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Liebe Leserin, lieber Leser,

im Modell der Grunddaseinsfunktionen, das in den 1970er Jahren von der Münchner Schule der Sozialgeographie entwickelt wurde, nimmt das Wohnen eine zentrale Stellung ein. Damit verbinden sich diverse Ansprüche: So soll Wohnen beispielsweise bezahlbar sein sowie gesellschaftliche und soziale Teilhabe ermöglichen. Michaela Ehbrecht und Annette Spellerberg haben sich mit dem Aspekt der sozialen Vernetzung durch die Schaffung alternativer Wohnformen befasst. Am Beispiel des integrativen Wohnprojektes „Nils“ in Kaiserslautern untersuchten sie die Potenziale eines solchen Vorhabens für eine soziale Vernetzung mit dem umgebenden Quartier. Im Ergebnis stellen die Autorinnen fest, dass sowohl ein Bedürfnis vorhanden ist, soziale Netzwerke und persönliche Kontakte auszubauen, als auch die Bereitschaft seitens der Bewohnerschaft, sich dafür aktiv zu engagieren.

Auf die lange Tradition im Bereich des sozialen Wohnungsbaus in Wien, dessen Errungenschaften bis heute preisdämpfend wirken, verweisen Yvonne Franz und Elisabeth Gruber. Noch immer gilt Wien als Vorzeigebeispiel für leistbares Wohnen, soziale Durchmischung und hohe Lebensqualität. Doch das Bild zeigt Risse: Bevölkerungswachstum, steigende Boden- und Baukostenpreise sowie eine zunehmende Akteursvielfalt im Wohnungsbau setzen den Markt unter Druck. Die Autorinnen bezweifeln, dass Wien den Anspruch einer sozialen und leistbaren Stadt unter den aktuellen Herausforderungen noch erfüllen kann.

Einem anderen stadtgeographischen Aspekt, nämlich dem wachsenden deutschen Städtetourismus, widmet sich Michael Bauder. Inzwischen hat der Städtetourismus einen Marktanteil von 30 % aller in Deutschland getätigten Übernachtungen. Allerdings profitieren die deutschen Großstädte von diesem Boom in höchst unterschiedlichem Maße. Bauder plädiert dafür, sich zur Erklärung des Phänomens nicht mit der Bildung von Durchschnittswerten und Städtekategorien zufrieden zu geben. Großes Erklärungspotenzial biete hingegen eine genauere Analyse der Dynamiken des Städtetourismus und seiner Wachstumspfade.

Wie lässt sich die Attraktivität innerstädtischer Einzelhandelslagen in Kleinstädten des ländlichen Raums stabilisieren und steigern? Eine Frage, die sich vielerorts angesichts zunehmender Leerstände, geringer Barrierefreiheit und ungeklärter Unternehmensnachfolgen stellt. Markus Hilpert, Niklas Völkening und Christin Beck identifizieren grundlegende „harte“ und „weiche“ Mechanismen, welche rurale Städte anziehender machen könnten.

Zu Schluss ein Hinweis in eigener Sache: Seit dem zweiten Quartal 2018 liegt die Geschäftsstelle des DVAG in neuen Händen. Näheres dazu erfahren Sie in der Rubrik DVAG Intern.

Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen

STANDORT-Redakteurin Ute Christina Bauer