Liebe Leserin, lieber Leser,

auch wenn sich bei Redaktionsschluss des STANDORT noch nicht eindeutig abzeichnete, welche Regierungskoalition nach der Bundestagswahl künftig das Ruder übernehmen wird, ist eines doch klar: Umweltthemen nehmen bei den Bürgerinnen und Bürgern einen immer größeren Stellenwert ein.

Das Kernthema, das viele Menschen in Deutschland umtreibt, ist sicherlich der Klimawandel. Aber auch, dass Tag für Tag Natur- und Landwirtschaftsflächen und damit wertvolle Lebensräume zugunsten von Verkehrs- und Siedlungsflächen zurückgedrängt werden, beunruhigt in höchstem Maße.

Dadurch aufgeschreckt, dass vor der Jahrtausendwende die Siedlungs- und Verkehrsfläche pro Tag um gut 129 ha zugenommen hatte, legte die Bundesregierung Anfang der 2000er-Jahre die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland“ vor. Darin wurde das Ziel avisiert, bis 2020 die tägliche Neuausweisung von Siedlungs- und Verkehrsflächen auf unter 30 ha zu senken.

Tatsächlich ging die Flächeninanspruchnahme durch den Siedlungs- und Verkehrsbau seither zurück: Zwischenziele, die das Umweltbundesamt für 2010 anstrebte (80 ha pro Tag) wurden in den Jahren 2009, 2010 und 2011 unterschritten, im Vier-Jahres-Mittelwert von 2007–2010 aber verfehlt. Als Mitte der 2010er-Jahre klar war, dass das 30-Hektar-Ziel für 2020 nicht zu erreichen war, gab das Bundesumweltministerium 2016 in einer Neuauflage der Nachhaltigkeitsstrategie die „verschärfte Festlegung“ von „unter 30 ha“ pro Tag bis 2030 vor, außerdem bis 2050 eine Flächenkreislaufwirtschaft – netto sollen dann keine weiteren Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke mehr beansprucht werden. Aktuell werden laut Statistischem Bundesamt in Deutschland pro Tag rund 52 ha als Siedlungsflächen und Verkehrsflächen neu ausgewiesen – es ist also noch viel zu tun.

Eine besondere Rolle nimmt in diesem Zusammenhang die Logistikwirtschaft ein, mit der sich Dennis Kotzold, Lucas Hüer, Kai-Michael Griese und Martin Franz in ihrem Artikel befassen. Logistikunternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten, Standorte zu finden: Der Flächenbedarf, die Luftemissionen, das Verkehrsaufkommen, das Erscheinungsbild und der vergleichsweise geringe Gewerbesteuerertrag machen sie bei Umweltverbänden, Anwohnerschaft und Lokalpolitik gleichermaßen unbeliebt. Gleichzeitig wächst die Branche und ist auf Erweiterung angewiesen. Höchste Zeit also, die Flächennutzung in der Logistik zu optimieren. Einen Lösungsansatz sehen die Autoren in einer frühzeitigen und besseren Planung: etwa für effiziente Lagersysteme, die die benötigte Fläche verringern können.

Viel Freude beim Lesen dieses und aller weiteren interessanten Artikel wünscht

Ute C. Bauer, STANDORT-Redakteurin