Zusammenfassung
Viren stellen eine bedeutende Ursache infektassoziierter intraokularer Entzündung dar. Dies trifft auch für die akute anteriore Uveitis (AAU) als häufigste Form der intraokularen Entzündung zu. Insbesondere Viren aus der Herpesgruppe kommen in Betracht. Während das Herpes-simplex- und Varizella-Zoster-Virus als Ursache für intraokulare Entzündungen gut bekannt sind, konnten neue Erkenntnisse für Zytomegalie- und Rubellavirusinfektionen gewonnen werden. Da die Therapie differiert, ist eine klare Diagnose anzustreben. Zudem müssen auch neue virale Erreger und andere Ätiologien bei AAU berücksichtigt werden, die ein ähnliches klinisches Erscheinungsbild imitieren können. Mit diesem Beitrag sollen die differenzialdiagnostischen Überlegungen zu den Virus-assoziierten AAU-Entzündungen dargestellt werden.
Abstract
Viruses are a major cause of infection-associated intraocular inflammation. This is also true for acute anterior uveitis (AAU), which is the most common form of intraocular inflammation. In particular, viruses from the herpes group have to be considered. While herpes simplex virus and varicella zoster virus are well known as the cause of intraocular inflammation, new knowledge has been acquired for cytomegalovirus and rubella virus infections. As the treatment is different, a clear diagnosis is desirable. In addition, new viral pathogens and other etiologies that may mimic a similar clinical appearance have to be considered in AAU. This article presents the differential diagnostic considerations of virus-associated AAU inflammation.
Literatur
Thurau S, Pleyer U (2016) Differenzialdiagnose der anterioren intraokularen Entzündung. Ophthalmologe 113:879–892
Chan NSW, Chee S‑P (2019) Demystifying viral anterior uveitis: a review. Clin Experiment Ophthalmol 47:320–333
Relvas LJ, Caspers L, Chee S‑P, Zierhut M, Willermain F (2018) Differential diagnosis of viral-induced anterior uveitis. Ocular Immunol Inflamm 00:1–6
de Visser L, Braakenburg A, Rothova A, de Boer JH (2008) Rubella virus–associated uveitis: clinical manifestations and visual prognosis. Am J Ophthalmol 146:292–297
Werner RN, Steinhorst NI, Nast A, Pleyer U (2017) Diagnostik und Management des Herpes zoster ophthalmicus. Ophthalmologe 114:959–972
Pleyer U (2014) Herpes-Virus-assozierte anteriore Uveitis. In: Pleyer U (Hrsg) Entzündliche Augenerkrankungen, 1. Aufl., S 288–293
Pleyer U, Ruokonen P, Heinz C, Heiligenhaus A (2008) Intraocular pressure related to uveitis. Ophthalmologe 105:431–437
Werner RN, Nikkels AF, Marinović B et al (2016) European consensus-based (S2k) Guideline on the Management of Herpes Zoster—guided by the European Dermatology Forum (EDF) in cooperation with the European Academy of Dermatology and Venereology (EADV), Part 2: Treatment. J Eur Acad Dermatol Venereol 31:20–29
AWMF S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Zoster und der Postzosterneuralgie“ (2019). 1–64
Chee SP, Jap A (2010) Cytomegalovirus anterior uveitis: outcome of treatment. Br J Ophthalmol 94:1648–1652
Daas L, Seitz B, Pleyer U (2017) Fuchs-Uveitis. Ophthalmologe 114:481–492
Jap A, Chee S‑P (2011) Viral anterior uveitis. Curr Opin Ophthalmol 22:483–488
Pleyer U, Chee S‑P (2015) Current aspects on the management of viral uveitis in immunocompetent individuals. Clin Ophthalmol 9:1017–1028
