In der Literatur ist wenig Hilfestellung für die Organisation spezialisierter, interdisziplinärer schmerztherapeutischer Einrichtungen zu finden. Die Besonderheiten der interdisziplinären Schmerztherapie im Gegensatz zu der multi- und monodisziplinären Herangehensweise müssen berücksichtigt werden. Es besteht leider keine klare Struktur, wann welcher Patient welche Versorgungsinstanz nutzen sollte. Der Neuaufbau einer Schmerzambulanz oder Schmerzpraxis läßt sich durch gezielte Patientenselektion und umfangreiche Informationsweitergabe erleichtern. Neben adäquaten Räumlichkeiten sind insbesondere die organisatorischen Abläufe mit gezielten zeitlichen Planungsstrukturen von besonderer Bedeutung. Für die Erstvorstellung eines Patienten mit chronischen Schmerzen ist ein Zeitaufwand von etwa drei Stunden einzukalkulieren. Zeitparzellen für “schmerztherapeutische Notfäölle” und konsiliarische &ätigkeiten sind einzuplanen.
Die Definition von Therapiezielen muß vor Beginn einer Behandlung erfolgen. Wiedervorstellungstermine sind je nach Krankheitsbild und Therapie sehr unterschiedlich in ihrer Dauer und Frequenz. Im Rahmen der Qualitätssicherung muß eine sorgfältige Dokumentation auch mit standardisierten Verfahren durchgeführt werden. Inwieweit die Therapieziele erreicht werden, ist regelmäßig im Verlauf zu überprüfen. Hilfreich sind dabei EDV-gestützte Datenbankprogramme. Eine Vereinheitlichung und damit Vergleichbarkeit der Dokumentation ist anzustreben. Die Etablierung von teilstationären Einrichtungen, schmerz-therapeutischen Netzwerken und einem ständig verfügbaren Dienst für chronischen Schmerz sind Aufgaben für die kommenden Jahre.
Zur Verbesserung der schmerztherapeutischen Strukturen in Deutschland gehören jedoch auch die Entwicklung von Leitlinien, die intensive Kooperation oder auch Zusammenführung der unterschiedlichen Schmerzgesellschaften in Deutschland, die adäquate Weiterbildung im Rahmen der Zusatzbezeichnung “Spezielle Schmerztherapie” sowie die adäquate schmerztherapeutische Weiterbildung im hausärztlichen und fachärztlichen Bereich.
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Strumpf, M., Zenz, M. & Willweber-Strumpf, A. Chronische Schmerzen . Schmerz 13, 409–422 (1999). https://doi.org/10.1007/s004820050221
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