Parallel zur Vorbereitung der Fachtagung „Praxisorientierte Psychotherapieforschung. Verfahrensübergreifende, patientenorientierte Aspekte und Kompetenzentwicklung“, Bundesministerium für Gesundheit, Wien, 7./8. November 2014 (siehe unter Berichte), entstand die Idee, ein Schwerpunktheft des psychotherapie forum dem Thema Psychotherapieforschung zu widmen. Die guest editors sind Mitglieder des Qualitätszirkels der Koordinationsstelle für Psychotherapieforschung im Österreichischen Bundesinstitut für Gesundheitswesen und Gesundheit Österreich GmbH. Aus den eingegangenen Forschungsbeiträgen haben wir ein Doppelheft gestaltet, das auch noch im Heft 3/2015 als Teil 2 fortgesetzt wird.

Das vorliegende Themenheft umfasst folgende Originalbeiträge:

John McLeod ist es ein Anliegen, therapeutische Praxis mit relevanten Fallstudien zu unterstützen. Er widmet sich unter anderem der Ausarbeitung von forschungsmethodischen Empfehlungen für Fallanalysen und wurde in das „Bergin´and Garfield´s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change“ (Lambert 2013) als Vertreter der qualitativen Forschung aufgenommen.

Silke Gahleitner plädiert in ihrer Übersichtsarbeit für eine Mitbeteiligung der PatientInnen in der Therapie, aber auch als wesentliche Perspektive in der Forschung.

Svenja Taubner, Clara Schulze, Henrik Kessler, Anna Buchheim, Horst Kächele und Lenka Staun konnten nach 36 Monaten den Erfolg und die Moderatorfunktion von Mentalisierung bei chronisch depressiven PatientInnen nach psychoanalytischer Therapie empirisch feststellen.

Christian Hau, Dorothea Huber, Guenther Klug, Cord Benecke und Henriette Löffler-Stastka interessieren sich für die therapeutInnenspezifischen Wirkfaktoren bei Depression. In einer großen Stichprobe vergleichen sie psychoanalytische, psychoanalytisch orientierte und kognitiv-verhaltenstherapeutische Therapieprozesse. Einsichtsorientierte Techniken, neutrale oder supportiv-direktive Haltungen helfen zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei schweren interpersonellen Schwierigkeiten.

Roland Grassl, Franziska Lodermeier, Andreas Karwautz und Henriette Löffler-Stastka untersuchen Bindungsmuster bei Jugendlichen mit einer Persönlichkeitsstörung im Rahmen einer klinischen Studie und heben deren diagnostische wie therapeutische Möglichkeiten und Relevanz hervor.

Svenja Taubner, Jennifer Klasen, Wiebke Hanke und Heidi Möller geben uns Einblick in das Design der empirischen Studie zur Kompetenzentwicklung in der Ausbildung. Die ForscherInnengruppe untersucht die Ausbildungen zur Verhaltenstherapie, tiefenpsychologischen Psychotherapie und psychoanalytischen Therapie bezüglich des theoretischen, methodischen und praktischen Kompetenzgewinns. Dabei sollen Kernkompetenzen herausgearbeitet werden, um die Ausbildung zu verbessern und Qualitätssicherung für PatientInnen zu erreichen.

Die Originalarbeiten und Übersichtsartikel werden ergänzt durch Fallberichte:

Regina Haberl nimmt sich einer Frau mit geistiger Beeinträchtigung und den psychotherapeutischen Möglichkeiten und Herausforderungen an und vermerkt Lücken in der Forschung, Lehre und Versorgung.

Regine Maimann führt narrative biographische Interviews mit jungen Erwachsenen durch und arbeitet belastende Faktoren in Familien mit Alkoholismus heraus. Ein Modell der Angstentstehung hilft zur Prävention und Empowerment.

Ergänzend konnten wir noch zum Themenheft passende Rezensionen einbringen.

Mit diesem Doppelheft liefern wir einen Beitrag zur Psychotherapie als Wissenschaft und möchten die psychotherapeutischen PraktikerInnen motivieren, in die Rolle der AutorInnen zu wechseln. Wir laden auch ein zur Teilnahme bei der 8. Europäischen Konferenz für Psychotherapieforschung vom 24.-26.9.2015 an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt (http://www.spr2015.com/klagenfurt/), um ein effizientes Praxis-Forschungs-Netzwerk zu etablieren. Diese Tagung wird von der europäischen Sektion der Internationalen SPR, der Society of Psychotherapy Research ausgerichtet und bringt einen Blick in die Welt der Forschungsprojekte, bei denen auch immer mehr österreichische KollegInnen mit ihren Projekten vertreten sind.