Liebe Leserinnen, liebe Leser!

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Es entspricht dem allgemeinen Erkenntnisstand, dass die Gesamtbevölkerung zunehmend älter wird. Noch nie hat es eine so große Anzahl an Betagten und Hochbetagten gegeben und sie steigt von Jahr zu Jahr. Daraus ergeben sich spezifische Anforderungsprofile an den Zahnarzt, der ein breites Spektrum vorfindet, wie sich Alter und Altersdefizite manifestieren können. Die Palette reicht vom multimorbiden Mittfünfziger über den pflegebedürftigen Siebzigjährigen bis zum rüstigen Hundertjährigen. Nicht allein das zahnmedizinische „Handwerk“ ist hier gefordert, sondern allgemeinmedizinische Aspekte sind in die Planung, Umsetzung und Prognose der Therapie einzubeziehen. Gerade der Zahnarzt ist oftmals als Erster mit allgemeinmedizinisch begründeten Defiziten und eingeschränkten Kompensationsfähigkeiten konfrontiert und damit in der Lage, in einem interdisziplinären Denkansatz als Mediator der einzelnen medizinischen Fachrichtungen zu fungieren.

Allgemeinmedizinische Aspekte sind in die Therapie mit einzubeziehen

Wir müssen uns vor Augen führen, dass wir uns im Segment der Alterszahnheilkunde häufiger mit den Problemstellungen Parkinson, Demenz und Depression befassen müssen und das Erkennen dieser Erkrankungen über Erfolg oder Misserfolg zahnärztlicher Therapie mitentscheidet. Spezialisten aus allen zahnmedizinischen und medizinischen Fachrichtungen sollen zu Wort kommen und den aktuellen Wissensstand und interdisziplinäres Denken transportieren.

Des Weiteren freue ich mich, dass es gelungen ist, heuer im Rahmen des Österreichischen Zahnärztekongresses auch den jährlichen Kongress des European College of Gerodontology auszurichten. Damit konnte ein Podium geschaffen werden, an dem Spezialisten aus ganz Europa teilnehmen werden, um für einen regen Wissensaustausch zu sorgen.

Vor 50 Jahren entwickelten sich die Spezialgebiete Gerontologie und Geriatrie in der Medizin. In der Zahnheilkunde hat sich die Gerostomatologie jedoch nicht als eigenes Fach etablieren können, obwohl sich die Bevölkerungsstruktur in Österreich und anderen Industrieländern immer mehr in Richtung eines hohen Lebensalter verlagert. Es liegt an uns, dieser Patientengruppe durch unsere Expertise und Behandlung den Stellenwert zu geben, den sie in anderen medizinischen Disziplinen schon seit Langem hat.