Zweiz(s)eitige Symptombildung bei einer hysterischen Neurose

Summary.

The author reports the case of a young man’s hysteria, which shows a biphasic conversion symptomatology. In this case the biphasicness of the symptom formation can be differentiated from the biphasic symptom formation of the obsessional neurosis, for which Freud (1916/17, S. 311) once reserved this special feature of symptom configuration. In the present case it is not the defence mechanism of undoing which leads to the periodic change of the symptomatology, but the different symptoms (psychogenic paraparalysis and psychogenic fits) present symbolically the bivalence of the oedipal relations, the libidinous relation to the mother on the one hand and the aggressive relation to the father on the other hand. Only the dissociation of the relations to mother and father, connected in the oedipal triangle before, enable this biphasic symptomatology. This dissociation results from the exceptional feature of the patients’s passive-feminine character formation, in the course of which process the oedipal relationship to the father is partly regressing into the anal stage and is thus removed from the oedipal triangle.

Zusammenfassung.

Der Autor stellt den Fall einer hysterischen Neurose bei einem jungen Mann vor, der eine zweizeitige Konversionssymptomatik bietet. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass sich die Zweizeitigkeit der Symptombildung hier eindeutig von der zweizeitigen Symptombildung bei der Zwangsneurose unterscheidet, für die Freud (1916/17, S. 311) diese Besonderheit der Symptomkonfiguration einst reservierte. Nicht der Abwehrmechanismus des Ungeschehenmachens führt im vorliegenden Fall zum periodischen Wechsel der Symptomatik, vielmehr stellt sich in den unterschiedlichen Symptomen, einer psychogenen Paraparese und psychogenen Anfällen, die Bivalenz der ödipalen Beziehungen, die libidinöse Bindung an die Mutter einerseits sowie die aggressive Beziehung zum Vater andererseits, symbolisch dar. Die Dissoziation der im ödipalen Dreieck eigentlich ineinander verwobenen Beziehungen zu Mutter und Vater, die diese zweiz(s)eitige Symptomatik erst ermöglicht, resultiert aus der Besonderheit der passiv-femininen Charakterbildung des Patienten, in deren Verlauf die vormals ödipale Beziehung zum Vater teilweise auf ein anales Erlebnisniveau heruntergedrückt und dadurch aus dem ödipalen Dreieck herausgelöst wird.