Inhaltsverzeichnis

  • Einleitung

  • Datenbasis

    • Datenvolumen

    • Demografische Daten

  • Implantationen

    • Indikation zur ICD-Implantation

    • ICD-Systemauswahl

    • Operationsdaten

  • Aggregatwechsel

  • Revisionen/Systemwechsel/Explantationen

  • Internationaler Vergleich

    • Datenbasis

    • Indikationen zur ICD-Therapie und ICD-Systemauswahl

    • Operationsdaten

  • Zusammenfassung und Ausblick

  • Literatur

  • Tabellenverzeichnis

  • Abbildungsverzeichnis

Einleitung

Wie bereits in der Einleitung von Teil 1 ausgeführt, unterscheidet sich dieser 20. Jahresbericht des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers erneut, aber anders von den jüngsten Berichten, weil für diese Ausgabe wieder einige der früher üblichen Zusatzauswertungen zur Verfügung stehen. Die entsprechenden Zusatzauswertungen sind das Ergebnis eines vom bürokratischen und finanziellen Aufwand her nicht ganz trivialen Verfahrens der sekundären Datennutzung (SDN; [1]).

Weiter haben sich die Regeln für die externe Qualitätssicherung geändert: Seit dem 1. Januar 2021 wird das Qualitätssicherungsverfahren Versorgung mit Herzschrittmachern und implantierbaren Defibrillatoren unter der „Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses zur datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung“ der sog. DeQS-Richtlinie geführt [2]. Dadurch wurden die alten Bundesfachgruppen aufgelöst und durch Expertengruppen auf Bundesebene abgelöst. Diesem Gremium gehören einige Mitglieder der alten Bundesfachgruppe nicht mehr an, so dass sich in Teilen auch die Zugehörigkeit der Autoren dieses Berichts geändert hat. Da insbesondere der Verfasser dieses Berichts nicht mehr Mitglied des Expertengremiums auf Bundesebene und zudem nicht mehr klinisch tätig ist, wird der Bericht 2020 der letzte dieses Verfassers sein und die Registerberichte von einer jüngeren Autorengruppe erstellt und weitergeführt werden.

Grundlage des Berichts sind die Bundesauswertungen der für die jeweiligen Verfahren der externen Qualitätssicherung publizierten Daten [3], für einige Vergleiche wurden zudem die Daten vorausgegangener Berichte des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers verwendet [4].

Die im Folgenden vorgestellten und kommentierten Ergebnisse der Operationen bei Patienten mit Herzschrittmachern (Teil 1) und implantierbaren Kardioverter-Defibrillatoren (ICD; Teil 2) aus dem stationären Bereich im Jahr 2020 in Deutschland geben trotz sekundärer Datenauswertungen aufgrund der immer niedriger werdenden Zahl an Daten, die für die Qualitätssicherung erhoben werden, einen gröberen Überblick über die Situation bei kardialen Rhythmusimplantaten als zuvor. Der traditionelle Vergleich mit den Registern aus Schweden und der Schweiz ist dennoch möglich [5, 6]. Das dänische Herzschrittmacher- und Defibrillator-Register hat für das Jahr 2020 leider keinen Bericht vorgelegt.

Über Eingriffe aus dem ambulanten Bereich können wir nach wie vor nicht berichten, da die Ermittlung der Daten zur externen Qualitätssicherung weiter nicht sektorenübergreifend erfolgt. Es ist aber davon auszugehen, dass die Zahl der Eingriffe, die im ambulanten Bereich durchgeführt werden, extrem niedrig ist, weil sie mit Ausnahme von einzelnen Sondervereinbarungen nicht vergütet werden.

Datenbasis

Datenvolumen

Die Zahl der Krankenhäuser, die in Deutschland ICD-Operationen durchführen, ist im Jahr 2020 in allen Leistungsbereichen wieder minimal angestiegen. Da sich die Angaben zur Datengrundlage ab dem Erfassungsjahr 2020 nicht mehr wie zuvor auf den entlassenden Standort beziehen, sondern auf Ebene der Krankenhäuser ausgegeben werden, sind vergleichbare Daten für die Zahl der Krankenhäuser aus dem Jahr 2018 für Tab. 1 nicht verfügbar.

Tab. 1 Übersicht ausgewerteter Datensätze im Vergleich zu den Vorjahren

Die Eingriffszahlen haben bei den Neuimplantationen um immerhin 5 %, bei den Revisionsoperationen nur geringfügig abgenommen und sind bei den Aggregatwechseln etwas angestiegen. Insgesamt resultiert erneut ein Rückgang von wenig mehr als 1000 Eingriffen, der aber nicht mehr ganz so ausgeprägt ist wie der Rückgang im Vorjahr. Die Rate der Revisionen an allen ICD-Eingriffen liegt mit 19,8 % im Bereich der Vorjahresergebnisse von 19,8 % (2019) und 19,2 % (2018), aber v. a. fast doppelt so hoch wie die entsprechende Raten bei den Herzschrittmacheroperationen von 10,3–10,7 % (siehe Teil 1).

