Einführung

Die kommunale Ebene nimmt im Katastrophen- und Krisenmanagement in Österreich eine tragende Rolle ein. Als „erste behördliche Führungsebene“ ist sie im unmittelbarsten Sinne für Katastrophenschutz und Katastrophenmanagement zuständig (Jachs 2018). Die dafür anfallenden Aufgaben sind vielfältig: Sowohl die Gefahren-Feststellung, Vorsorge und Bewältigung als auch die Kommunikation, Information und Koordination im Katastrophenfall sind von den Gemeinden – meist in enger Abstimmung mit übergeordneten Verwaltungsebenen – durchzuführen (UBA 2015).

Allerdings sind dies auch Aufgaben, die sowohl von der Verwaltung als auch in der Bevölkerung oftmals nicht als Kernaufgabe der Kommunen angesehen werden und/oder in der Vielzahl der kommunalen Agenden untergehen (Rudolf-Miklau 2018). Eine feststellbar mangelhafte konzeptionelle Verankerung von Instrumenten des Risikomanagements ist die Folge. Befeuert wird dies von einer eher geringen Unterstützung seitens der übergeordneten Verwaltungsebenen sowie einer mangelhaften personellen und finanziellen Ausstattung des kommunalen Krisen‑, Katastrophen- und Risikomanagements (in der Folge als KKRM abgekürzt) (Therermann et al. 2017). Wie Untersuchungen im wirtschaftlichen Kontext gezeigt haben, kann dies zu einer Unterschätzung der eigenen Gefährdungslage bis hin zu einer Negierung derselben führen, selbst wenn eine hohe Sensibilität hinsichtlich der Gefahr vorherrscht (KfV [Kuratorium für Verkehrssicherheit] 2019). Zurückgeführt wird das im kommunalen Kontext vor allem auf eine fehlende Risikokultur (Rudolf-Miklau 2018). Erste kleinere oder sich thematisch annähernde Erhebungen zu diesem Gegenstand sind zwar bereits durchgeführt worden (vgl. KfV 2019, Therermann et al. 2017 oder Dreßler et al. 2018), eine umfassende Evaluierung des Umgangs der Kommunen im KKRM war jedoch noch nicht Gegenstand einer strukturierten Erhebung. Im Rahmen einer Abschlussarbeit eines Universitätskurses zu KKRM der UMIT Tirol wurde eine solche am Beispiel von Starkregen-Ereignissen durchgeführt.

Starkregen-Ereignisse (in der Folge als SRE abgekürzt) zählen zu den hydrologischen Naturgefahren und werden von Expert*innen zu den größten Umweltrisiken in Europa gerechnet, treten sie doch meist ohne Vorwarnung auf und können potenziell überall in Europa vorkommen (Spira et al. 2021). Als Starkregen wird ein Regenereignis mit großen Mengen Niederschlag in sehr kurzer Zeit auf verhältnismäßig geringem Raum verstanden. Der Deutsche Wetterdienst setzt die Untergrenze auf 15 l/m2 innerhalb einer Stunde bzw. 20 bis 35 l/m2 in 6 h (BBK 2015). Großflächige Regenereignisse von langer Dauer werden nicht zu SREs gezählt. Gleichzeitig gehören sie zu den Naturrisiken, die in der Gesellschaft am meisten unterschätzt werden (BBK 2015). Heute wird geschätzt, dass die Schadenssumme aller SREs die Schadenssumme aus Jahrhundert-Hochwässern übersteigen (Spira et al. 2021). Die Folgen dieser Ereignisse sind massiv: Gebäudeschäden, Überschwemmungen, Unterspülungen, Stromausfälle, Überlastung der Kanalisation oder Vermurungen (Land Steiermark 2018) können in sehr kurzer Zeit auftreten und eine rasche Aktivierung von Einsatz- und Koordinierungskräften erfordern (siehe Abb. 1a, b). Einsatz- und Koordinierungskräfte werden in Zukunft vor immer größeren Herausforderungen stehen: Die Auswirkungen des Klimawandels auf der einen und die sozioökonomischen Veränderungen auf der anderen Seite werden das (kommunale) KKRM zunehmend unter Druck setzen. Klimawandelbedingte Häufungen von Katastrophen, die zunehmende Exposition von Infrastruktur durch eine Ausdehnung der Gefahrenzonen (UBA 2015 sowie BBSR 2018) sowie die Abnahme der Zahl an Ehrenamtlichen, die Steigerung der Zahl der vulnerablen Gruppen, der Trend zu unregelmäßigerem Engagement von Freiwilligen und die abnehmende Finanzkraft der Kommunen durch wirtschaftliche Herausforderungen sind hier anzuführen (DSG 2021, Thaler et al. 2018 sowie UBA 2015).

