Nicht immer ist Heilung das Ziel einer medizinischen Behandlung, weil Heilung nicht immer möglich ist. Aber ein Ziel- szenario sollte entworfen werden, um die sinnvollen Maßnahmen zu ergreifen. In der Medizin hat sich in den vergangenen Jahrzehnten so viel so rasant geändert, dass sich die Rahmenbedingungen für die Patientenbetreuung nicht mehr so einfach schematisch festlegen lassen und das Vorgehen oft eher nach prinzipiellen Überlegungen vorausgedacht werden kann. Entscheidend ist dann immer der individuelle Patient in seiner individuellen Situation. Das betrifft ganz besonders auch die Pflege. Sehr schnell kommt aber gerade die Pflege zu Fragen der Sinnhaftigkeit und des ethischen Handelns. Aber kann man sich immer auch auf eine bequemere Position der Beharrung auf Altbewährtem zurückziehen. Allerdings birgt dies die Gefahr von Abstumpfung, Fehlern und langfristig der Frustration.

Ethische Fragen rücken vermehrt in den Blickpunkt der Diskussion im Gesundheitssystem — sowohl in der Medizin als auch in der Pflege. Dabei hilft einerseits, die Themen und ganz konkreten Probleme mit einem gewissen Abstand in möglichst vielschichtiger Breite zu erfassen und die einzelnen Aspekte miteinander in einen Zusammenhang zu bringen. Dabei hilft aber auch, sich mit den Überlegungen und Schlussfolgerungen zu Fragen des Lebens und des Seins zu beschäftigen. Die Philosophen haben quer durch die Jahrhunderte genau das gemacht und sie sind immer wieder zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen. Ihre wichtigsten Vertreter und Denkrichtungen, die Kontroversen und die Übereinstimmungen zu kennen, kann bei der Abklärung von ganz konkreten Fragestellungen wichtige Impulse liefern.

Philosophie ist für die Gesundheits- und Krankenpflege kein neues Werkzeug, aber eines, dessen Bedeutung hoch geschätzt werden sollte. Nicht zuletzt deshalb finden Sie in PROCARE seit der Ausgabe 6–7/2018 in lockerer Folge Beiträge zu Philosophie und Ethik von Dr. Eleonore Kemetmüller, der Leiterin des Fachbereichs Pflegewissenschaft an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften. Wir freuen uns auf Stellungnahmen und persönliche Erfahrungen

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