Die Zahl der Institutionen, die 2020 weniger als 20 ICD-Operationen durchgeführt haben, ist im Vergleich zu den Vorjahren bei den Neuimplantationen und Revisionen angestiegen und nur bei den Aggregatwechseln zurückgegangen (Tab. 2). Insgesamt wird in nahezu der Hälfte der Institutionen (49,5 %) nur alle 2 Wochen eine ICD-Implantation durchgeführt, bei den Aggregatwechseln liegt die entsprechende Rate bei 74 %, bei den Revisionen bei 84 %. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von „Gelegenheitschirurgie“ und meinen damit nichts Gutes.

Tab. 2 Operationsvolumina der meldenden Krankenhäuser

Die SDN erlaubt eine detailliertere Auswertung für die Neuimplantationen (Abb. 1) und unterstreicht die Ergebnisse der Tab. 2. In rund 80 % der Krankenhäuser wird weniger als einmal pro Woche eine ICD Neuimplantation durchgeführt.

Abb. 1
figure 1

Implantationsvolumina der Krankenhäuser im Jahr 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 44,1 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Neuimplantationen durch)

Die Datenvollständigkeit (Tab. 3) zeigt im Vergleich zum Vorjahr (Tab. 4) wenige Veränderungen und entspricht damit den ebenfalls fast perfekten Zahlen bei den Herzschrittmachern. Bei den Zahlen über 100 % handelt es sich am ehesten um Kodierfehler oder Doppelerfassungen.

Tab. 3 Vollzähligkeit der ausgewerteten Datensätze bzw. Krankenhäuser im Jahr 2020 (Minimaldatensätze berücksichtigt)
Tab. 4 Vollzähligkeit der ausgewerteten Datensätze bzw. Krankenhäuser im Jahr 2019 (Minimaldatensätze berücksichtigt)

Demografische Daten

Die Anzahl der Eingriffe pro Institution liegt in allen Eingriffsklassen wie in allen Vorjahren unter den entsprechenden Zahlen für die Herzschrittmacher, bei den Revisionen sind die Zahlen aber inzwischen fast gleich (n = 13,6 Revisionen im Mittel pro Institution bei den ICD vs. n = 13,2 Revisionen im Mittel pro Institution bei den Herzschrittmachern). Auf den insgesamt hohen Anteil an Revisionsoperationen (19,8 % aller ICD Eingriffe im Vergleich zu 10,3 % aller Herzschrittmacheroperationen) wurde bereits hingewiesen. Männer sind weiter deutlich häufiger vertreten als bei den Herzschrittmacheroperationen, und die ICD-Patienten sind nicht unerwartet im Durchschnitt weiter um einiges jünger als die Schrittmacherpatienten. Die Diskussion über die Sinnhaftigkeit von ICD-Implantationen bei hochbetagten Patienten sollte an anderer Stelle geführt werden, erscheint aber angebracht. Die Verweildauern bleiben stabil und gehen nicht weiter zurück, bei den Revisionen nimmt die Verweildauer sogar wieder zu. Beim Vergleich mit den Herzschrittmachereingriffen ist die kürzere Verweildauer nach ICD-Neuimplantationen eher unerwartet (Tab. 5). Insgesamt liegt die Verweildauer allerdings deutlich über der unteren Grenzverweildauer (uGVD) der jeweiligen G‑DRG Fallpauschalen, was insofern überrascht, als man bei den ICD-Neuimplantationen und ICD-Aggregatwechseln in der überwiegenden Zahl von elektiven Eingriffen ausgehen kann, bei deren Überprüfungen durch den Medizinischen Dienst eine Überschreitung der uGVD selten toleriert wird.

Tab. 5 Demografische Daten zu Implantationen, Aggregatwechseln und Revisionen/Systemwechseln/Explantationen

Implantationen

Indikation zur ICD-Implantation

Die Primärprävention bleibt die mit Abstand häufigste Indikation zur ICD-Implantation, wobei diese Rate im Vergleich wie in den Vorjahren weiter kontinuierlich abnimmt (Tab. 6). Mögliche Ursachen für diese Abnahme der Rate an primärpräventiven ICD-Implantationen dürften die verbesserten Ergebnisse der medikamentösen Herzinsuffizienztherapie sowie die inzwischen allerdings etwas in die Jahre gekommenen und nicht ohne Widerspruch gebliebenen Ergebnisse der Danish-Studie sein [7, 8]. Aus Expertensicht erscheinen jedoch insgesamt die positiv zu bewertenden Aspekte des Rückgangs der Zahlen zu überwiegen.

Tab. 6 Führende Indikation der ICD-Implantation

Die Indikationen bzw. Symptome, die eine sekundärpräventive ICD-Implantation begründeten, sind in Abb. 2 und 3 aufgeführt und bleiben weiter nahezu konstant.

