Schädel-Hirn-Traumen (SHT) und HWS-Beschleunigungsverletzungen (HWS-BV) werden in 90% von einem posttraumatischen Kopfschmerz (PK) gefolgt. Der PK nach leichtgradiger HWS-BV ist meist okzipital betont (67%), von dumpf-drückendem und/oder ziehendem Charakter (77%) und hält im Mittel 3 Wochen an. Nach SHT sind nach 1/2 Jahr über 80% der Patienten kopfschmerzfrei. Der Spannungskopfschmerz ist mit 85% der häufigste Typ der posttraumatischen Kopfschmerzen. Neben zervikogenem Kopfschmerz und einem symptomatischen (sekundären) Kopfschmerz bei intrakranieller Blutung (Epi- oder Subduralhämatom, subarachnoidale oder intrazerebrale Blutung) oder intrakranieller Druckerhöhung sind in seltenen Fällen posttraumatische Kopfschmerzen möglich, die der Migräne oder dem Cluster-Kopfschmerz ähneln. Es kann sich ein Medikamenten-induzierter Dauerkopfschmerz entwickeln, wenn bei akutem PK Analgetika länger als 4 Wochen verabreicht werden.
Zur optimalen Behandlung des PK ist eine exakte Akutdiagnostik und verlaufsabhängige Überprüfung der Diagnose von besonderer Bedeutung. Ein symptomatischer Kopfschmerz (nach Kalotten- bzw. HWK-Fraktur oder bei intrakranieller Blutung) darf nicht übersehen werden. Die Behandlung des PK erfolgt in der Akutphase mit einfachen Analgetika, Antiphlogistika und/oder Muskelrelaxantien, falls erforderlich mit transienter HWS-Immobilisation mit Hilfe einer Halskrause; bei länger anhaltendem PK mit Gabe von trizyklischen Thymoleptika (z.B. Amitriptylin oder Amitriptylin-Oxid) begleitend zu einer allgemein-roborierenden, physikalischen und physiotherapeutischen Behandlung, im Bedarfsfall mit begleitender psychotherapeutischer Stützung. Zur Vermeidung einer PK-Chronifizierung wird eine rasche Klärung forensischer Angelegenheiten empfohlen. Die mögliche Entwicklung eines Medikamenten-induzierten Dauerkopfschmerzes muß durch streng indizierte und nur kurzfristige Analgetika-Verschreibung sowie durch engmaschige Kontrolluntersuchungen verhindert werden.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Keidel, M., Neu, I., Langohr, H. et al. Therapie des posttraumatischen Kopfschmerzes nach Schädel-Hirn-Trauma und HWS-Distorsion . Schmerz 12, 352–372 (1998). https://doi.org/10.1007/s004820050165
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s004820050165