Einleitung
Neubrandenburg ist die drittgrößte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns mit rund 80.000 Einwohnern und einer Stadtfläche von 86 km2. Die kreisfreie Stadt Neubrandenburg ist Oberzentrum und bildet gemäß regionalem Raumordnungsprogramm der Planungsregion Mecklenburgische Seenplatte den räumlichen Schwerpunkt der Wirtschaftsentwicklung und Siedlungstätigkeit für den Bereich von rund 390.000 Menschen.
Neubrandenburg befindet sich – wie viele vergleichbare Städte in den neuen Bundesländern – in einem recht dynamischen Entwicklungsprozeß, obwohl im Verhältnis zu den ersten sechs Jahren nach der Wiedervereinigung der Ansiedlungsdruck von neuen Betrieben oder auch die Neubauvolumina in den Bereichen Wohnungs- und Gewerbebau in der Stadt deutlich nachgelassen haben. Trotzdem will die Stadt durch eine weiterhin konsequente Ansielungspolitik bei Handel, Dienstleistungen und Gewerbe ihre oberzentrale Funktion ausbauen. Heute verfügt Neubrandenburg bereits über eine Reihe entsprechender Funktionen und Einrichtungen wie beispielsweise Fachhochschule, Technologie-, Innovations- und Gründerzentrum, Kammern, Bundes- und Landesbehörden sowie regionale Institutionen. Private oberzentrale Dienstleister wie Bezirksdirektionen von Banken und Versicherungen sowie die Neubrandenburger Philharmonie und das städtische Kammertheater haben hier ihren Standort.
Der Bahnhof Neubrandenburgs und sein Umfeld sind – im Hinblick auf die weiter auszubauende Stellung als Oberzentrum – ebenfalls in die Kategorie “wichtige und repräsentative Funktionen und Einrichtungen” einzustufen. Als ein in städtebaulicher wie nutzungsstruktureller Hinsicht wichtiger Eingangsbereich in die Stadt – und im Falle Neubrandenburgs sogar in die Innenstadt –übernehmen der Bahnhof und sein Umfeld mit ihren Entwicklungspotentialen wichtige Funktionen, die sowohl für die Entwicklung des Gebietes an sich als auch infolge seiner Ausstrahlungseffekte für die Innenstadtentwicklung von tragender Bedeutung sind (vgl. Abb. 1).
Die Stadt Neubrandenburg hat viel Kraft und Anstrengung in die bauliche und nutzungsstrukturelle Gestaltung der Innenstadt investiert, jedoch mit einem noch zu geringen Erfolg. Der Innenstadt Neubrandenburgs fehlt es insgesamt noch an der notwendigen Entwicklungsdynamik, um sich gegenüber den bereits entwickelten Subzentren innerhalb des Stadtgebietes als konkurrenzfähiger oder gar bevorzugter Standort profilieren zu können. Zweifelsfrei müssen bei der Planung eines solch beliebten Bereiches wie der Innenstadt – und hierzu gehören auch der Bahnhof und sein Umfeld – weitaus mehr Befindlichkeiten und Probleme beachtet werden als bei der Gestaltung städtischer Randlagen. Dennoch kann ein “zögerliches” bzw. ausschließliches “Step-by-step”-Herangehen an die – für die Funktionsfähigkeit eines so bedeutenden Zentrums notwendige – Verbesserung der Innenstadt-Attraktivität hinderlich wirken. Möglicherweise hätte im Falle Neubrandenburgs die Ausbildung von Handel und Dienstleistung in der Innenstadt sowie das Herausbilden von Kaufgewohnheiten in Richtung Innenstadt besser gefördert werden können, wenn die großen Einkaufszentren am Stadtrand sowie in den Neubauwohngebieten erst nach oder parallel zur Stabilisierung der Handelsstrukturen in der Innenstadt zugelassen worden wären.
Beispiele für die Situation in der Innenstadt sind
• der nach wie vor zu geringe Anteil an Verkaufseinrichtungen,
• der deutlich zu geringe Anteil kultureller oder gastronomischer Einrichtungen,
• ein für die Innenstadt noch nicht charakteristisch herausgebildetes Warensortiment,
• ein noch zu geringer Erlebniswert durch zu wenige besondere Aufenthaltsschwerpunkte, charakteristische Quartiersbildung u.ä. sowie
• die zu zeitintensive Innenstadtsanierung, die für das baulich-räumliche Erscheinungsbild bislang zu geringe Ergebnisse präsentieren konnte.
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Oehler, W. Der Bahnhof und sein Umfeld . STANDORT – Zeitschrift für Angewandte Geographie 21, 19–23 (1997). https://doi.org/10.1007/s005489770016
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DOI: https://doi.org/10.1007/s005489770016