Abb. 2
figure 2

Zahlenmäßige Verteilung der indikationsbegründenden klinischen Ereignisse bei Sekundärprävention. (Beispiel: Im Jahr 2018 wurde bei 3237 Implantationen zur Sekundärprävention Kammerflimmern als indikationsbegründendes klinisches Ereignis angegeben. VF Kammerflimmern, VT ventrikuläre Tachykardie, NSVT nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardie)

Abb. 3
figure 3

Zahlenmäßige Verteilung der Symptomatik bei Sekundärprävention. (Beispiel: Im Jahr 2018 wurde bei 3619 Implantationen zur Sekundärprävention eine Reanimation als Symptomatik angegeben)

Die Leitlinienkonformität der Indikationsstellung liegt im Jahr 2020 sowohl für die Primärprävention als auch für die Sekundärprävention über den angestrebten 90 % (Tab. 7).

Tab. 7 Leitlinienkonforme Indikation bei den Indikationen Primär- und Sekundärprävention

ICD-Systemauswahl

Bei der Auswahl der ICD-Systeme zeigen sich kaum Veränderungen, nur die Rate der CRT-Systeme nimmt weiter geringfügig zu (Abb. 4).

Abb. 4
figure 4

Prozentuale Verteilung der ICD-Systeme bei Implantationen. (CRT+ CRT System mit Vorhofsonde, CRT− CRT-System ohne Vorhofsonde)

Die Angabe der Hersteller wird ab 2018 ebenso nicht mehr abgefragt wie Einzelheiten zu den verwendeten Sonden, sodass wir die diesbezüglichen Angaben schuldig bleiben müssen. Dies wird sich auch so schnell nicht ändern, da das in der Umsetzung befindliche Implantateregister Deutschland nicht nur seit dem 26. Mai 2020 in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) übergegangen ist, sondern auch die initial geplante Aufnahme des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers in das übergeordnete deutsche Register verschoben wurde.

Operationsdaten

Noch mehr als bei den Herzschrittmachern fällt die unverständlich seltene Verwendung der Vena cephalica auf (Tab. 8), obwohl die Vena cephalica bei der Patientengruppe, die einen ICD benötigen, erfahrungsgemäß häufiger für einen Sondenvorschub geeignet ist als bei Schrittmacherpatienten. Allerdings hat die Rate im Jahr 2020 wie schon 2019 zugenommen, sodass der Tiefpunkt der Entwicklung hinter uns liegen könnte. Dennoch ist es für den erfahrenen Operateur nicht nachvollziehbar, dass weiter bei über 55 % aller ICD-Systeme die Sondenimplantation ausschließlich über die Vena subclavia erfolgt, eine seit 2018 ermittelte Kennzahl, die beim Praktiker Kopfschütteln hervorruft.

Tab. 8 Venöser Zugang bei ICD-Implantationen

Die durchaus interessante Frage, was genau sich hinter dem in nennenswerter Zahl und Häufigkeit verwendeten venösen Zugang „Andere“ verbirgt, lässt sich durch die zur Verfügung stehenden Informationen nicht beantworten.

Die Operationszeiten bei der ICD-Implantation liegen im Median nur noch wenige Minuten über den Ergebnissen bei der Implantation von Herzschrittmachern, nur für CRT-D-Systeme brauchen die Operateure weiterhin mehr als 10 min länger als für CRT-P-Systeme. Die Implantation eines S‑ICD Systems dauert in Deutschland offensichtlich fast genauso lange wie die eines DDD-ICD-Systems (Tab. 9).

Tab. 9 Operationszeiten (Median) in Minuten bei Implantationen 2019 und 2020 (bezogen auf alle Fälle mit gültiger Angabe zur Operationsdauer > 0)

Die Verteilung der Operationszeiten zeigt Abb. 5. Es wird deutlich, dass insbesondere die Implantation eines CRT-D-Systems in einem nennenswerten Prozentsatz von 5 % durchaus länger als 3 h dauern kann, und daher immer noch deutlich zeitaufwändiger ist als die Implantation der anderen ICD-Systeme.

Abb. 5
figure 5

Perzentile der Operationszeiten im Jahr 2020. (Beispiel: Im Jahr 2020 waren 5 % aller Implantationen eines 1‑Kammer-ICD-Systems nach 20 min beendet)

Die SDN zeigt auch hier detailliertere Ergebnisse: In fast allen Kliniken ist die Implantation eines 1‑Kammer-ICD-Systems nach 1 h abgeschlossen, nur ganz wenige Krankenhäuser brauchen dafür im Mittel mehr als 90 min oder gar 2 h (Abb. 6).

Abb. 6
figure 6

Mittlere Dauer der Implantation von 1‑Kammer-ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 47 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines 1‑Kammer-ICD-Systems in 30 min oder weniger)

Wie bei den Herzschrittmachern dauert die Implantation von 2‑Kammer-ICD-Systemen in den einzelnen Krankenhäusern länger: Hier gelingt es nur knapp der Hälfte der Kliniken, einen 2‑Kammer-ICD in 1 h oder weniger zu implantieren, Kliniken, die länger als 90 min oder gar 2 h brauchen, sind deutlich häufiger als bei 1‑Kammer-ICD-Systemen und auch häufiger als bei 2‑Kammer Schrittmachern (Abb. 7).

