Zusammenfassung
Es werden die Begriffe „kompetente Position“ und „Identifizierung mit Überlegenheit“ eingeführt, um die psychischen Vorgänge aufseiten des analytischen Therapeuten im Falle von Grenzüberschreitungen während der Behandlung besser erklären zu können. Anschließend wird auf die latente Tendenz zu einer vorsorglichen Schuldabweisung in bekannten Theorien der Gegenübertragung aufmerksam gemacht.
Abstract
The concept of the terms “competent position” and “identifying with superiority” are introduced to give a better explanation for the mental procedures occurring within the analytical therapist in cases of boundary violations during treatment. In part two attention is called to the latent preventive exculpating tendency in known theories of countertransference.
Notes
Den Begriff der Gegenübertragung gebrauche ich der theoretischen Klarheit halber in der eingeschränkten Bedeutung einer Übertragung: Aspekte bekannter Objekt-Repräsentanzen werden auf die Repräsentanzen (noch) unbekannter Objekte (die Patienten) übertragen. Die Gegenübertragung ist nicht von vornherein „falsch“ oder eine „Verzerrung“, sondern eine Prä-Konzeption, eine vorläufige Sicherheit, die sich im weiteren Verlauf der Erfahrung mit dem Objekt bestätigt oder nicht.
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Voigtel, R. Gegenübertragung und Identifizierung in der kompetenten Position. Forum Psychoanal 30, 275–290 (2014). https://doi.org/10.1007/s00451-013-0162-z
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