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Em. O. Univ.-Prof. Dr. Günther Brauner

Die Europäische Union möchte ihre Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen in der Energieversorgung deutlich reduzieren. Bis zum Jahr 2020 wurden für die einzelnen Mitgliedsländer individuelle Zwischenziele definiert, entsprechend der unterschiedlichen historischen Voraussetzungen und der Potenziale. Österreich muss seinen Anteil der regenerativen Energien am Endenergiebedarf bis 2020 auf 34 % erhöhen und bei der Elektrizitätserzeugung sogar 71 % erreichen. Österreich startet bei Strom bereits von einem hohen Anteil von 60 %, wodurch dies einen nicht so dramatischen Umbruch darstellt wie in anderen EU-Ländern, z.B. Deutschland oder Spanien.

Die Energiewende kann jedoch nur gelingen, wenn sowohl die Energievergeudung durch Maßnahmen zur Effizienzsteigerung deutlich vermindert und wenn die regenerative Energieumwandlung aus Wasserkraft, Windenergie, Sonnenenergie, Biomasse und Geothermie massiv ausgebaut wird. In einem Workshop am 14. November 2013 in Wien wurde die Energiewende in Österreich, Deutschland und Europa, insbesondere in ihren Auswirkungen auf die Infrastrukturen, eingehend untersucht. Der Workshop wurde vom World Energy Council in Kooperation mit dem OVE, Österreichs Energie, dem Klima- und Energiefonds und der TU Wien veranstaltet. Die Ergebnisse des Workshops werden in zwei Ausgaben der e&i veröffentlicht. In dieser ersten Ausgabe steht die Energiewende in Österreich im Vordergrund, mit dem vom Klima- und Energiefonds geförderten Projekt „Super- for Microgrid“. Die Energieversorgung aus überwiegend regenerativen Energiequellen kann nur gelingen, wenn neben der Wasserkraft auch Windenergie und Photovoltaik massiv ausgebaut werden und die Netze entsprechend der hohen Installationsleistungen ertüchtigt werden. Der Klimawandel wird in Österreich bis zum Jahr 2100 nur einen geringen Einfluss auf die Wasserkraft haben, wobei im Sommer etwas geringere, dafür im Winter etwas höhere Niederschlagsmengen zu erwarten sind. Der Bedarf an großen zentralen oder dezentralen Speicherkapazitäten sowie an Demand Side Integration wird sehr groß sein, wobei noch Lösungen in den nächsten Jahrzehnten zu erarbeiten sind. Schutz- und Leittechnik sind in den energieaktiven und intelligenten Verteilungsnetzen neu zu gestaltet, um „Smart Grid“ und „Micro Grid“ zu ermöglichen. Insgesamt erscheint es aber möglich, dass Österreich bis 2050 die Energiewende schafft. Positiv hieran ist, dass viele neue Beschäftigungsmöglichkeiten im Bereich der Komponenten und Systeme in Forschung, Entwicklung, industrieller Produktion, Montage und Recycling entstehen werden und die Abhängigkeit von fossilen Ressourcen deutlich verringert werden kann.