Kinder haben keine Lobby

Dieser Satz ist im Internet tausende Male anzufinden. Er soll darauf hinweisen, dass es keinen organisierten Einsatz für Kinder und deren Gesundheit gibt. Tatsächlich gibt es aber auch in Österreich mehrere Institutionen und Gruppierungen, die sich für Kinder und deren Gesundheit einsetzen.

„Advocacy for children“

International ist der Kinderlobbyismus teilweise sehr viel weiter fortgeschritten als in Österreich. So hat die American Academy of Pediatrics (AAP) sich klar für einen solchen deklariert und in England gibt es mittlerweile professionelle Kinderlobbyisten.

Politische Kindermedizin

Die Politische Kindermedizin (PKM) hat bald nach ihrer Gründung ein Mission-Statement erstellt, das den Arbeitsauftrag dieser Gruppierung (die mittlerweile ein Verein geworden ist) festlegt. Es lautet folgendermaßen:

  • Stärkung des Bewusstseins für die gesellschaftliche Verantwortung in der Kindermedizin,

  • Aufzeigen und Veröffentlichen von Defiziten und deren Ursachen sowie

  • Einsatz für die Behebung solcher Mängel – auch mit politischen Mitteln.

Demgemäß versucht die PKM seit über zehn Jahren, Verbesserungen der Kinder- und Jugendgesundheit auch auf politischem Weg herbeizuführen.

In Zusammenarbeit mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) und anderen Proponenten konnten Teilerfolge erzielt werden, z. B.:

  • Kinderrechte in der Verfassung (rudimentär),

  • Etablierung der Kinderrehabilitation (in Umsetzung),

  • Schaffung eines Arzneimittelnetzwerks für Kinder (OKIDS),

  • Stärkung der Kinder- und Jugendpsychiatrie,

  • Etablierung einer Kindergesundheitsstrategie (2010),

  • nationales Aktionsprogramm für seltene Erkrankungen (NAPSE) und

  • Aufnahme des Themas Transition in den Österreichischen Strukturplan Gesundheit (2016).

Andere Ziele konnten bisher nicht oder nicht ausreichend erreicht werden, wie z. B. der kostenfreie Zugang zu Kindertherapien (Physio-, Ergo-, Logotherapie), die Vereinfachung des Zugangs zu Heilbehelfen oder die Befreiung von Selbstbehalten in der Kindermedizin.

„pädiatrie und pädologie“

Die Arbeitsinhalte der PKM werden jährlich in einer Jahrestagung zusammengefasst, deren Inhalte in den letzten Jahren auch publiziert wurden. In den ersten Jahren waren dies v. a. im Springer Verlag erschienene Tagungsbände, in den letzten Jahren Supplemente der „pädiatrie & pädologie“. Die PKM bedankt sich bei Frau Dr. Lessky-Höhl, Herrn Dr. Sillaber und Frau Popernitsch für die exzellente Zusammenarbeit. Erst diese macht es möglich, dass die Inhalte und Anliegen der PKM einem breiten Publikum und insbesondere Politikerinnen und Politikern zugänglich gemacht werden.

Neue Mitglieder gesucht!

Im Zeitalter der Work-Life(-Money)-Balance ist leider nur ein sehr überschaubarer Personenkreis dazu bereit, seine (Frei-)Zeit für ehrenamtliches und meist unbedanktes Kinderlobbying einzusetzen. Das derzeitige Grüppchen der PKM-Mitglieder ist zahlenmäßig sehr überschaubar und hat ein hohes Durchschnittsalter. Gerade aus diesem Grund werden jüngere Aktivisten und Mitglieder dringend gesucht!

Persönlich empfinde ich es als großes Privileg, mit Kindern und Eltern arbeiten zu dürfen. Dieses Privileg birgt für mich aber auch die Verpflichtung, sich über die Dienstverpflichtung hinaus und oft auch gegen Widerstand für Kinder und Jugendliche einzusetzen. Die PKM bietet die Möglichkeit dazu und ich wünsche ihr (auch) auf diesem Weg das Allerbeste für die nächsten zehn Jahre!

Ihr/Euer

Reinhold Kerbl