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Mag. Michael Wiesmüller

Ein Gespenst geht um in der Welt. Auf allen Schauplätzen entwickelter Staaten hat ein neuer (und gar nicht so neuer) Megatrend die Diskussionen erfasst: Künstliche Intelligenz (KI). Soweit das Auge auch blickt, vom Silicon Valley oder Toronto über Shenzhen oder Singapur bis in alle europäischen Hauptstädte, KI ist zur ”Lingua Franca“, zum Blockbuster der globalen Tech-Diskurse geworden.

Und in der Tat: Im Zeitalter der Digitalisierung, Automatisierung und Robotisierung scheint KI nun als eine Art Brandbeschleuniger den komplexen sozialen und wirtschaftlichen Wandlungsprozessen weitere Geschwindigkeit zu verleihen. Durch die Verfügbarkeit immer schneller wachsender Datenmengen, die großen Fortschritte in der Entwicklung von Algorithmen und exponentiell steigender Rechenkapazitäten erreichen Maschinelles Lernen und KI in den letzten Jahren – nach einem mehrere Jahrzehnte dauernden Winterschlaf – eine neue Reifephase und stellen in Aussicht, das Aussehen unserer technisierten Welt auf allen Ebenen radikal zu verändern. KI-gestützte Maschinen – so machen es tausende Prototypen und Erstanwendungen glaubhaft – werden kurz- bis mittelfristig elementare menschliche kognitive Fähigkeiten, wie Wahrnehmen, Verstehen und Planen, erreichen (und in spezifischen Fällen übertreffen) und damit auch die Leistungsfähigkeit autonomer robotischer Systeme massiv erhöhen. Dabei ist KI eine neue vertikale Basistechnologie; über ihre Potentiale sprechen nicht nur Informatiker in ihren Laboren, sondern auch Juristen, Klimaforscher, Verkehrsplaner, Medienmacher, Ärzte, Maschinenbauer bis hin zu Künstlern und Musikern.

Als offene exportorientierte Volkswirtschaft mit einem hohen Anteil wissensintensiver Produkte und Dienstleistungen hat sich Österreich zum Ziel gesetzt, diesem Thema höchste Aufmerksamkeit zu widmen und die beträchtlichen Chancen, die diese Technologien für den Standort bieten, frühzeitig zu nutzen. Dabei sollen ethische, gemeinwohl- und werteorientierte sowie sozioökonomische Aspekte für eine politische Ausgestaltung des künftigen KI-Standortes wesentlich sein.

Im Anschluss an die Gründung des Österreichischen Rates für Robotik und Künstliche Intelligenz (ACRAI) im Herbst 2017 hat die Bundesregierung im November 2018 mit der Entwicklung einer Bundesstrategie für KI unter dem Arbeitstitel ”Artificial Intelligence Mission Austria 2030“ (AIM AT 2030) begonnen. Unter der Federführung des BMVIT Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und des BMDW Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort haben in den vergangenen Monaten 150 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung ihr Fachwissen in sieben parallelen Arbeitsgruppen ausgetauscht (Forschung und Innovation; KI im öffentlichen Sektor; KI in der Wirtschaft/Industrie; Gesellschaft, Ethik und Arbeitsmarkt; KI für Infrastruktur/Infrastruktur für KI; KI-Governance, Rechtsfragen, Sicherheit und Gefahrenabwehr und KI und Qualifizierung und Schulung). Neben den strategischen Handlungsfeldern wurden dabei konkrete Handlungsoptionen diskutiert und vorgeschlagen. Mehrere internationale Konferenzen, ein Stakeholder-Summit sowie Online-Konsultationen zu den diskutierten Themen und Vorschlägen rundeten die Beiträge ab.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden nun in einem Expertenpapier zusammengefasst, das im Rahmen eines Ministerratsvortrages der Bundesregierung vorgestellt wurde. Er wird als Grundlage für die bevorstehende Fertigstellung einer Strategie des Bundes zur KI dienen.