Zusammenfassung
Auf der Keplerwiese am Römerberg/OG Linz wurden in einer spätantiken Kulturschicht archäologische Untersuchungen durchgeführt. Aus dieser Kulturschicht wurde eine 28,5 cm lange, zweiflügelige Geschoßspitze (Lanzenspitze) aus Stahl geborgen, die der Bewaffnung spätrömischer Soldaten zugordnet werden kann.
Die Stahlproben aus der vorgelegten spätrömischen Lanzenspitze bezeugen, dass das Lanzenblatt im Blattkern aus einem niedrigkohligen Stahlwerkstoff und an der Blattschneide aus einem hochkohligen Stahlwerkstoff in einem Schmiedevorgang erzeugt wurde. Beide Stahlprodukte wiederum wurden durch Feuerschweißen aus Stahlstäben im Schmiedefeuer produziert.
Die metallkundlichen Untersuchungsergebnisse der spätrömischen Lanzenspitze geben ein Zeugnis ab über das gut ausgebildete Schmiedehandwerk sowie über das exzellente Wissen über den Werkstoff Stahl der spätantiken Schmiede.
Summary
In a field called Keplerwiese on the “Römerberg”, city of Linz, archaeological excavations revealed a late antique occupation layer. Findings from this layer included a double-winged steel javelin (or lance) tip 28.5 cm in length which could be identified as part of the equipment of a late Roman soldier.
As the steel samples from the late Roman lance tip in question show, the core of the lance’s blade was manufactured in one single forging process from a low-carbon steel grade together with a high-carbon steel grade used for the edge of the blade. Both steel products in turn were produced by fire-forging of thin steel bars.
The outcome of the metallurgical analysis of the late Roman lance tip bears witness to the high-level craftsmanship and the excellent knowledge of late antiquity smiths as far as the properties and processing of steel were concerned.
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Danksagung
Die metallographischen und mikroanalytischen Untersuchungen wurden am Lehrstuhl für Eisen- und Stahlmetal- lurgie, Montanuniversität Leoben, durchgeführt, wofür die Autoren einen herzlichen Dank aussprechen.
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Preßlinger, H., Ruprechtsberger, E. Metallkundliche Untersuchungsergebnisse einer spätantiken Wurfspießspitze. Berg Huettenmaenn Monatsh 161, 133–136 (2016). https://doi.org/10.1007/s00501-015-0393-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00501-015-0393-y
Schlüsselwörter
- Spätantike Lanzenspitze aus Stahl
- Mikroanalytische Untersuchungsergebnisse
- Mehrlagenstahl aus weichem Lanzenblattkern und harter Lanzenschneide
- Beurteilung der Schmiedetechnologie