Abb. 7
figure 7

Mittlere Dauer der Implantation von 2‑Kammer-ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 5 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines 2‑Kammer-ICD-Systems in 30 min oder weniger)

Bei den CRT-D-Systemen ist die mittlere Operationsdauer erwartungsgemäß noch einmal deutlich länger: nur knapp ein Viertel der Kliniken ist mit der Implantation im Mittel in unter 90 min fertig, die meisten brauchen 90 bis 120 min, und mehr als ein Drittel der Krankenhäuser benötigt im Mittel mehr als 2 h für die CRT-D-Implantation (Abb. 8).

Abb. 8
figure 8

Mittlere Dauer der Implantation von CRT-D-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In keinem [n = 0] Krankenhaus gelang im Jahr 2019 die Implantation eines CRT-D-Systems in 30 min oder weniger)

Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2014, in dem diese Daten das letzte Mal ausgewertet wurden, zeigt sich aber, dass die Operationszeiten in den Krankenhäusern abnehmen.

Die Implantation der S‑ICD-Systeme wird seit 2020 von der Mehrheit der Kliniken in weniger als 1 h durchgeführt, der Anteil der Häuser, die 2 h und mehr benötigen, entspricht cum grano salis den Ergebnissen bei den 2‑Kammer-ICD-Systemen (Abb. 9).

Abb. 9
figure 9

Mittlere Dauer der Implantation von S‑ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 8 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines S‑ICD-Systems in 30 min oder weniger)

Die Ergebnisse für das Dosisflächenprodukt sind in Tab. 10 dargestellt und zeigen wie bei den Herzschrittmachern eine kontinuierliche Abnahme der Strahlenbelastung, sind aber weiterhin deutlich höher als bei den Herzschrittmachereingriffen. Zudem sind die Werte bei der 95. Perzentile mit knapp 4900 cGy × cm2 weiterhin bemerkenswert hoch. Allerdings sind Angaben über die Strahlendosis v. a. dann sinnvoll, wenn sie nach Eingriffsart differenziert werden. Die Art der Datenauswertung beim Dosisflächenprodukt durch das dafür zuständige Institut ist aber eine andere, sodass wir diese Ergebnisse schuldig bleiben müssen.

Tab. 10 Ergebnisse für das Dosisflächenprodukt 2019 im Vergleich zu 2020

Die Ergebnisse der Reizschwellenbestimmung sowie der Ermittlung der intrakardialen Signalamplituden bleiben im Vergleich zum Vorjahr identisch und sind weiterhin im Bereich der Ergebnisse der Herzschrittmachertherapie (Tab. 11).

Tab. 11 Ergebnisse der Reizschwellenmessungen und Bestimmungen der intrakardialen Signalamplituden bei Implantationen (jeweils bezogen auf alle Fälle mit gültiger Angabe)

Nachdem der Verzicht auf die Bestimmung der Defibrillationsschwelle (DFT) inzwischen als akzeptiert gilt, werden Daten zur DFT seit einiger Zeit nicht mehr erfasst. Ob sich diese Praxis bei weiter zunehmenden Implantationszahlen von S‑ICD ohne Inkaufnahme von steigenden Sterblichkeitsraten im Langzeitverlauf durchhalten lässt, bleibt zu hoffen, aber auch abzuwarten.

Die Aggregattasche wird weiter mit zunehmender Häufigkeit subkutan bzw. subfaszial, d. h. auf dem M. pectoralis major angelegt, ein Trend, der aus den vergangenen Jahren bekannt ist (Tab. 12). Die Schweizer wählen dies Vorgehen allerdings noch häufiger, nämlich bei über 90 % der Implantationen.

Tab. 12 Position der Aggregattasche

Der regelmäßig an dieser Stelle erfolgende Hinweis, dass der Verzicht auf die Präparation einer submuskulären Tasche im Hinblick auf die nach wie vor nicht kleinen Dimensionen mancher Aggregate nicht bei jedem Patienten unbedenklich erscheint, hat zwar weiter seine zumindest theoretische Berechtigung, dennoch hat die Technik der subkutanen/subfaszialen Taschenanlage bislang nicht zu einer Zunahme an Aggregatperforationen geführt (Tab. 21). Allerdings verbleibt die Anzahl von Aggregatperforationen und Infektionen auf weiterhin bemerkenswert hohem Niveau (s. unten).

Die Häufigkeit perioperativer Komplikationen hat im Vergleich zu den Vorjahren abgesehen von den Taschenhämatomen, dem Perikarderguss und v. a. den Sondendislokationen weiter abgenommen (Abb. 10 und Tab. 13).

Abb. 10
figure 10

Überblick über die perioperativen Komplikationen nach Implantation. (CPR Reanimation, Pneu interventionspflichtiger Pneumothorax, HT Hämatothorax, PE Perikarderguss, Hämatom interventionspflichtiges Taschenhämatom, Dislok. Sondendislokation, Dysf. Sondendysfunktion, Wundinf. postoperative Wundinfektion nach Definition der CDC, Sonstige Fälle mit mind. einer sonstigen interventionspflichtigen perioperativen Komplikation)

Tab. 13 Perioperative Komplikationen bei Implantationen in den Jahren 2018, 2019 und 2020 im Vergleich

Bei den Sondenkomplikationen hat nur die Zahl an Sondendislokationen im Vorhof wieder deutlich zugenommen, wohingegen die Zahl an Sondendysfunktionen kontinuierlich zurückgeht (Tab. 14).

