Zusammenfassung
Im Zentrum der traumatischen Erfahrung steht der Entzug der Anerkennung, und die desaströse Folge sind überwältigende Gefühle von Angst und Scham angesichts der eigenen Existenz. Traumatisierte Menschen erleben beim Herannahen intensiver Gefühle eine fundamentale Scham, da sie zum einen fürchten, erneut von ihren eigenen Affekten überflutet und damit hilfund wehrlos zu werden, zum anderen, weil das Auftreten von Gefühlen zwangsläufig auf die eigene Existenz hinweist und diese Menschen die Erfahrung gemacht haben, als von anderen getrenntes, autonomes Individuum nicht anerkannt worden zu sein. „Wenn ich mich als fühlendes Wesen erlebe, dann bin ich auch und darf doch eigentlich nicht sein“, so scheinen sie unbewusst zu denken. Anerkennung, im wahrsten Sinne des Wortes lässt sich nur in einem performativen Akt gewinnen, sowohl die Anerkennung der Subjektivität als auch die Anerkennung des erlittenen Traumas. Indem die Analytikerin sich im psychoanalytischen Prozess als „wider Willen“ verwundbar und gleichzeitig als eine die Verwundung Überlebende zeigt, können sich solche Akte der Anerkennung vollziehen. Dies bedeutet aber, die dialektische Spannung zwischen dem Wunsch, sämtliche Affekte in sich halten zu können, und dem gleichzeitig notwendigen Scheitern daran, nicht nur aushalten, sondern unter Umständen auch bekennen zu müssen. Nur eine lebendige Analytikerin kann letztlich dem Analysanden dabei helfen, den Kontakt zur Welt der lebenden Objekte zu finden und sich selber lebendig zu fühlen.
Abstract
The withdrawal of acceptance lies at the centre of the traumatic experience and the disastrous consequences are overwhelming feelings of anxiety and shame relating to the individual’s own existence. Intense feelings in traumatised individuals are accompanied by fundamental shame as they fear once again being inundated by their own emotions and thus yet again becoming helpless and defenceless. Further, the emergence of emotions inevitably demonstrates their roots in the individual personality and it is precisely the withdrawal of recognition as a separate, autonomous being which these individuals have experienced. “When I experience myself as an individual with feelings, then I am but I am not allowed to be” seems to be what these people are unconsciously thinking. Recognition, in the true sense of the word, can only be achieved by the performative act of recognition both of the subjectivity and of the trauma. Such acts of recognition can be performed in the psychoanalytical process when the analyst shows herself as being involuntarily vulnerable and at the same time as a survivor of that vulnerability. This means, however, that the dialectic tension must not only be endured but under certain circumstances also admitted; the tension between the wish to keep all emotions within oneself and the simultaneous unavoidable failure to do so. Only an analyst who is actively alive can, in the last resort, help the traumatised to establish contact with the world of living objects and to feel themselves as being alive.
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Pflichthofer, D. Die verwundbare Analytikerin. Forum Psychoanal 23, 343–363 (2007). https://doi.org/10.1007/s00451-007-0329-6
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