Abb. 1
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a Folgen von lokalen SRE. Massive Ablagerungen durch Starkregen in Treffen am Ossiacher See (WLV 2022). b Folgen von lokalen SRE. Überschwemmung eines Siedlungsgebietes in Dornbirn (WLV 2022)

Damit stellte sich für uns die zentrale Frage: Sind Österreichs Kommunen ausreichend auf stetig an Intensität und Häufigkeit zunehmende Naturereignisse wie Starkregen vorbereitet? Anders formuliert: Wie ausgeprägt ist das aktuelle Katastrophen- und Krisenmanagement in österreichischen Gemeinden und welche Erwartungen zukünftiger Entwicklungen herrschen in diesen Kommunen vor? Um diese Fragen beantworten zu können, muss zunächst die aktuell vorherrschende kommunale Kompetenzlage reflektiert werden.

Rechtliche Sachlage im kommunalen KKRM in Österreich

Katastrophen- und Krisenmanagement ist in Österreich auf Länderebene geregelt. Dies führt zu unterschiedlichen rechtlichen Auslegungen und Wirkmechanismen in den Bundesländern, durch die auch den Kommunen verschiedenste Kompetenzen im Ernstfall zukommen. So erfolgt KKRM in drei von neun Bundesländern ausschließlich überörtlich, in den restlichen Ländern fällt KKRM in den eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde – samt gemeindeeigener Einsatzleitung (Müllner 2016). Auf Basis des Subsidiaritätsprinzips (Adam 2008) können den Gemeinden im Ernstfall allerdings in ganz Österreich zumindest kurzzeitig Aufgaben der Katastrophenbekämpfung zukommen (Müllner 2016), sofern „sich die Auswirkungen der Katastrophe im Wesentlichen auf eine Gemeinde beschränken“ (Weiß 2008, S. 169). Außerdem stehen der Gemeinde durch weitreichende Kompetenzen, etwa in der Raumordnung, umfassende lenkende Maßnahmen zur Verfügung.

Diese Sachlage wirkt sich auch auf den Umgang mit kleinräumigen SRE seitens der überörtlichen Verwaltungsebenen aus. So existiert umfangreiches Informationsmaterial übergeordneter Ebenen, in welchem die kommunalen Aufgaben und Maßnahmen für Verantwortliche in den Gemeinden aufbereitet werden. Neben Leitfäden diverser Bundesländer zum Umgang mit Oberflächenwässern (z. B. Land Tirol 2016, Land Steiermark 2017 sowie Land Niederösterreich 2020) sind auch Schriften und Initiativen österreichischer Bundesbehörden vorhanden (z. B. ÖWAV 2009; UBA 2021, 2023; EPZ o.J.; BMNT 2019). Abgesehen von Maßnahmen der örtlichen Raumordnung und Baupolizei handelte es sich vor allem um Empfehlungen zur Kommunikation, zur Absicherung von gemeindeeigener Infrastruktur sowie Maßnahmen des „klassischen“ Katastrophenschutzes.

