Rohstoffforschung ist ein essentieller Bestandteil einer modernen Rohstoffpolitik und eine „conditio sine qua non“ für eine mögliche Aufbringung von mineralischen Rohstoffen aus heimischen Ressourcen. Die Bereitstellung von Grundlagen, wie flächendeckende geologische, geochemische oder geophysikalische Landesaufnahmen ist die genuine Aufgabe der öffentlichen Verwaltung. Es ist aber unbestritten, dass die gezielte Rohstoffsuche („Prospektion“) und die Untersuchung von Lagerstätten („Exploration“) in den Aufgabenbereich der Unternehmen fällt.

Die seit dem Jahre 1978 auf Initiative von W.E. Petrascheck gegründete, äußerst erfolgreich tätige Kommission für Grundlagen der Mineralrohstoffforschung hat deutlich aufgezeigt, dass durch gezielten Einsatz der wissenschaftlichen Ressourcen und Fokussierung auf zentrale wissenschaftliche Fragestellungen auch mit relativ geringen Mitteln bedeutsame Beiträge zur Rohstoffsicherung geleistet werden können.

Bedauerlicherweise wurde diese Institution, die nach Aussagen internationaler Evaluatoren in Europa als einzigartig und als Vorbild für andere Länder gegolten hat, im Jahre 2012 Opfer einer Umstrukturierung und aufgelöst.

Der Fachausschuss für Lagerstättenforschung des Bergmännischen Vereins Österreichs hat dies zum Anlass genommen, die öffentlichen Stellen darauf hinzuweisen, dass durch den Wegfall dieses Forschungsinstrumentariums nicht nur ein schwerer Rückschlag für die Grundlagenforschung entstanden ist, sondern auch eine Lücke zwischen Grundlagen- und industrieller Forschung besteht. Aus diesem Grunde wurde ein Strategiepapier „Grundlagen der Mineralrohstoffforschung zur Schaffung einer Forschungspartnerschaft zwischen Universitäten, der Geologischen Bundesanstalt und der Wirtschaft“ ausgearbeitet, in welchem dargelegt wurde, dass eine Reihe von Sparten der Rohstoffforschung durch die öffentliche Hand nicht ausreichend gefördert werden:

  • Rohstoffforschung (mit Praxisbezug), welche die Grundlagen berührt,

  • Rohstoffforschung, die eine Datenbasis für eine gesicherte Beurteilung des regionalen Rohstoffpotentials schafft,

  • Rohstoffforschung, die Grundlagen für weiterführende Explorationsarbeiten liefert, die dann von Firmen durchzuführen sind

Es wurde daher für dringend notwendig erachtet, dass im Interesse einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Rohstoffpolitik und -wirtschaft die bei den einzelnen Institutionen zweifelsohne gegebenen Kräfte besser ausgenützt und gebündelt sowie eine Förderschiene geschaffen werden muss, die diese Nische nutzt und das „Förderloch“ schließt.

Dieses Strategiepapier wurde dem damaligen sowohl für die Wissenschaft als auch dem Bergbau zuständigen BM Dr. Reinhard Mitterlehner vorgelegt. Dieser griff die Vorschläge umgehend auf und beauftragte die dafür zuständigen Fachabteilungen der beiden Ministerien, konkrete Umsetzungsschritte zu definieren und einzuleiten. „Ich gehe davon aus, dass wir mit dieser Initiative einen wichtigen Impuls für die nachhaltig positive Entwicklung der Mineralrohstoffforschung setzen können“. Dies war die Grundsteinlegung für die Mineralrohstoffinitiative (MRI).

Ich freue mich, feststellen zu können, dass auch in Zeiten, in denen die Mittel der öffentlichen Hand immer knapper werden, dieser Appell erfolgreich war.

Die ersten Projekte konnten bereits im Jahr 2014 eingereicht und 2015 begonnen werden. Seither wurden 19 Projekte, ein Teil davon erstmals auch mit finanzieller oder ideeller Unterstützung von heimischen Unternehmen, erfolgreich umgesetzt.

Im Rahmen der Herbstveranstaltung 2020 des Bergmännischen Verbandes konnten die Ergebnisse einer Reihe von fertiggestellten Projekten der Mineralrohstoffinitiative der Fachwelt vorgestellt werden. Coronabedingt konnte diese Veranstaltung nur als Videokonferenz abgehalten werden. Erfreulicherweise wurden diese Beiträge dennoch lebhaft diskutiert. Als Erfolg kann auch vermerkt werden, dass die Teilnehmer am Ende dieser Veranstaltung ein Memorandum verfassten, in welchem auf die Notwendigkeit der Rohstoffforschung und das Erfordernis personeller und finanzieller Ressourcen bei der Geologischen Bundesanstalt hingewiesen wurde.

Der Fachausschuss für Lagerstättenforschung konnte in den vergangenen Jahren aber weitere wesentliche Arbeiten initiieren und fertigstellen. Dazu gehört die metallogenetische Karte Österreichs, der umfangreiche Erläuterungsband, vor allem aber das gemeinsam mit der Geologischen Bundesanstalt erarbeitete und aus diesen grundlegenden Arbeiten hervorgegangene Interaktive Rohstoffinformationssystem IRIS, welches in dieser Art und Anwendungsmöglichkeit weltweit einen Spitzenrang einnimmt. IRIS Online ist mittlerweile ein unverzichtbares Expert Tool sowohl für die Wissenschaft als auch die rohstoffsuchenden Unternehmen. Diese Ergebnisse bildeten auch eine wesentliche Grundlage für die Identifizierung von Rohstoffsicherungsgebieten für den Österreichischen Rohstoffplan.

Damit leistet der Fachausschuss für Lagerstättenforschung wesentliche Beiträge für die Wissenschaft und die Wirtschaft und kommt damit seinem Zweck, das österreichische Bergwesen und die mit ihm verbundenen Wirtschaftszweige auf wissenschaftlichem, technischem und wirtschaftlichem Gebiet in gemeinnütziger Weise zu fördern, in verantwortungsbewusster Weise nach.

Mein besonderer Dank gilt den Verantwortlichen in den beiden Ministerien für die Bereitstellung der finanziellen Mittel. Dank gebührt auch den für die Umsetzung dieser Initiative befassten Kolleginnen und Kollegen der Geologischen Bundesanstalt sowie den Projektleitern der zahlreichen Forschungsvorhaben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass durch die Mineralrohstoffinitiative nunmehr ein noch weiter ausbaufähiger Schulterschluss zwischen Geologischer Bundesanstalt, den Universitäten, vor allem aber auch den Unternehmen geschaffen wurde.

Glückauf

Univ. Prof. Dr. Leopold Weber (EurGeol)