Ruokonen PC, Metzner S, Ucer A, Torun N, Hofmann J, Pleyer U (2010) Intraocular antibody synthesis against rubella virus and other microorganisms in Fuchs’ heterochromic cyclitis. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 248:565–571
Sobolewska B, Deuter C, Doycheva D, Zierhut M (2013) Long-term oral therapy with valganciclovir in patients with Posner-Schlossman syndrome. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol 252:117–124
Touhami S, Qu L, Angi M, Bojanova M, Touitou V, Lehoang P, Rozenberg F, Bodaghi B (2018) Cytomegalovirus anterior uveitis: clinical characteristics and long-term outcomes in a French series. Am J Ophthalmol 194:134–142
Megaw R, Agarwal PK (2017) Posner-Schlossman syndrome. Surv Ophthalmol 62:277–285
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
Autoren
M. Lenglinger: A. Finanzielle Interessen: M. Lenglinger gibt an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellter Assistenzarzt/wissenschaftlicher Mitarbeiter, Augenklinik, Charité Universitätsmedizin Berlin | Mitgliedschaften: Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft, Berlin-Brandenburgische Augenärztliche Gesellschaft. D. Pohlmann: A. Finanzielle Interessen: Forschungsförderung zur persönlichen Verfügung: Bayerischer Forschungspreis 03/2019, Allergan International Retina Panel 11/2019. – Referentenhonorar oder Kostenerstattung als passiver Teilnehmer: Allergan. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Angestellte Assistenzärztin, Augenheilkunde, Charité Universitätsmedizin Berlin. U. Pleyer: A. Finanzielle Interessen: Deutsche Forschungsgemeinschaft, BMF, European Union. – AbbVie, Alcon, Allergan, Bausch & Lomb, Bayer/Schering, Novartis, Santen, Thea. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Mitgliedschaft/Funktion in Interessenverbänden: Vorstand Sektion: Uveitis/DOG 2014 | Schwerpunkt wissenschaftlicher klinischer Tätigkeiten – Leiter der Sprechstunde: Tertiärzentrum für entzündliche Augenerkrankungen 1994 bis heute. U. Pleyer hat an Empfehlungen und Leitlinien zur intraokularen Entzündung mitgearbeitet und ist Sprecher der Sektion Uveitis der DOG.
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Wissenschaftliche Leitung
F. Grehn, Würzburg
Unter ständiger Mitarbeit von:
H. Helbig, Regensburg
W.A. Lagrèze, Freiburg
U. Pleyer, Berlin
B. Seitz, Homburg/Saar
Erstveröffentlichung in Ophthalmologe 2020 · 117:83–92 https://doi.org/10.1007/s00347-019-01028-x. Die Teilnahme an der zertifizierten Fortbildung ist nur einmal möglich.
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Aussage zum Herpes-simplex-Virus trifft zu?
Es ist ein Betaherpesvirus.
Es betrifft überwiegend Frauen.
Es ist primär neurotrop.
Es führt überwiegend zur bilateralen anterioren Uveitis.
Es verursacht das Hutchington-Zeichen.
Was zählt zu den Betaherpesviren?
HSV(Herpes-simplex-Virus)‑1
CMV (Zytomegalievirus)
VZV (Varizella-Zoster-Virus)
HSV(Herpes-simplex-Virus)‑2
EBV (Epstein-Barr-Virus)
Eine 65-jährige Patientin stellt sich erstmalig wegen einseitiger Augenschmerzen bei Ihnen vor. Bei der Spaltlampenuntersuchung fallen Ihnen granulomatöse, teils gräuliche, teils bräunliche Präzipitate auf, die an ein Leopardenmuster erinnern. Welche Differenzialdiagnose trifft am ehesten zu?
HLA-B27-assozierte Uveitis anterior
Posner-Schlossman-Syndrom
VZV(Varizella-Zoster-Virus)-assoziierte Uveitis anterior
Chikungunya-assoziierte Uveitis anterior
HSV(Herpes-simplex-Virus)-2 assoziierte Uveitis anterior
Wodurch wird das Posner-Schlossman-Syndrom hervorgerufen?