Methoden

Um die eingangs gestellte Frage zu beantworten, wurde eine Befragung der österreichischen Gemeinden mittels Online-Fragebogen durchgeführt. Als Referenz für die Befragung galten die Studien des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV 2019) und von Dreßler et al. (2018) sowie der „Vorsorgecheck Naturgefahren im Klimawandel“ des österreichischen Umweltbundesamtes (UBA 2023). Durch eine Filterfrage: „Wer ist die zuständige Person für KKRM in Ihrer Gemeinde?“ konnten Mehrfachantworten aus einer Gemeinde eliminiert werden. Um die Anzahl der gesetzten Maßnahmen im kommunalen KKRM besser vergleichen zu können, wurden den Teilnehmenden (nach einer offenen Frage) vorgefertigte Antwortkategorien vorgelegt. Hierfür wurde eine Dokumentenanalyse durchgeführt, in der die wichtigsten Hilfsmaterialien für Gemeinden gescreent wurden (siehe vorangegangener Abschnitt). Insgesamt wurden aus diesen Quellen 39 von staatlichen Organisationen und Institutionen empfohlene Maßnahmen abgeleitet.

Die Befragung fand von Anfang August bis Anfang September 2023 statt. Die Mobilisierung erfolgte via E‑Mail über den öffentlichen E‑Mail-Kontakt der Gemeinden. 215 Gemeinden füllten den Fragebogen vollständig aus, die Rücklaufquote lag damit bei 10 %. Die Stichprobe der teilnehmenden Gemeinden kann hinsichtlich der räumlichen Verteilung sowie der Einwohnergröße als repräsentativ für die österreichischen Gemeinden erachtet werden. Die Auswertung der Fragebogen-Daten erfolgte mithilfe von deskriptiver Statistik. Für die Überprüfung von Zusammenhängen zwischen den Variablen wurden t-Tests und multiple Regressionsanalysen angewendet.

Risikoabschätzung von Starkregen-Ereignissen

Starkregen wird von den befragten Gemeinden neben Sturm und Hochwasser als jene Naturgefahr eingeordnet, welche die Gemeinden in Österreich besonders beeinträchtigt. 90 % der Teilnehmenden sehen Starkregen als sehr bedeutende oder bedeutende Naturgefahr an. Dies spiegelt sich auch in der Betroffenheit der Gemeinden wider: So waren 95 % der befragten Gemeinden in den letzten 100 Jahren mindestens einmal von einem SRE betroffen. Man könnte daher annehmen, dass entsprechende Maßnahmen gegen SRE in den österreichischen Gemeinden flächendeckend umgesetzt wurden. Ob Maßnahmen gegen ein Risiko, wie es Schäden durch ein SRE darstellen, ergriffen werden, hängt auch von der Einschätzung des Risikos ab. Dem Leitfaden der Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutz-Richtlinie (BMI 2018) folgend, wurde daher von den Gemeinden die Einschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit sowie des Schadensausmaßes in der heutigen Zeit sowie in Zukunft (bis zum Jahr 2050) abgefragt, gemittelt und in eine Risikomatrix eingetragen (siehe Abb. 2).

Abb. 2
figure 2

Risikoabschätzung von SRE seitens der österreichischen Gemeinden für aktuelle und zukünftige (2050) Ereignisse sowie T-Tests für gepaarte Stichproben – Risikoabschätzung (n = 215)

Es zeigt sich, dass das Risiko Starkregen von den teilnehmenden Gemeinden als sehr hoch eingeschätzt wird. Dies trifft sowohl auf die Eintrittswahrscheinlichkeit zu, die durchschnittlich aktuell mit etwas mehr als einmal im Jahr angegeben wird, als auch auf das Schadensausmaß. Dieses wird aktuell von den Gemeinden durchschnittlich als „spürbar“ bewertet. Der Blick in die Zukunft wird die Lage nach Ansicht der befragten Gemeinden weiter zuspitzen: Bis 2050 vermutet man sowohl einen Anstieg der Eintrittswahrscheinlichkeit als auch des Schadensausmaßes. So erwartet man Starkregen in Zukunft in den Gemeinden mehrmals im Jahr mit einem teils sehr kritischem Schadensausmaß. Die Durchführung von t-Tests für paarige Werte (Abb. 2) hat gezeigt, dass die Unterschiede in den aktuellen und zukünftigen Schätzungen signifikant sind (Signifikanz-Niveau 95 %). Mehr als 85 % der befragten Gemeindevertreter*innen sind überzeugt, dass Starkregen in Zukunft häufiger und intensiver werden wird. Aus diesen Ergebnissen kann abgeleitet werden, dass SRE von vielen Gemeinden als ernstzunehmende Bedrohung wahrgenommen werden. Aber wurden auch dementsprechend genügend Maßnahmen ergriffen?

