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Liebe Leserin, lieber Leser,

Überschriften wie „Chinesischer Investor: Osram-Belegschaft stemmt sich gegen Übernahme“ (Spiegel 23.11.2016), „Japanische Nabtesco investiert in sächsische Firma“ (Fokus Online 22.09.2016) oder „Deutsch-türkische Wirtschaft – Ungebrochenes Engagement von Siemens, Bosch und Co.“ (Deutschlandradio Kultur 13.12.2016) weisen auf ein zentrales Phänomen der wirtschaftlichen Globalisierung hin: die Zunahme von ausländischen Direktinvestitionen. Während Wirtschaftsfördererinnen und Wirtschaftsförderer sich über neue Ansiedelungen aus dem Ausland freuen, sind Beschäftigte oft unsicher bis ablehnend, wenn ihr Arbeitgeber Ziel von Übernahmen aus dem Ausland wird; die Öffentlichkeit diskutiert derweil über die Risiken des unbeabsichtigten Abflusses von Know-how nach dem Verkauf. So werden die Investoren mal als Heuschrecken, Imperialisten oder Spione charakterisiert, mal als Retter, Partner oder Hoffnungsträger für die heimische Wirtschaft und Arbeitsplätze begrüßt.

Dieses Themenheft führt unterschiedliche Perspektiven auf das Thema Ausländische Direktinvestitionen zusammen. Unser Beitrag „Investitionen aus den BRIC-Staaten – Grund zur Sorge für Unternehmen, Beschäftigte und Kommunen?“ zeigt, dass Investoren aus Brasilien, Russland, Indien und China meist besser sind als ihr Ruf – auch wenn es unter ihnen durchaus einige „Schwarze Schafe“ gibt. Martina Fuchs und Martin Schalljo analysieren in ihrem Artikel „Von den Flitterwochen zur distanzierten Partnerschaft – Deutsche Manager in internationalen M&A“ wie deutsche Manager reagieren, wenn ihre Unternehmen von ausländischen Investoren übernommen worden sind. Peter Jansen und Jörg Weingarten widmen sich den Auswirkungen von Investitionen auf die industriellen Beziehungen in Unternehmen in Deutschland. In ihrem Beitrag „Ausländische Direktinvestitionen – bleibt die Sozialpartnerschaft auf der Strecke?“ weisen sie darauf hin, dass es nicht gerechtfertigt ist, ausländische Direktinvestitionen pauschal als Bedrohung für das sozialpartnerschaftliche Modell in Deutschland aufzufassen. Eine spezifische kommunale Perspektive nimmt Kristina Jäger in ihrem Artikel „Japans Hauptstadt in Deutschland – wie Düsseldorf sich zum wichtigsten Ziel japanischer Investitionen machte“ ein. Sie zeigt, dass es kein Zufall ist, dass Düsseldorf heute das Zentrum japanischer Unternehmen und japanischer Kultur in Deutschland ist, sondern das Ergebnis einer langfristigen Strategie der Stadt Düsseldorf, die dabei durchaus mit Widerständen zu kämpfen hatte. Auf das besondere Verhältnis zwischen der Türkei und Deutschland geht Philip Müller ein. Er thematisiert „Gefragte Talente – türkeistämmige Hochqualifizierte in deutschen Unternehmen in der Türkei“ und stellt heraus, dass deutsche Unternehmen in der Türkei davon profitieren, dass Deutschtürken als Brückenbauer ihre Standorte in beiden Ländern verbinden. Sophie Golinski und Sebastian Henn schließlich widmen sich der Frage, wie russische Investoren in deutschen Tageszeitungen porträtiert werden. Sie zeigen, dass das Bild von ausländischen Investoren vielfach nicht von den Unternehmensaktivitäten selbst, sondern von den historisch-politischen Erfahrungen mit deren Herkunftsland geprägt werden. Daraus leiten sie entsprechende Handlungsempfehlungen ab.

Eine interessante Lektüre wünschen Ihnen

Martin Franz und Sebastian Henn

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