Em. O. Univ.-Prof. Dr. Albert Oberhofer feierte im August 2015 seinen 90. Geburtstag. Er war und ist eine prägende Persönlichkeit für die Montanuniversität Leoben und für die Logistik in Österreich.

Albert F. Oberhofer wurde 1925 in Veitsch geboren. Er absolvierte das Studium der Fachrichtung Hüttenwesen an der Montanistischen Hochschule in Leoben, das er 1950 mit dem Titel Diplomingenieur abschloss. In der Folge ging Oberhofer in die Stahlindustrie im deutschen Ruhrgebiet. An der TU Aachen promovierte er im Jahr 1956. Bevor er nach Leoben zurückkam, war er in Deutschland in leitenden Funktionen in der Industrie tätig.

1963 wurde erhielt Oberhofer den Ruf als Professor an der Montanuniversität Leoben, bis 1995 war er in dieser Funktion tätig. Er etablierte die Betriebswirtschaft als Zweig und legte damit den Grundstein zu den später entstandenen Wirtschaftsingenieur-Studien. Darüber hinaus setzte er Akzente in Logistik, Anlagenwirtschaft, Qualitätsmanagement und Umweltmanagement, diese Fachgebiete waren an den Universitäten zu diesem Zeitpunkt noch nicht etabliert.

Oberhofer hat in seinen Jahren als Professor die Zusammenarbeit mit der Industrie gefördert und für seinen Wirkungsbereich eine Brücke zwischen Forschung und Praxis hergestellt, die beiden Seiten nützte. Unzählige WissenschafterInnen hat er auf ihrem Weg begleitet, seine AbsolventInnen haben in der Industrie Karriere gemacht und im universitären Umfeld seine Ideen weiterentwickelt.

Über Jahre bekleidete er das höchste Amt der Universität, er war Rektor von 1974 bis 1979 sowie ein zweites Mal von 1991 bis 1995. In diese Zeit fielen wichtige Entscheidungen, so die Einführung des Universitäts-Organisationsgesetzes (UOG) 1975. Eine entscheidende strategische Orientierung fand mit der Spezialisierung der Montanuniversität auf die Roh- und Werkstoffe statt, Rektor Oberhofer hat dazu die Wege im Wissenschaftsministerium beim damaligen Wissenschaftsminister Busek geebnet. In der Folge wurde das Spektrum der Forschungs- und Lehrtätigkeit um das Recycling und die Automation erweitert. Damit wurden schon frühzeitig in Leoben die ersten Schritte in Richtung einer innovativen Neugestaltung industrieller Prozesse unternommen – ein Thema, das heute unter dem Schlagwort Industrie 4.0 weltweit mit großen Anstrengungen vorangetrieben wird.

Zu Beginn der 1980er-Jahre führte Oberhofer die Logistik als neuen fachlichen Schwerpunkt an der Montanuniversität ein und kann somit als Begründer der Logistik als wissenschaftlicher Disziplin in Österreich angesehen werden. Im Jahre 1983 wurde unter der Leitung von Oberhofer der 1. Österreichische Logistik-Dialog durchgeführt, ein Kongress, der seither jährlich durchgeführt wird und sich als die wichtigste Veranstaltung für LogistikerInnen in Forschung, Industrie, Handel und Dienstleistung etabliert hat. In den Folgejahren wurde unter Mitwirkung von Oberhofer die Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) gegründet, die heute die führenden Persönlichkeiten der österreichischen Logistik versammelt und auch eine bedeutsame Rolle im Netzwerk der europäischen Logistik spielt.

An der Montanuniversität Leoben wurde 2003 der Lehrstuhl Industrielogistik eingerichtet, als erster mit dieser speziellen Ausrichtung in Österreich. Gleichzeitig entstanden neue Bachelor- und Masterstudien zur Industrielogistik. Die Leobener Industrielogistik hat sich in Lehre und Forschung gut etabliert und hat auch internationale Sichtbarkeit erlangt.

Zur Förderung der Aus- und Weiterbildung in der Logistik in der Steiermark wurde im Jahr 2000 – wieder unter starker Mitwirkung von Oberhofer – der Logistik Club in Leoben ins Leben gerufen. Von 2000 bis Anfang 2016 stand er diesem als Präsident vor, und er begleitet den Club weiterhin als Vizepräsident. Der Fachkongress Leobener Logistik Sommer ist daraus entstanden und hat sich über Jahre als die größte steirische Veranstaltung auf diesem Gebiet herausgebildet.

Unter den zahlreichen Ehrungen, die Oberhofer erfahren hat, sei nur das Ehrendoktorat genannt, das er von der Technischen Universität Miskolc in Ungarn verliehen bekam.

Der agile Professor ist nach wie vor aktiv in der Forschung tätig. Er gestaltet Symposien zu Rohstofflogistik und dem innovativen Thema der Energielogistik, er ist als Vortragender aktiv, er arbeitet intensiv mit der Montanuniversität zusammen, mit der Industrielogistik, dem Rohstoffbereich, dem Abfall- und Entsorgungsbereich.

Dieses Heft vereint Beiträge zu Themen der Logistik, die im umfassenden Sinne von Oberhofer initiiert und betreut wurden.

Oberhofer hat Spuren hinterlassen, und er hört nicht auf, ein Ideengeber und Motivator zu sein, für die nächste Generation, und für die übernächste.

Helmut Zsifkovits

Bruno Hribernik