Gesetzte Maßnahmen im kommunalen KKRM

Wenn es nach den meisten der befragten Gemeinden geht, sind die gesetzten Maßnahmen aktuell ausreichend. So geben 84 % der Befragten an, dass die Gemeinden, die sie vertreten, sehr gut oder zumindest gut auf SRE vorbereitet sind. Und auch ihren Nachbargemeinden stellen sie ein sehr ähnliches Zeugnis aus (78 % Zustimmung).

Die konkrete Umsetzung der Maßnahmen wurde im Fragebogen noch vertieft. So wurde gefragt, welche Maßnahmen bereits in der Gemeinde umgesetzt wurden. Als Unterstützung wurden dazu die 39 Maßnahmen aus den gescreenten Dokumenten vorgelegt (unterteilt in präventive Maßnahmen, resilienzaufbauende und nachgelagerte Maßnahmen sowie Maßnahmen im Ernstfall). Im Durchschnitt haben die Gemeinden etwa 17 der insgesamt 39 angegebenen Maßnahmen umgesetzt. Die Häufigkeit der Umsetzung der angegebenen Maßnahmen ist allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt (siehe Abb. 3a–c). So zeigt sich, dass sich die Präventivmaßnahmen in den Gemeinden aktuell vor allem auf den Ankauf von Ausrüstung sowie die Wartung von Gemeindegebäuden beschränken. Eine geringere Umsetzungsrate weisen Maßnahmen auf, die auf eine Absprache und Abstimmung mit anderen Organisationen, Unternehmen und Gemeinden sowie auf eine Verminderung des Impacts von SRE abzielen. Solche Maßnahmen werden derzeit meist von weniger als der Hälfte der befragten Gemeinden umgesetzt. Dies wirkt sich auch auf die von den Gemeinden im Ernstfall umsetzbaren Maßnahmen aus (Abb. 3c). Hier dominieren Maßnahmen, welche mit der vorhandenen Ausrüstung gut ausgeführt werden können. So sind die meisten der befragten Gemeinden in der Lage, Wassereintritt bei Starkregen abzuwenden (73 %) und eintretendes Wasser abzupumpen (68 %).

Abb. 3
figure 3

a Präventive Maßnahmen für Starkregen-Ereignisse: Anteil der Gemeinden, welche die angegebenen Maßnahmen bereits umgesetzt haben (n = 215). b Resilienzaufbauende und nachgelagerte Maßnahmen für Starkregen-Ereignisse: Anteil der Gemeinden welche die angegebenen Maßnahmen bereits umgesetzt haben (n = 215). c Maßnahmen bei Starkregen-Ereignissen im Ernstfall: Anteil der Gemeinden, welche die angegebene Maßnahme im Ernstfall umsetzen können (n = 215)

Daneben sind im Ernstfall eine enge Zusammenarbeit mit örtlichen Einsatzkräften sowie ein Verfügbarmachen von Notschlafstellen oder Schutzräumlichkeiten in fast allen Gemeinden möglich. Neben dieser direkten Reaktion auf Schadensereignisse bleiben allerdings kommunikative Maßnahmen (z. B. Kontaktaufnahme mit Betroffenen, Notfallkontakt etc.) in vielen Fällen aus. Die geringe Vertretung strategisch vorzubereitender Maßnahmen zeigt, dass in vielen Gemeinden Starkregen aktuell noch nicht systematisch mitbedacht werden kann. Eine Erstellung von Risikoplänen, Notfallplänen und anderen strategischen Konzepten ist in nur 56 % der befragten Gemeinden bereits umgesetzt worden. Bei der Erstellung von Risikoanalysen und der Erfassung der Gefährdungslage geben sogar nur 40 % bzw. 47 % der Befragten an, dass diese in ihrer Gemeinde bereits vorhanden sind. Wesentlich häufiger sind mit der Nominierung eines Krisenstabs (74 %) sowie der Kontrolle der gemeindeeigenen Infrastruktur nach einem Ereignis (68 %) Maßnahmen allgemeiner Natur.