Tab. 14 Perioperative Sondenkomplikationen 2018, 2019 und 2020 – Details

Insgesamt sind die Zahlen jedoch auffallend niedrig, was am ehesten mit dem sehr kurzen Nachbeobachtungszeitraum von 2 (Median) bzw. 4 Tagen (Mittelwert) zusammenhängt.

Im Rahmen der SDN wurden die Sonderauswertungen für den Zusammenhang zwischen der Gesamtkomplikationsrate und dem venösen Zugangsweg wieder möglich und sind in Tab. 15 und 16 und Abb. 11 dargestellt.

Tab. 15 Anzahl der perioperativen Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub
Tab. 16 Relative Häufigkeit der perioperativen Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub
Abb. 11
figure 11

Perioperative Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub

Wie schon in all den Jahren, in denen diese Sonderauswertung Bestandteil der Registerberichte war, zeigt sich erneut ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Komplikationsrate und dem für den Sondenvorschub gewählten Zugangsweg. Dies liegt wie bei den Herzschrittmachern v. a. an der nachvollziehbar höheren Rate an Pneumothoraces.

Diese Ergebnisse unterstreichen die bereits in Teil 1 erwähnte Forderung nach der Aufnahme des venösen Zugangsweges als Qualitätsindikator. Zumindest die unverständlich hohe Rate an Krankenhäusern, bei denen die V. subclavia in mehr als 90 % der Fälle für den Sondenvorschub verwendet wird, könnte damit möglicherweise gesenkt werden (siehe auch „Zusammenfassung und Ausblick“).

Aggregatwechsel

Die relative Häufigkeit dieser Eingriffe hat mit 25,8 % im Vergleich zum Vorjahr (24,4 %) erneut zugenommen und liegt über der Rate bei der Schrittmachertherapie (15,8 %).

Deutlich ausgeprägter als bei den Neuimplantationen (Abb. 1) und auch ausgeprägter als bei den Herzschrittmachern werden Aggregatwechsel in den meisten Kliniken weniger als alle 2 Wochen durchgeführt, Zentren mit einer Anzahl von mehr als 50 Aggregatwechseln pro Jahr stellen mit knapp 5 % eine absolute Minderheit dar (Abb. 12).

Abb. 12
figure 12

Operationsvolumina der Krankenhäuser bei den Aggregatwechseln in den Jahren 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 74,7 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Aggregatwechsel durch)

Die Laufzeiten der Aggregate werden seit 2018 leider nicht mehr ermittelt. Dies gilt genauso für die Unterschiede der Laufzeiten je nach ICD-System oder -Hersteller, die schon länger nicht mehr ausgewertet werden. Damit wird ein aus Sicht der Leistungserbringer und der Patienten wichtiger Qualitätsaspekt der Therapie mit kardialen Rhythmusimplantaten nicht mehr beleuchtet, und selbst die rudimentären Angaben, die für die Herzschrittmacheraggregate erhoben werden, sind nicht vorhanden.

Die Zahl der Aggregate, die zum Zeitpunkt des Austauschs Therapien abgegeben hatten, wird seit 2018 ebenfalls nicht mehr ermittelt – ein weiterer fehlender Mosaikstein, mit dem sich Aspekte der Indikationsstellung hätten überprüfen lassen.

Komplikationen bei ICD-Aggregatwechseln sind insgesamt selten (Tab. 17), allerdings relativ häufiger als beim Austausch von Herzschrittmacheraggregaten.

Tab. 17 Perioperative Komplikationen bei Aggregatwechsel

Revisionen/Systemwechsel/Explantationen

Der Anteil dieser Eingriffe (im Folgenden als Revisionen zusammengefasst) liegt mit 19,8 % weiter fast doppelt so hoch wie bei den Herzschrittmacheroperationen (10,3 %). Die absoluten Zahlen haben in 2020 im Vergleich zu den Vorjahren weiter abgenommen, die relative Häufigkeit ist gleichgeblieben (Tab. 1).

Die Zahl der Krankenhäuser, die Revisionen in nennenswerter Zahl (n ≥ 50) durchführen, entspricht cum grano salis der bei den Aggregatwechseln (Abb. 13) und liegt ähnlich niedrig wie bei den Herzschrittmachern.

Abb. 13
figure 13

Operationsvolumina der Krankenhäuser bei den Revisionsoperationen in den Jahren 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 80,8 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Revisionsoperationen durch)

Überweisungen zur Revision aus anderen Häusern nehmen nicht weiter zu und werden nach wie vor deutlich seltener durchgeführt als Revisionen bei Patienten, die zuvor am eigenen Hause operiert wurden (Tab. 18).

Tab. 18 Ort des letzten Eingriffs, welcher der Revisionsoperation vorausging

Sondenprobleme stellen weiterhin die häufigste Indikation zur Revision dar (Tab. 19).

