Anpassung an Terror—ein Widerspruch in sich

Zusammenfassung

Mitgeteilt wird das Ergebnis freier Einfälle während einer kurzen Selbstanalyse. Sie wurde unternommen, um eine Antwort auf die Frage zu finden, wie wir uns an Terror anpassen können. Das gut bekannte, zunächst von Freud gebrauchte Werkzeug wurde gewählt, weil es infolge unserer Begrenzungen unmöglich ist, die Frage in wissenschaftlicher Weise zu beantworten. Mir schien es daher ergiebiger, darauf zu achten, wohin die Selbstanalyse mich führen würde. Sie führte mich zunächst in den Nahen Osten, wo der Terror fast tägliches Ereignis ist. Es folgten zwei psychoanalytische Betrachtungen, die eine nach dem 11. September 2001 (Strozier), die andere nach der Shoah (Ornstein) geschrieben. In beiden Fällen charakterisierte die Dominanz des Geruchsinns die Erfahrung einer Katastrophe in der zivilisierten Welt. Dann erschienen mir Amérys Ausführungen zur Folter. Sie zeigen die Parallele zum Terror. In beiden Fällen wird das Grundgefühl der Sicherheit für immer gebrochen. Daraus folgt, daß wir, seitdem wir dem Terror ausgesetzt sind, in unserer inneren Welt in einem Zustand „purer Heimatlosigkeit“ (Kertész) leben.

Abstract

This paper is the final product of free-floating associations during a piece of short self-analysis that was conducted as an answer to the question: How can we adapt to terror? Knowing that, due to our limitations, it is impossible to answer the question in what would be regarded as a scientific manner, I chose to see where I would be taken, using this well-known psychoanalytic tool (first used by Freud). Self-analysis took me to the Middle East where terror is almost an everyday event. Then I read two psychoanalyst’s impressions, one after September 11 (Strozier) and the other after the Holocaust (Ornstein). In both, the experience of a catastrophe in the civilized world was characterized by the dominance of the sense of smell. I then read Améry’s 1966 book and saw the parallel between torture and terror. In both, the background of safety is permanently broken. One consequence of this state of affairs is suggested: Since the exposure to terror, we have been living – in our inner world – in a state of “pristine homelessness” (Kertész).