Herausforderungen des kommunalen KKRM

Ein weiterer Abschnitt der Befragung beschäftigte sich mit der Zukunft des kommunalen KKRM im Allgemeinen. Die mit Abstand meistgenannte Herausforderung der Zukunft ist der Klimawandel, den mehr als acht von zehn Gemeinden als Problem ansehen. Rund ein Drittel der Befragten sieht diesen sogar als die bedeutendste Herausforderung des KKRM. Weitere Herausforderungen betreffen die personelle Situation (22 % sehen dies als größte Herausforderung) ebenso wie einen Mangel an finanziellen Ressourcen (24 %). Einen hohen Wert weist außerdem das mangelnde Risikobewusstsein der Bevölkerung auf. Mehr als die Hälfte der Gemeinden sieht hierin ein bedeutendes Problem für die Zukunft – immerhin noch 13 % sehen diese Herausforderung sogar als die bedeutendste.

Fragt man österreichische Gemeinden, welche Unterstützung sich die Gemeinden in Zukunft für kommunales Katastrophen- und Krisenmanagement wünschen, so entspricht deren Einschätzung diesen Trends: Acht von zehn Gemeinden wünschen sich finanzielle Unterstützung, etwa die Hälfte der Gemeinden wünscht sich mehr Unterstützung bei der Bürger*innen-Sensibilisierung und -Information sowie bei der Planung und beim Erstellen von strategischen Plänen. Hier stellt sich die Frage: Sind das auch die Aspekte, die in der Vergangenheit eine gute Unterstützung im kommunalen KKRM bei SRE gegeben haben?

Faktoren für umfangreiches kommunales KKRM hinsichtlich Starkregen-Ereignisse

Mithilfe von statistischen Hypothesentests konnten gute Einblicke in die Zusammenhänge zwischen der Fülle und Qualität bereits bestehender Maßnahmen und deren Einflussfaktoren geschaffen werden. Konkret wurden mittels linearer Regression jene Variablen eruiert, die einen signifikanten Einfluss auf die Anzahl der umgesetzten Maßnahmen hatten. Als erklärende Variablen kamen 15 Variablen infrage, welche in Tab. 1 mit den dahinterliegenden Hypothesen aufgelistet sind.

Tab. 1 In die Regressionsmodelle einbezogene erklärende Variablen samt dahinterliegender Hypothesen

