Das Thema wird uns voraussichtlich noch eine ganze Weile beschäftigen: Die Migrationsbewegungen innerhalb und nach Europa sind nicht zuletzt eine Folge der vernetzten Welt. Informationen über Ereignisse, die sich Tausende Kilometer entfernt zutragen, sind binnen Sekunden verfügbar, lösen Reaktionen aus, die wiederum in kürzester Zeit ein Millionenpublikum erreichen können und ihrerseits zu Folgewirkungen führen. Eine Art Schmetterlingseffekt auf kommunikativer Ebene — die sich ergebenden Konsequenzen können gewaltig sein. Was den Flüchtlingsstrom in dieser Intensität letztlich auslöste, ist bis heute nicht ganz klar. Die überzeugte Äußerung Angela Merkels „Wir schaffen das“ in Kombination mit einer Zusage, Flüchtlinge aus Syrien nicht zurückzuschicken, war wohl ein Faktor, dürfte sich aber erst in Kombination mit der verzweifelten Lage vorort zu jener Hoffnung entwickelt haben, mit der sich manche Menschen im sicheren Europa überfordert fühlen.

Indes: Die Hilfsbereitschaft und tatkräftige Unterstützung, die eine sehr große Anzahl an Menschen den Schutzsuchenden entgegenbringt, ist auch Hoffnung für unsere Gesellschaft. Verständnis und Einfühlungsvermögen, Respekt und Toleranz enden nicht an den Landesgrenzen. Mitarbeiter der Gesundheitsberufe sind in großer Zahl und mit großem Engagement in der Versorgung auch außerhalb ihres hauptamtlichen Arbeitsbereichs im Einsatz. Im Unterschied zu Deutschland haben Asylwerber übrigens in Österreich sehr wohl Anrecht auf medizinische Versorgung. Einen tatkräftigen Lokalaugenschein in einem Asylwerberheim in Würzburg gibt die gelernte Krankenschwester Melanie Klimmer in dieser Ausgabe von procare und schildert anhand der ganz alltäglichen Begegnungen, die dramatischen Schicksale, die dahinterstehen.

Kein Zweifel: Wir befinden uns im Umbruch — wir sollten die Anpassungsfähigkeit der Menschen und der Gesellschaft nicht unterschätzen. Es könnte sich ein Schmetterlingseffekt der Menschlichkeit entwickeln

hofft Ihre