Tab. 19 Indikation zur Revisionsoperation (Mehrfachnennung möglich)

Bei den ICD-Aggregat-Problemen zeigt sich erneut ein Rückgang der Revisionen wegen einer Fehlfunktion bzw. einer Rückrufaktion, und der häufigste Grund für eine Revisionsoperation am Aggregat ist weiterhin der vorzeitige Aggregataustausch bei Reoperationen aus anderen Gründen (Tab. 20). Hier wäre es interessant zu erfahren, wie lange die über 2000 ausgetauschten Aggregate noch gehalten hätten und wie die Überlebenszeit der Patienten nach der Reoperation war, d. h. wie vielen Patienten tatsächlich eine weitere Operation erspart geblieben ist. Diese Informationen werden wir allerdings nicht bekommen.

Tab. 20 Indikation zur Revisionsoperation bei Aggregatproblemen

Die im Vergleich zu den Schrittmachern deutlich höhere, im Vergleich zu den Vorjahren allerdings nicht weiter zunehmende Infektionsrate bleibt auffällig; Hinweise auf die Ursache sind aus den Daten nicht ableitbar (Tab. 21). Ob die Dimensionen der Aggregate und möglicherweise auch der Ort der Taschenanlage dabei eine Rolle spielen, liegt als Vermutung auf der Hand, ist aber nicht nachzuweisen.

Tab. 21 Indikation zur Revisionsoperation bei Taschenproblemen

Bei den Problemen mit der Vorhofsonde ist die Infektion weiter und in zunehmender Zahl die führende Ursache, gefolgt von der Dislokation und dem Sondenbruch bzw. dem Isolationsdefekt (Tab. 22).

Tab. 22 Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der Vorhofsonde

Ein Sondenbruch/Isolationsdefekt ist weiter die führende Ursache für Probleme mit der RV-Sonde und weist auf die vergleichsweise höhere Komplexität der Sondenkonstruktion hin, die offensichtlich nach wie vor komplikationsanfällig ist. Weitere häufige Ursachen sind auch hier die Infektion und der Reizschwellenanstieg bis hin zum Stimulationsverlust, wohingegen die Dislokation vergleichsweise seltener ist (Tab. 23).

Tab. 23 Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der rechtsventrikulären Sonde

Bei der linksventrikulären Sonde ist wie bei der Vorhofsonde die Infektion die häufigste Ursache für Probleme, gefolgt von der Dislokation und dem Reizschwellenanstieg bis hin zum Stimulationsverlust (Tab. 24).

Tab. 24 Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der linksventrikulären Sonde

Die nur schwer abschätzbare Problematik der konstruktionsbedingten Sondendysfunktionen wie Sondenbrüche und Isolationsdefekte kann nur durch eine Längsschnittbeobachtung sowie eine adäquate Produktverfolgung weiter analysiert werden.

Bei den Infektionen bleibt es aufgrund fehlender Datenerhebung weiterhin unklar, ob es sich um Sondeninfektionen im Zusammenhang mit einer Tascheninfektion oder um eine von den Sonden ausgehende Infektion handelt.

Der Zeitpunkt des Auftretens bzw. der Diagnose des Sondenproblems ist in Abb. 14 dargestellt. Wie bei den Herzschrittmachern können Probleme während des 1. Jahres nach vorausgegangenem Eingriff an der Sonde bis zum Beweis des Gegenteils als Hinweis auf ein prozedurales Verbesserungspotenzial interpretiert werden. Diese frühen Probleme traten bei den ICD-Sonden allerdings deutlich seltener auf als bei den Schrittmachersonden, solange diese Daten für Schrittmachersonden erhoben wurden. Das ist seit 2018 leider nicht mehr der Fall.

Abb. 14
figure 14

Zeitpunkt des Auftretens des Sondenproblems

Bei der chirurgischen Korrektur von Sondenproblemen (Abb. 15) bleibt es wie in den Vorjahren dabei, dass ICD-Sonden insbesondere im Vorhof und im Koronarsinus häufiger explantiert als stillgelegt werden. Ein diesbezüglicher Vergleich mit den Revisionen bei Schrittmachersonden ist seit 2018 aufgrund nicht mehr erhobener Daten nicht möglich. Bei den vergleichsweise deutlich häufigeren zusätzlichen Neuimplantationen von Vorhof- und LV-Sonde handelt es sich am ehesten um Systemumstellungen (Abb. 16). Im Vergleich zu Schrittmacherrevisionen ist die Neuplatzierung von Sonden bei den ICD deutlich seltener.

Abb. 15
figure 15

Chirurgisches Vorgehen bei funktionslosen Sonden. (Bezug: alle postoperativ funktionell nicht aktiven Sonden, bei denen die Art des Vorgehens dokumentiert wurde)

Abb. 16
figure 16

Chirurgisches Vorgehen bei der Sondenrevision. (Bezug: alle postoperativ funktionell aktiven Sonden, an denen ein Eingriff vorgenommen wurde)

Die absolute Zahl an Komplikationen nach Revisionsoperationen ist gleichgeblieben, die relative Häufigkeit hat im Vergleich zum Vorjahr zugenommen und im Vergleich zum Jahr davor abgenommen (Tab. 25).