Durch die Analyse hat sich gezeigt, dass einige anfangs vermutete Zusammenhänge nicht nachgewiesen werden konnten. Ein Zusammenhang mit eigener persönlicher Betroffenheit ist ebenso nicht nachzuweisen wie ein Zusammenhang mit der Maßnahmenzahl und der Amtszeit des Bürgermeisters/der Bürgermeisterin, der räumlichen Lage (alpin – nicht alpin), der gesetzlichen Ausgangslage (Zuständigkeit der Gemeinde) sowie der Einschätzung des Risikos Starkregen. Einige andere Zusammenhänge konnten jedoch statistisch nachgewiesen werden (siehe Tab. 2 und 3). So hängt die Zahl der Maßnahmen gegen SRE in österreichischen Gemeinden statistisch signifikant nicht nur mit dem Personalstand zusammen, sondern auch damit, ob bereits mit anderen Gemeinden oder Regionen (z. B. KLAR-Regionen) eine Zusammenarbeit im Bereich des Krisen- und Katastrophenschutzes vorhanden ist. Jene Gemeinden, die einen großen und damit ausdifferenzierten Personalstand haben und solche, die eine intensive Zusammenarbeit eingegangen sind, können bereits mehr Maßnahmen gegen SRE vorweisen als Gemeinden, die diese Schritte nicht gesetzt haben bzw. die weniger Personal zur Verfügung haben. Ferner sind negative Zusammenhänge zwischen der Einschätzung des Mangels an Know-how als Herausforderung sowie der Einschätzung der Bedeutung des KKRM als kommunale Aufgabe auf der einen Seite und der Zahl der gesetzten Maßnahmen auf der anderen Seite zu erkennen. Jene Gemeinden, die Katastrophen- und Risikomanagement als keine wesentliche Aufgabe der Gemeinden sehen, haben auch tatsächlich weniger Maßnahmen umgesetzt als Gemeinden, welche die Rolle des KKRM in österreichischen Kommunen als bedeutender ansehen. Dies deckt sich mit den bereits erwähnten Erkenntnissen aus der Fachliteratur (z. B. Rudolf-Miklau 2018). Außerdem zeigt sich ein beachtlicher Zusammenhang zwischen Gemeinden, die auf einen Mangel an Know-how für die Umsetzung von KKRM hinweisen, und der Anzahl an Maßnahmen. Noch ein weiterer interessanter Zusammenhang konnte nachgewiesen werden: Gemeinden, die in Zukunft weitere Maßnahmen planen, haben auch jetzt bereits viele Maßnahmen umgesetzt. Wir führen dies auf das Risikobewusstsein dieser Gemeinden zurück. In der Folge bedeutet dies, dass die Vorbereitung der Gemeinden in Zukunft noch stärker je nach deren Risikobewusstsein variieren könnte (Schere zwischen gut vorbereiteten, risikobewussten Gemeinden und marginal vorbereiteten Gemeinden).

Tab. 2 Ergebnisse der Regressionsmodellierung, Variablen mit einem Einfluss auf die Gesamtzahl der gesetzten Maßnahmen, abhängige Variable: Gesamtzahl an gesetzten Maßnahmen (n = 215)
Tab. 3 Ergebnisse der Regressionsmodellierung, Variablen mit einem Einfluss auf die Gesamtzahl der strategischen Maßnahmen (Risikopläne, Notfallpläne, Berücksichtigung bei der Planung, Re-Check von Plänen etc.), abhängige Variable: Strategische Maßnahmen. (n = 215)

Dies kann auch auf Maßnahmen strategischer bzw. konzeptiver Natur umgelegt werden, also Maßnahmen wie die Erstellung von Risikoplänen, Katastrophenschutzplänen, die Definition von gefährdeten Bereichen und von Schutzzielen sowie das Erstellen von Notfallplänen (siehe Tab. 3). Neben den bekannten signifikanten Zusammenhängen hinsichtlich Personalstand, Einschätzung der Rolle von kommunalen KKRM, der bereits bestehenden überörtlichen bzw. übersektoralen Zusammenarbeit sowie den weiteren geplanten Maßnahmen besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Finanzstärke der Gemeinden und der Möglichkeit, strategisch-konzeptive Maßnahmen umzusetzen.

Diskussion und Handlungsempfehlungen

Die Ergebnisse der Online-Umfrage lassen erste Einschätzungen der Lage des kommunalen Krisen- und Katastrophenmanagements am Beispiel von SRE zu.

Es hat sich gezeigt, dass die Naturgefahr Starkregen von österreichischen Gemeinden als ein hohes Risiko angesehen wird. Sowohl die Intensität als auch Eintrittswahrscheinlichkeit wird sich in Zukunft aus der Sicht der meisten Gemeinden noch verstärken. Das Schadensausmaß wird in Zukunft zumeist als kritisch gesehen, die Eintrittswahrscheinlichkeit wird mit mehrmals im Jahr geschätzt. Durch diese Schätzungen wird klar, dass die Vorbereitung auf solche Ereignisse höchste Priorität im kommunalen KKRM genießen sollte. Der Blick auf die bereits umgesetzten Maßnahmen zeigt, dass vielfach das Basis-Angebot an Maßnahmen schon abgedeckt ist. Geht es um strategisch-konzeptive Maßnahmen (Abschätzung der Gefährdungslage, Mitberücksichtigung bei der Planung, Erstellen von Managementplänen etc.), gibt es in vielen Gemeinden Österreichs noch Potenzial für weitere Maßnahmen.

