Zusammenfassung
Im Anschluss an Loewald – und Freuds Bild vom „Feuerlärm, der sich während einer Vorstellung erhebt“ – vergleicht der Autor die analytische Situation mit einem „Schauspiel“ und unterscheidet die gespielte (symbolische) Wirklichkeit von der (sinnlich realen) Wirklichkeit des Spielens selbst. Darin vollziehen frühgestörte, traumatisierte Patienten ihr Begehren und nötigen zu einer Liebesübertragung (im Unterschied zur Übertragungsliebe), und zwar durch ihre leibnahe Inszenierung von Sprache.
Der Analytiker, der sich auf ein ästhetisches Erleben dieser körpersprachlichen Präsenz des Patienten einlässt, wird verwandelt und verliert – vorübergehend – sein Selbstgefühl. Der Analytiker ist dann, um arbeiten zu können, darauf angewiesen, sich wieder real zu fühlen, der Patient darauf, den Analytiker als wirklich berührt zu erleben.
Denn der Patient „spielt“ nicht, sondern meint es ernst und fordert vom Analytiker – so wird der Sinn der Mitteilungen des Patienten „Jenseits der Worte“ (O’Shaughnessy) auch verstanden – eine beglaubigende Anerkennung der Wirklichkeit seines Begehrens. Der Analytiker muss für den Patienten zum realen, subjektiven Anderen werden. Mit verschiedenen Beispielen wird die wunscherfüllende, heilsame Wirkung solcher, z. B. spontaner, „Begegnungen“ gezeigt. Schließlich macht der Autor darauf aufmerksam, dass der Analytiker, der sich in der analytischen Situation nicht nur als Analytiker, sondern auch als reale Person fühlt und zeigt, in den traditionell verfahrensbezogenen psychoanalytischen Regeln keinen Maßstab für sein Handeln findet. Als Person handelt er vielmehr ,selbstverständlich moralisch‘, respektvoll und fürsorglich, und er ist, wenn nötig, zu „Eingeständnissen“ (Benjamin) bereit, weil der Patient nur dann sich seinerseits als Person anerkannt fühlen kann.
Abstract
In the sense of Loewald‘s and Freud’s “cry of fire raised during a theatrical performance” the author is comparing the analytic situation with a “play” and distinguishes the enacted (symbolic) reality from the (actual sensual) reality of the enacting itself. In this, traumatized patients with early disturbances perform their desire and coerce to a love transference (in contrast to transference love) and they do this by their corporeal presentation of language.
The analyst who gets involved in experiencing in an aesthetical way this presence centered on body-language will undergo a metamorphosis and looses temporarily his sense of self. To be able to work, the analyst will have to rely on feeling himself again as real, and the patient on his part depends on experiencing the analyst as really touched.
The patient, however, does not “play”, but takes it seriously and claims from the analyst a verifying acknowledgement of the reality of his desire – that is what the communication of the patient “beyond the words” means (O’Shaugnessy). The analyst has to become for the patient a real, subjective other. Several examples serve to illustrate the desire fulfilling, healing effect for example of spontaneous “encounters”. Finally, the author points out, that the analyst who feels and shows himself in the analytic situation not only as analyst, but also as a real person, doesn’t find any criteria for his practice among the traditional methodical rules. As a person he acts rather “self-evident morally”, respectfully and caring, and if necessary is willing to “confessions” (Benjamin), because the patient on his part can only in this way feel accepted as a person.
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Hübner, W. Verwandlungserfahrungen und Anerkennen der WirklichkeitVerwandlungserfahrungen und Anerkennen der Wirklichkeit. Forum Psychoanal 23, 219–234 (2007). https://doi.org/10.1007/s00451-007-0321-1
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