Kennen Sie diese Situation? Überfülltes Wartezimmer, Eltern ohne Termin, ein ängstliches, weinendes Kind, das sich hinter seiner Mutter versteckt und ein gestresster Vater, der Druck ausübt, weil das Kind sofort behandelt werden muss. Vielleicht toben auch noch ein paar Geschwisterkinder herum, und es wird sogar mit einer schlechten Google-Bewertung gedroht. Falls ja, dann sitzen wir im selben Boot – Kinderzahnärztinnen und -ärzte sowie Pädiaterinnen und Pädiater.

Aufnahme in den Mutter-Kind-Pass dringend nötig

In der Kinderzahnmedizin ist diese Situation leider nicht ungewöhnlich, denn fast die Hälfte aller kariösen Milchzähne bei den Schulanfänger*innen in Österreich ist nicht behandelt. Umso unverständlicher ist es aus Sicht der Österreichischen Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (ÖGKiZ), dass regelmäßige zahnärztliche Untersuchungen noch immer nicht in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen wurden.

Fast die Hälfte aller kariösen Milchzähne bei den Schulanfänger*innen in Österreich ist nicht behandelt

Sie, liebe Pädiaterinnen und Pädiater, sind oft die ersten Ansprechpartner und ärztlichen Vertrauenspersonen der Eltern und haben die Chance zur Früherkennung. Umso wünschenswerter ist deshalb ein Schulterschluss im Sinne der Kindergesundheit.

ÖGKIZ bietet Fortbildung an

Die ÖGKiZ bildet seit fast zwei Jahrzehnten curricular Expert*innen für Kinderzahnmedizin aus und bietet Fortbildungen zu diesem Thema an. Denn der unzureichende Sanierungsgrad der Milchzähne ist teilweise auch darauf zurückzuführen, dass einige der zahnärztlichen Kolleg*innen mit einem weinenden Kind und dessen verzweifelten Eltern in der Ordination schlichtweg überfordert sind. Neben den kinderzahnmedizinisch-fachlichen Besonderheiten spielen die Compliance des Kindes und der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den Eltern eine entscheidende Rolle. Hierfür gibt es hilfreiche Strategien, die das Fundament unserer Konzepte für die Kinderzahnmedizin bilden.

Viele von Ihnen sind mit diesen Konzepten vertraut, denn im täglichen Umgang mit Eltern und Kind verfolgen wir gemeinsame Ziele: das Wohl des Kindes und die Zufriedenheit der Eltern. Doch vergessen Sie nicht, auch unser eigenes Wohlbefinden als (zahn)ärztliches Team ist wichtig, sowohl wirtschaftlich als auch psychisch. Denn so sinnerfüllend die Arbeit mit Kindern auch sein mag, purer Idealismus reicht nicht für ein gesamtes Berufsleben aus.

Aktuelle Ausgabe

In der vorliegenden Ausgabe finden Sie aus dem Fachbereich Kinderzahnmedizin: „Mit ‚Schmäh statt Schmach‘ beim Kinderzahnarzt. Wie aktuelle Konzepte der Verhaltensführung und Kommunikation das (zahn)ärztliche Leben mit den kleinen Patienten und deren Eltern enorm erleichtern können.“

Weitere Themen dieser Ausgabe sind von Frau Priv.-Doz Dr. Brandner und Dr. Bizjak „Der Brückner-Test“ aus dem Fachgebiet der Augenheilkunde. Aus der Sinnes- und Sprachneurologie erfahren Sie von Dr. D. Holzinger et al. „Praxistaugliches Sprachentwicklungsscreening (SPES) für 2‑ und 3‑jährige Kinder“. Ein interessanter Fallbericht von Dr. A. Formanek fokussiert „Myokarditis nach mRNA-Impfung“. Die Blickdiagnose: „Ping-Pong! Wie gravierend ist die seitliche Delle am Kopf, welche Verdachtsdiagnose stellen Sie?“ erfahren Sie von Dr. T. Hoppen, und aus dem Bereich Kasuistiken stellt Ihnen Dr. V. Flockerzi folgenden Fall vor: „Kleiner König Drosselbart? Komplizierter Verlauf einer medianen Halszyste.“

Damit und mit den aktuellen Themen dieser Ausgabe darf ich Ihnen im Namen der ÖGKiZ viele hilfreiche Erkenntnisse und viel Freude beim Lesen wünschen!

Mit kollegialen Grüßen

Nicola Meißner