Diese Ergebnisse bestätigen nicht nur in der Literatur (z. B. bei Therermann et al. 2017) publizierte Ergebnisse, sie fügen weitere Facetten hinzu. Insbesondere betrifft der Mangel an Maßnahmen kommunikative Aktivitäten (Abstimmungen mit Unternehmen/Organisationen, Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung, Notfallkontakt und Notfallwebsite) sowie bereits erwähnte, strategische starkregenspezifischen Maßnahmen. Bei diesen Maßnahmen sollte in Zukunft aus unserer Sicht signifikant nachgeschärft werden.

Die aus der Befragung ermittelten Herausforderungen zeigen sich auch weitgehend bei der näheren Analyse der Umfrageergebnisse. Insbesondere kann man aus der Regressionsanalyse ableiten, dass vor allem kleinere Gemeinden mit geringerem Personalstand Probleme haben, adäquate Handlungen gegen SRE zu setzen. Wie sich aus dem Regressionsmodell zeigt, können diese Defizite jedoch durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden bzw. mit/in Regionen (wie KLAR-Regionen – eine Initiative des Österreichischen Klimaministeriums, die Regionen unterstützt, Schäden durch Klimafolgen zu minimieren) ausgeglichen werden. Gemeinden, die sich in einem Netzwerk, wie z. B. KLAR, befinden, weisen bereits eine bessere Vorbereitung auf SRE (durch eine höhere Anzahl an Maßnahmen, aber auch durch eine höhere Anzahl strategischer Maßnahmen) auf. Wir empfehlen daher, besonders für kleinere Gemeinden eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit voranzutreiben sowie die Weiterführung und Erweiterung der KLAR-Initiativen im kommunalen Bereich abzusichern. Neben einer guten Zusammenarbeit auf regionaler Ebene kann aber auch eine Unterstützung beim Aufbau von Know-how in den Gemeinden Abhilfe schaffen. Eine gezielte Schulung von Gemeinden bzw. eine anderweitige Unterstützung beim Aufbau von fachlichem Wissen trägt ebenso zum Aufbau eines qualitätsvollen kommunalen KKRM bei, wie die Unterstützung bei der Planung und Umsetzung der Maßnahmen selbst (etwa durch Expert*innen von Landesebene). Eine finanzielle Unterstützung für adäquate Anpassung an SRE scheint darüber hinaus für die Umsetzung von strategischen Plänen sinnvoll.

Weitere qualitative Befragungen (Follow-up-Interviews) von einzelnen Gemeinden könnten noch einen vertiefenden Blick in die Sachlage ermöglichen, die Repräsentativität validieren und zusätzlichen Unterstützungsbedarf zutage bringen. Eine Analyse des kommunalen KKRM im gesamten DACH-Raum könnte überdies sinnvoll sein, um die unterschiedlichen (teil-)staatlichen Umsetzungsmodelle miteinander zu vergleichen und innovative Ansätze in die vorhandenen Systeme zu integrieren. Es erscheint aus unserer Sicht jedenfalls sinnvoll, die Bemühungen im kommunalen KKRM weiter auszubauen, um auch in Zukunft gut gegen SRE gewappnet zu sein.

Danksagung

Das Autorenteam bedankt sich beim Österreichischen Gemeindebund für die Unterstützung bei der Verbreitung der Umfrage, bei der Abteilung III/4 – Wildbach- und Lawinenverbauung und Schutzwaldpolitik des BML für die Verfügbarmachung der Fotos sowie bei den Reviewern für ihre Anmerkungen.