Im Mai 2014 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf einer Versammlung in Genf eine Resolution mit dem Titel „Strengthening of palliative care as a component of comprehensive care throughout the life course“ verfasst, die Palliativversorgung als essenziellen Bestandteil einer umfassenden Gesundheitsversorgung fordert [1]. Mehr als 40 Mio. Menschen pro Jahr benötigen Palliativmedizin. Viel Leid wäre vermeidbar, wenn der Mangel an Wissen über Palliativversorgung und speziell über die Behandlung von Schmerzen, Luftnot und anderen Symptomen überwunden werden könnte. Viel zitierte Hochrechnungen der Europäischen Union belegen, dass bis zum Jahr 2050 der Anteil der europäischen Bevölkerung der Altersgruppe über 65 Jahre in einem exponentiellen Wachstum bis auf fast 30 % ansteigen wird [2]. Eine derart alternde Bevölkerung wird neben anderen Faktoren fast unausweichlich zu einer erhöhten Anzahl multimorbider Menschen mit komplexer Symptomlast führen, die eine zunehmende palliativmedizinische Unterstützung am Ende des Lebens benötigen [3]. Diese Veränderungen der gesundheitlichen und demografischen Variablen stellen eine große Herausforderung für die nationalen Gesundheitssysteme Europas dar. Auch und gerade Aus- und Weiterbildungsangebote in der Palliativmedizin müssen sich diesen Anforderungen stellen. Die (Weiter‑)Entwicklung von Curricula in palliativmedizinischer Bildung in den verschiedenen, beteiligten Berufsgruppen ist dabei ein wesentlicher Baustein. Die Arbeitsgruppe (AG) Bildung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) hat mit ihrem Universalcurriculum KoMPaC (Kompetenz-basierte Matrix zur Erstellung curricularer Bildungsinhalte in Palliative Care) [3] und auch mit der Formulierung von Qualitätsansprüchen für Qualifikationen in Palliative Care und Palliativmedizin [4] einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung dieser Lehre geleistet.

Seit 2006 wurden durch die DGP und bvmd (Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e. V.) regelmäßig Lehrstandserhebungen bezüglich palliativmedizinischer Strukturen in der ärztlichen Ausbildung durchgeführt [5]. Die aktuellste Erhebung [6] zeigt, dass bis zum Jahr 2018 an zahlreichen medizinischen Fakultäten solide Lehrstrukturen für den „Querschnittsbereich 13 Palliativmedizin“ etabliert worden sind. Auch darüber hinaus, beispielsweise in Form von Wahlpflichtfächern oder PJ-Tertialen, ist ein breites Lehrangebot entstanden.

Die aktuelle Erhebung zeigt jedoch auch, dass speziell im Bereich der Prüfungen noch Entwicklungspotenzial besteht. Während durch aufwendig gestaltete Lehrkonzepte neben kognitiven auch psychomotorische und affektive Lehrinhalte adressiert werden, finden die Prüfungen primär in einem Multiple-Choice-Format statt und beziehen sich meist auf reines Faktenwissen. Mit dem Projekt „Virtuelle Palliativversorgung“ [7] hat eine Untergruppe der AG Bildung der DGP die Pilotversion eines innovativen, elektronischen Prüfungstools entwickelt und an vier Fakultäten getestet. Die Studierenden schlüpfen hier in die Rolle einer Assistenzärztin bzw. eines Assistenzarztes und werden entlang einer Fallvignette mit klinischen Entscheidungsfindungsprozessen, ethischen Fragestellungen und interaktiven Gesprächssequenzen konfrontiert.

Aufgrund der COVID-19 Pandemie hat die digitale Lehr- und Prüfungsgestaltung nun doch zunehmend an Relevanz gewonnen. Dies wird von Lehrenden aufgrund der Kurzfristigkeit und wechselnden Anforderungen als Herausforderung erlebt, jedoch auch als Chance betrachtet, eine Neugewichtung der Lehrinhalte anzustreben [8].

Insgesamt ist die palliativmedizinische Lehre auf einem guten Weg, auf dem sich die beteiligten Akteure nicht scheuen, immer wieder kritische Bewertungen des Erreichten durchzuführen und den aktuellen Entwicklungen gemäß Anpassungen und Innovationen vorzunehmen, was die drei in dieser Ausgabe von Der Schmerz veröffentlichten Beiträge anschaulich belegen.