CMV (Zytomegalievirus)
HSV(Herpes-simplex-Virus)-1
VZV (Varizella-Zoster-Virus)
HSV(Herpes-simplex-Virus)-2
EBV (Epstein-Barr-Virus)
Welche Aussage zum Zoster ophthalmicus ist richtig?
VZV(Varizella-Zoster-Virus)-assoziierte Uveitiden treten deutlich vor Hautläsionen bei Zoster ophthalmicus auf.
Wenn bei Erstdiagnose des Zoster ophthalmicus keine intraokulare Beteiligung vorhanden ist, ist diese in weiterer Folge nicht zu befürchten.
Eine intraokulare Beteiligung bei VZV (Varizella-Zoster-Virus) kann bis zu 4 Wochen nach den Hauteffloreszenzen auftreten.
Das Hutchinson-Zeichen kann eine augenärztliche Untersuchung ersetzen.
Bei intraokularer Beteiligung reicht eine lokale Therapie mit Aciclovir-Augensalbe aus.
Ein 35-jährige Patientin mit einseitig leichtem Vorderkammerreiz, disseminierten sternförmigen Präzipitaten und einer subkapsulären Katarakt stellt sich bei Ihnen vor. Welche Diagnose stellen Sie?
HSV(Herpes-simplex-Virus)-assoziierte Uveitis anterior
Fuchs-Uveitis-Syndrom
Posner-Schlossman-Syndrom
HLA-B27-assoziierte Uveitis
VZV(Varizella-Zoster-Virus)-assoziierte Uveitis anterior
Ein 24-jähriger Patient mit einseitigem leichtem Vorderkammerreiz, einigen wenigen Endothelpräzipitaten und einem Intraokulardruck von 56 mm Hg stellt sich mit Photophobie und „Halos“ am betroffenen Auge vor. Welches Medikament sollte primär nicht zur Lokaltherapie eingesetzt werden?
Timolol
Prednisolon
Brimonidin
Dorzolamid
Latanoprost
Wozu dient der Goldmann-Witmer-Koeffizienten im Rahmen der Differenzierung zwischen HSV(Herpes-simplex-Virus)‑ und VZV(Varizella-Zoster-Virus)-Infektion?
Quantifizierung des Vorderkammerreizes mittels Tyndall
Quantifizierung der intraokularen Antikörpersynthese
Quantifizierung der IL-Konzentration des Kammerwassers
Quantifizierung der HSV- und VZV-DNA mittels PCR-Analyse
Quantifizierung der Antikörperkonzentration in der Tränenflüssigkeit
Bei welcher Diagnose sollte eine Therapie mit systemischem Ganciclovir eingeleitet werden?
Posner-Schlossman-Syndrom
HSV(Herpes-simplex-Virus)-assoziierte Uveitis anterior
Zoster ophthalmicus mit Uveitis
Fuchs-Uveitis-Syndrom
Zikavirus-Uveitis
Welche Aussage zur Therapie mit Virostatika trifft zu?
Aciclovir muss intravenös verabreicht werden, da es keine ausreichende orale Bioverfügbarkeit hat.
Aciclovir kann zu einer Nierenschädigung und einer Leukopenie führen.
Ganciclovir wirkt um ein Vielfaches stärker gegen EBV (Epstein-Barr-Virus).
Valaciclovir sollte wegen der ausgeprägten Nebenwirkungen nach Möglichkeit nicht eingesetzt werden.
Bei Fuchs-Uveitis-Syndrom sollte ab Diagnosestellung eine virustatische Therapie mit Aciclovir erfolgen.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Lenglinger, M., Pohlmann, D. & Pleyer, U. Anteriore virale Uveitis. Spektrum Augenheilkd. 35, 89–101 (2021). https://doi.org/10.1007/s00717-021-00486-6
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00717-021-00486-6