht dies etwa 300.000 Personen. Pro Jahr sind laut OÄ Dr. Michaela Lechner, Fachärztin für Chirurgie in Klosterneuburg, derartige Beschwerden die Ursache für 80.000 Arztbesuche, ein halbes Prozent dieser Patienten werden in Österreich in der Folge operativ behandelt. Der Großteil wird also konservativ versorgt. Die einzige nachgewiesene Ursache für eine symptomatische Entwicklung von Hämorrhoiden ist die Schwangerschaft, wie ein Konsensusbericht aus dem Jahr 2012 festhält. Für die Mehrzahl der Fälle dürfte ein Zusammenspiel aus Veranlagung und Lebensstil verantwortlich sein. Beim Update Gynäkologie erläuterte Lechner Ende vergangenen Jahres in Wien die verschiedenen Facetten des Hämorrhoidal-Leidens, seine Differenzialdiagnosen und bei welchen Symptomen welche Maßnahmen sinnvoll sind.

Grundsätzliche Abklärung notwendig

Ob es sich bei den unangenehmen Symptomen tatsächlich um die Folge vergrößerter Hämorrhoiden handelt, bedarf einer grundsätzlichen Abklärung. Zahlreiche andere Ursachen können den Beschwerden zugrunde liegen, wie Lechner erklärte. Daher seien die allgemeinen diagnostischen Fragen nach Blutungen, Schmerz und Prolaps weiter zu differenzieren. So können Blutungen Folge von Polypen oder Entzündungen aber auch eines Kolon- oder Rektumkarzinoms sein. Eine entsprechende medizinische Abklärung ist dringend anzuraten.

Ein Prolapsgefühl, wie es in den Stadien II bis IV beim Hämorrhoidal-Leiden auftritt, kann auch durch sogenannte Marisken, harmlose Hautfalten und Residuen einer Perianalthrombose, hervorgerufen werden. Diese haben mit den Hämorrhoiden nichts zu tun, wie Lechner konstatiert. Auch perianale Thrombosen, die plötzlich mit heftigen Schmerzen auftreten und die sich mit konservativer Therapie im allgemeinen innerhalb einer Woche wieder zurückbilden, oder Feigwarzen, die mit einer HPV-Infektion assoziiert und infektiös sind, können ebenso wie Fibrome oder Knoten mit einem Prolapsgefühl einhergehen.

Stuhl regulieren und Schmerzen lokal lindern

Anale Schmerzen können durch Analfissuren verursacht werden, die auch mit Blutungen verbunden sind. Die Therapie ist hier überwiegend konservativ mit Stuhlregulation und einer lokalen schmerzstillenden Salbentherapie. Analabszesse sind durch schmerzhafte Schwellungen, Fieber und Krankheitsgefühl gekennzeichnet und werden, so Lechner, immer chirurgisch behandelt. Eine häufige Ursache für Juckreiz oder Brennen im Analbereich sind Analekzeme, gegen die kurzzeitig Cortison zum Einsatz kommt.

Verschiedene Stadien gleichzeitig

Zwar gebe es eine Stadieneinteilung für das Hämorrhoidal-Leiden, wie Lechner erklärte, allerdings treten fast immer verschiedene Stadien gleichzeitig auf. Während das Stadium I durch eine Vergrößerung der Gefäßpolster ohne Prolaps aber mit Symptomen definiert sei, seien die Stadien II bis IV jeweils mit einem Prolaps verbunden, der im Stadium II nur beim Stuhlgang erfolgt und sich von selbst wieder zurückbildet, sich im Stadium III manuell reponieren lässt und schließlich im Stadium IV permanent bleibt.

Die Therapie stützt sich zunächst immer auf konservative Methoden in Form von Suppositorien und Salben, die adstringierend, entzündungshemmend und schmerzstillend wirken. Dazu, so Lechner, sei die Empfehlung der oralen Einnahme einer Flavonoidfraktion sinnvoll. Derzeit gebe es eine Vielzahl an Op-Verfahren aber keine optimale Methode. Sie seien oft von Schmerz, Komplikationen und Rezidiven gefolgt.