Zusammenfassung
Es wird die sohlmorphologische Entwicklung der Unteren Salzach von der Saalachmündung flussab auf rund 47 km Länge betrachtet. In diesem Abschnitt bildet der Fluss die Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Beginnend mit den Regulierungsarbeiten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich die Salzach immer weiter eingetieft und in den Beckenlandschaften von den gewässerbegleitenden Auen entkoppelt. Von 1953 bis 2023 erodierte die Flusssohle an der Saalachmündung um etwa 4 m. Dazu beigetragen hat auch ein Sohldurchschlag in die unter den quartären Kiesen befindlichen tertiären, feinkörnigen Talverfüllungen während des annähernd 100-jährlichen Hochwassers 2002. Parallel zur Sohlerosion nahmen, speziell in den Beckenlandschaften Tittmoning und Freilassing, die morphologischen Strukturen und damit auch die Morphodynamik stark ab. Die im Frühjahr 2023 durchgeführte Sohlvermessung zeigte, über die Gesamtstrecke betrachtet, erstmals eine positive Geschiebebilanz. Im Zeitraum 2019 bis Frühjahr 2023 erhöhte sich der Geschiebespeicher der Salzachsohle um ca. 65.000 m3/Jahr. Hydrologisch betrachtet waren die Jahre von 2019 bis 2022 gegenüber dem langjährigen Mittel zwar etwas trockener, bezüglich Geschiebetransportkapazität entsprachen sie aber dem Durchschnitt der letzten 70 Jahre. Zusammen mit der positiven Geschiebebilanz lässt dies den Schluss zu, dass der Geschiebeeintrag aus dem Einzugsgebiet deutlich zugenommen hat. Gemeinsam mit der erhöhten Geschiebezufuhr beeinflussen auch die auf Basis der Wasserwirtschaftlichen Rahmenuntersuchung Salzach errichtete Rampe im Freilassinger Becken, das Offene Deckwerk in der Laufener Enge und eigendynamische Aufweitungsbereiche die Sohlentwicklung positiv.
Abstract
The riverbed morphological development of the river Lower Salzach from the confluence of the river Saalach downstream over a distance of around 47 km is examined. In this section, the river forms the border between Germany and Austria. Starting with the regulatory works in the second half of the 19th century, the Salzach became ever deeper and disconnect from the riparian wetlands in the basin landscapes. From 1953 to 2023, the riverbed at the mouth of the river Saalach eroded by around 4 m. This was also due to a breakthrough in the tertiary, fine-grained valley fillings beneath the quaternary gravel during the nearly 100-year flood in 2002. In parallel to the bed erosion, the morphological structures and thus the morphodynamics decreased significantly, especially in the basins of Tittmoning and Freilassing. The riverbed survey carried out in spring 2023 showed a positive bedload balance over the entire river stretch for the first time. Between 2019 and spring 2023, the bedload storage of the riverbed increased by approx. 65,000 m3/year. Hydrologically, the years from 2019 to 2022 were somewhat drier than the long-term average, but in terms of bedload transport capacity, they corresponded to the average of the last 70 years. With the positive bedload balance, this leads to the conclusion that the bedload input from the catchment area has increased significantly. Together with the increased bedload supply, based on the Water Management Framework Study Salzach, implemented measures like a ramp in the basin of Freilassing, a loose riprap in the Laufener Enge and self-dynamic widening areas positively influence the bed development.
Literatur
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Hengl, M. Sohlmorphologische Analyse Untere Salzach. Österr Wasser- und Abfallw (2024). https://doi.org/10.1007/s00506-024-01046-3
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