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Im Oktober 2017 hat Herr Professor Dr.-Ing. Friedrich Hollmann im 88. Lebensjahr nach einem erfüllten Bergmannsleben seine letzte Grubenfahrt angetreten.

Friedrich Hollmann wurde am 15. Mai 1929 in Osnabrück geboren. Nach dem Gymnasium hat es ihn ab 1946 kriegsbedingt als Bergarbeiter in den französischen Steinkohlenbergbau verschlagen. Seinen Beruf hat er damit wirklich von der Pike auf gelernt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er in verschiedenen Bergbauunternehmen in Niedersachsen und im Ruhrrevier tätig und schloss 1956 die Bergschule in Duisburg-Hamborn ab. Auf der Zeche Osterfeld kreuzte sich erstmals sein beruflicher Lebensweg kurz mit dem von Herrn Professor Fettweis – er als Jungsteiger, Fettweis als Betriebsdirektor. In diesem Jahr heiratete er die Ingenieurin Helgard Maria Wolters.

1956 begann er an der Technischen Hochschule Aachen das Studium des Bergwesens samt den Begleitstudien Geologie und Erd- und Grundbau, welche er 1961 abschloss. Im gleichen Jahr begann er seine Tätigkeit bei der Westfälischen Berggewerkschaftskasse Bochum (WBK), der Vorläuferin der Deutschen Montantechnologie (DMT). Sein Karriereweg führte vom Wissenschaftlichen Mitarbeiter in der Montan- und Ingenieurgeologie bis zum Leiter des Instituts für Angewandte Geologie, Geotechnik und Umweltschutz. In dieser Zeit habilitierte er zum Dr.-Ing. an der Technischen Hochschule Aachen (1967) und schloss ein Aufbaustudium der Rechtwissenschaften an der Ruhruniversität Bochum und der Universität Hagen ab (1981).

Ab 1966 war Hollmann auch in der universitären Lehre tätig. Zunächst in den Fächern Ingenieurgeologie, Bauen im Bergbaugebiet und Bergschadenkunde an der Fachhochschule Bergbau in Bochum und ab 1974 parallel dazu an der Montanuniversität Leoben im Fach Baugrund und Bebauung im Bergbaugebiet. Professor Spickernagel, der langjährige Ordinarius für Markscheide- und Bergschadenkunde, war ein kongenialer Partner bei der gemeinsamen Lösung komplexer Fachthemen mit dem Schwerpunkt Ruhrbergbau.

Aber auch im österreichischen Kohlenbergbau war Hollmann – hier auch mit Professor Fettweis, dem langjährigen Ordinarius für Bergbaukunde – ab der schwierigen Schließung des tiefsten Braunkohlenbergbaus der Welt in Fohnsdorf als internationaler Fachmann intensiv eingebunden. 1984 wurde ihm die Lehrbefugnis für Bergbau, Baugrund und Bebauung an der Montanuniversität verliehen. Seinen Studenten sind die hochinteressanten Exkursionen in das Ruhrgebiet bleibend in Erinnerung.

Über 100 Fachpublikationen mit richtungsweisendem Inhalt, die zum Teil noch nach Jahrzehnten Stand der Technik sind, entstanden zu den verschiedensten Themen im Zusammenhang mit dem Bergbau. Daran änderte sich auch 1992, anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand bei der WBK nichts. Die Lehr- und Gutachtertätigkeit wurde intensiv fortgesetzt. Neben der Entwicklung von Patenten für die Behandlung tiefer Schächte unter Abbaueinwirkung und die Ausführung von Sonderbauten unter bergbaulicher Zwangsverformung war seine Gutachtertätigkeit zu den bergbaulichen Hinterlassenschaften des Ruhrbergbaus richtungsweisend und hinterließ bleibende Spuren. Seine nachhaltigen Verdienste um die Weiterentwicklung der Montanistischen Wissenschaften sind international anerkannt.

In Österreich trug Hollmann als Sachverständiger der Berghauptmannschaft mit praxisorientierten Gutachten, basierend auf viel Erfahrung und einschlägigem Wissen, wesentlich zur geordneten Auskohlung beim Großtagbau Oberdorf mit seinen schwierigen Böschungsverhältnissen bei.

Trotz dieser vielfältigen beruflichen Aktivitäten ist auch die Familie nicht zu kurz gekommen. Prof. Hollmanns Gattin, eine ausgebildete Maschinenbauingenieurin, die mit ihm private und berufliche Interessen geteilt hat, war der Mittelpunkt der Familie eines vielbeschäftigten Bergmanns, einer ganz normalen Familie mit drei Kindern und Wohnsitz in Bochum im Herzen des Ruhrgebiets. Darüber hinaus gab es aber noch viele weitere Gemeinsamkeiten: das Häuschen auf Sylt, das intensiv genutzte Wohnmobil, die Begeisterung für die Alpen, die zahlreichen Reisen zu den Tempeln der klassischen Musik, eine Weltreise mit einem Frachtschiff und einiges mehr.

Und dann kam noch das Grubenunglück von Lassing. Innerhalb der kleinen Bergbaucommunity in Österreich konnte kein unbefangener Gerichtsgutachter gefunden werden, sodass die Wahl auf Hollmann fiel. Mit seiner unnachahmlichen präzisen Arbeitsweise versuchte er das komplexe Problem analytisch zu erfassen, wohl wissend, dass er sich damit kaum Freunde machen könne. Die langwierige Rechtsfindung hat ihn dann in Folge sehr belastet.

Nach dem überraschenden Ableben von Professor Czubik war er wieder zur Stelle, als es darum ging, die Lehrtätigkeit am Institut für Markscheidewesen und Bergschadenkunde als Gastprofessor aufrecht zu erhalten. Das waren auch die Jahre, in denen die GKB-Bergbau GmbH mit der LAKOG-Thematik auf Hollmann zukam. Seit Jahrzehnten war man da auf der Suche nach einer Lösung für ein mit konventionellen Maßnahmen zu erträglichen Kosten nicht lösbares Sicherheitsproblem. Ein auf seinen Erfahrungen im südlichen Ruhrbergbau basierendes Risikomanagementsystem war der Ansatz, der nach umfassender gutachterlicher Bearbeitung zum System der „Aktiven Verwahrung“ geführt hat. Seine weitere Mitwirkung bei Altbergbauthemen der GKB-Bergbau GmbH in den verschiedenen Altbergbaurevieren und eine ganze Reihe gemeinsamer Veröffentlichungen sind Ausdruck für eine erfolgreiche Zusammenarbeit, von der die Ingenieure der GKB sehr profitiert haben und in Dankbarkeit auf die interessante Zeit zurückblicken.

Nach dem überraschenden Tod seiner Frau hat sich Prof. Hollmann zusehends in sein Haus in Bochum zurückgezogen und auch seine Gutachtertätigkeit sukzessive eingeschränkt. Wegen der sich einstellenden gesundheitlichen Probleme hat er seine Ingenieurbefugnis mit Ende 2014 zurückgelegt. Im Oktober 2017 ist im 88. Lebensjahr sein Bergmannsleben zu Ende gegangen.

Ein Bergmann von echtem Schrot und Korn hat uns verlassen.

Glückauf!

Helmuth Landsmann