Tab. 25 Perioperative Komplikationen bei Revision, Systemumstellung, Explantation

Bei den Todesfällen im Zusammenhang mit ICD-Operationen (Tab. 26) fällt erneut auf, dass Patienten nach ICD-Neuimplantationen seltener versterben als nach Schrittmacherimplantationen (0,65 % vs. 1,55 %). Allerdings können die Zahlen keinen Aufschluss darüber geben, ob und wie oft ein Zusammenhang zwischen der Implantation und dem späteren Versterben der Patienten besteht. Demgegenüber ist die Sterblichkeit nach Revisionsoperationen bei ICD-Patienten höher als bei Schrittmacherpatienten (2,29 % vs. 1,71 %). Die Rate bei den Austauschoperationen unterscheidet sich erwartungsgemäß nur marginal (0,21 % vs. 0,24 %).

Tab. 26 Todesfälle im Zusammenhang mit Implantationen, Aggregatwechseln und Revisionen/Systemwechseln/Explantationen 2020 im Vergleich zu den Ergebnissen 2018 und 2019

Internationaler Vergleich

Datenbasis

Traditionell erfolgt an dieser Stelle der Vergleich der Daten aus Deutschland mit den Berichten aus der Schweiz und Schweden ([5, 6]; Tab. 27), und sofern sie vorliegen, was für das Jahr 2020 nicht der Fall ist, auch mit den dänischen Daten. Die Daten der European Heart Rhythm Association (EHRA; [9]) sowie der britischen Kollegen [10] wurden bislang seit Publikation der Daten von 2017 nicht mehr fortgeführt. Allerdings waren die Daten wegen ihrer Unvollständigkeit sowie der unterschiedlichen Aufbereitung für einen Vergleich auch nicht geeignet.

Tab. 27 Datenbasis im internationalen Vergleich

Beim Vergleich der Datenbasis gibt es nichts Neues: In Deutschland werden sowohl absolut als auch relativ, d. h. pro 1 Mio. Einwohner, die meisten ICD implantiert (Tab. 27 und Abb. 17). Man kann also mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass Deutschland europaweit, vermutlich sogar weltweit führend ist. In allen Ländern sind die Implantationsraten pro 1 Mio. Einwohner, genauso wie in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen.

Abb. 17
figure 17

Implantationen pro 1 Mio. Einwohner im internationalen Vergleich. (Quellen: siehe Tab. 27)

Auf der Suche nach einer tragfähigen Erklärung für die hohe Implantationsrate betrachten wir traditionell zum einen die Altersverteilung (Abb. 18) und zum anderen die regionalen Unterschiede sowie die Leitlinienkonformität in den einzelnen Bundesländern. Die beiden Letzteren liegen aus bereits erwähnten Gründen nicht vor, konnten aber auch in den Vorjahren keine Erklärung liefern, da insbesondere die regionalen Unterschiede bei der Leitlinienkonformität nur sehr gering waren.

Abb. 18
figure 18

Anteil älterer Patienten ≥ 80 Jahre (Schweiz ≥ 81 Jahre) an allen Patienten, bei denen ein ICD implantiert wurde, im Vergleich

Bei der Altersverteilung hat im Vergleich zum Vorjahr der Anteil an Hochbetagten in der Schweiz und Deutschland leicht zugenommen, und ist in Schweden gleichgeblieben. Dabei verzeichnet Deutschland weiterhin den mit Abstand höchsten Anteil an Patienten mit einem Lebensalter von 80 Jahren oder darüber.

Wir müssen weiterhin wie bei den Herzschrittmacherimplantationen eine schlüssige Erklärung für den deutlichen Unterschied bei der ICD-Implantationsrate im Vergleich zu den anderen betrachteten Ländern schuldig bleiben. Das ist bei der Implantationsrate an Herzschrittmachern im Ländervergleich zwar ähnlich, die Unterschiede sind aber nicht so ausgeprägt.

Indikationen zur ICD-Therapie und ICD-Systemauswahl

Der Vergleich der Indikationen zur ICD-Implantation zeigt, dass in allen Ländern wieder weniger ICD primärprophylaktisch implantiert werden, wobei der entsprechende Anteil wie im Vorjahr in der Schweiz am höchsten und in Schweden am niedrigsten ist (Abb. 19).

Abb. 19
figure 19

Indikationen zur ICD-Implantation im internationalen Vergleich

Bei der ICD-Systemauswahl sind die Unterschiede im Vergleich zu Schweden und der Schweiz in etwa gleichgeblieben, die Schweden implantieren weiterhin häufiger ein DDD-ICD-System als die Deutschen und die Schweizer. Erstmals wurden 2020 die vergleichsweise meisten CRT-D-Systeme in Deutschland implantiert. Dies trifft auch für die Implantationsrate an VVI-ICD-Systemen zu. Im Vergleich weiterhin auffallend niedrig ist die Verwendung der in konstanter Häufigkeit implantierten S‑ICD-Systeme in Schweden.

Der Vergleich der ICD-Sondenauswahl insbesondere, ob eine single-coil oder dual-coil Elektrode verwendet wurde, ist aufgrund der seit 2017 in Deutschland nicht mehr erhobenen Daten unmöglich (Abb. 20).

