Zusammenfassung
Der „Entwurf eines Gesetzes zur strukturellen Weiterentwicklung der Pflegeversicherung“ vom 17. 10. 2007 sieht Regelungen zur Einbeziehung von stationären Pflegeeinrichtungen in die ambulante ärztliche GKV-Versorgung vor. Der vorliegende Beitrag analysiert und bewertet den Ansatz zur „heimärztlichen Versorgung“ unter rechtlichen Aspekten vor dem Hintergrund der Problematik der Psychopharmakaversorgung von Heimbewohnern und schon bestehender Möglichkeiten der Verzahnung der ambulanten ärztlichen und der stationären pflegerischen Versorgung. Das geplante Modell verfolgt das begrüßenswerte Ziel, die gelegentlich als unzureichend beschriebene ambulante ärztliche Betreuung von Pflegebedürftigen in Pflegeheimen zu verbessern, Schnittstellenprobleme abzubauen und gleichzeitig der gesetzlichen Krankenversicherung unnötige Transport- und Krankenhauskosten zu ersparen. Es ist jedoch nur ein rudimentäres Heimarztmodell, da es gerade keine flächendeckende Versorgung der Heimbewohner mit Heimärzten erreichen will. Auch fehlen Anreize für eine Optimierung der ärztlichen und der pflegerischen Zusammenarbeit. Insofern können die Probleme, die sich im Rahmen der Psychopharmakaversorgung von stationär zu pflegenden Heimbewohnern abzeichnen, nur punktuell durch diese Reform verbessert werden.
Abstract
The following article discusses the integration of nursing homes into the concept of ambulatory medical treatment, as intended by the “Bill for Structural Enhancement of Compulsory Long-Term Care Insurance (draft)” of 17/10/2007, with particular reference to the supply of psychotropic drugs in nursing homes and to ways of improving the existing interactions between physicians and nursing homes. This concept aims to solve problems of co-operation between physicians and nurses, to improve the situation of ambulatory medical treatment of nursing home residents (which is sometimes described as unsatisfactory), and to reduce the cost of hospitalization and transport. The strict conditions which the legislator attaches to this concept and its funding through statutory health insurance suggest that an extensive implementation of this concept is not intended. Furthermore, the bill offers no incentive for improving the co-operation between physicians and nurses. These are two of the many reasons why the bill, if passed, would only selectively improve the supply of psycho-tropic drugs to nursing home patients.
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Diehm, A., Ebsen, I. Ansätze zur „heimärztlichen Versorgung“ und die geplante Pflegereform. Ethik Med 19, 301–312 (2007). https://doi.org/10.1007/s00481-007-0533-3
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