Abb. 20
figure 20

Auswahl des ICD-Systems im Vergleich

Operationsdaten

Die Ergebnisse bei den Operationsdaten zeigen seit Jahren, so auch 2020, die gleichen Unterschiede. Zunächst verwenden die Schweden wie bei den Schrittmacherimplantationen die Vena cephalica häufiger und die Vena subclavia seltener zum Sondenvorschub als die Deutschen und die Schweizer. Allerdings verzerrt der in 21,9 % der Fälle verwendete „andere“ venöse Zugang für den Sondenvorschub in der Schweiz, hinter dem sich v. a. die Angabe „unbekannt“ verbirgt, die Ergebnisse der Eidgenossen und macht einen Vergleich nur bedingt sinnvoll. Aber auch unter Berücksichtigung dieser Einschränkung wird die Vena cephalica in der Schweiz mit Abstand am seltensten verwendet (Tab. 28). Dieser Zugangsweg hat sowohl in der Schweiz als auch in Schweden im Vergleich zum Vorjahr weiter an Attraktivität verloren, wohingegen die Deutschen die Vena cephalica häufiger als 2019 verwendet haben.

Tab. 28 Prozentuale Verteilung venöser Zugänge bei Neuimplantationen im Vergleich

Für die insgesamt im Vergleich zum Vorjahr wenig veränderten Operationszeiten zeigt sich wie seit Jahren, dass die Schweden alle Systeme am schnellsten implantieren, und die Schweizer am wenigsten schnell (Abb. 21). Der Vergleich der Implantationszeiten für S‑ICD-Systeme ist 2020 aufgrund fehlender schwedischer Daten weiterhin nur zwischen der Schweiz und Deutschland möglich und zeigt hier im Vergleich zum Vorjahr eine geringe Zunahme der Zeiten in der Schweiz und kürzere Operationszeiten in Deutschland.

Abb. 21
figure 21

Vergleich der mittleren Operationsdauer bei Implantationen für verschiedene Systeme

Aufgrund des völlig unterschiedlichen Vorgehens bei der Auswertung der perioperativen Komplikationen wird auf einen Vergleich mit den schwedischen Ergebnissen verzichtet. Aus der Schweiz liegen ohnehin keine Ergebnisse vor.

Zusammenfassung und Ausblick

Die Ergebnisse des deutschen ICD-Registerberichts sind über die Jahre hinweg von bemerkenswerter Konstanz: Die Implantationsrate bleibt sehr hoch, und die Vena cephalica wird weiterhin zu selten als Zugangsweg verwendet. Ebenfalls konstant ist die seit 2015 zu beobachtende Tendenz, dass immer weniger Daten erhoben werden. Dies ist v. a. der Tatsache geschuldet, dass es nicht Aufgabe der externen Qualitätssicherung ist, Daten zu erheben, die für die Versorgungsforschung interessant sind, so sehr man sich dies auch wünschen mag. Da sich zudem die Aufnahme des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers in das Implantateregister Deutschland verzögert, werden sich die an diesen Ergebnissen Interessierten noch einige Zeit gedulden müssen. Immerhin gelang es für das Jahr 2020 durch die nicht unkomplizierte und überdies auch kostenpflichtige Nutzung des Verfahrens der sekundären Datennutzung einige zusätzliche Ergebnisse darstellen zu können.

Die deutlich höhere Komplikationsrate bei der Sondenimplantation mittels Punktion der Vena subclavia wird in der Praxis offensichtlich weiter nicht in dem wünschenswerten Umfang zur Kenntnis genommen. Allerdings nimmt dieser Zugangsweg sowohl bei der Schrittmacherimplantation als auch bei der ICD-Implantation inzwischen in Deutschland an Beliebtheit zu, was möglicherweise auch mit den Berichten des Deutschen Herzschrittmacher- und Defibrillator-Registers zusammenhängt und daher von den Autoren als ein positives Resultat der Publikation dieser Berichte interpretiert wird.

Der Zusammenhang zwischen der Art des venösen Zugangs und der Komplikationsrate konnte seit 2014 aufgrund der fehlenden Sonderauswertungen nicht weiter verfolgt werden, war aber 2020 wieder möglich.

Dabei hat sich erneut der signifikante Zusammenhang von Komplikationsrate und venösem Zugangsweg gezeigt, ohne dass dies von Seiten des für die externe Qualitätssicherung zuständigen Instituts zu Konsequenzen geführt hätte.

Die Rate an Sondenkomplikationen ist weiterhin (zu) hoch, auch bedingt durch konstruktionsbedingte Probleme. Hier gibt es noch einigen Diskussionsbedarf u. a. hinsichtlich der Produktüberwachung, wobei auch hier eine Zunahme des Interesses an einer diesbezüglichen Diskussion außerhalb von Expertenrunden nur mit Mühe erkennbar ist. Schließlich muss die nicht gerade niedrige Infektionsrate unter Beobachtung bleiben.

Wie bei den Schrittmacheroperationen haben wir bis in das Jahr 2014 auch bei den ICD-Operationen drei Parameter (1. Verwendung der Vena cephalica in < 10 % der Implantation, 2. Verwendung einer Dual-Coil-Sonde in > 90 % der Implantationen und 3. Dislokationen der RV-Sonde in > 5 % bei Neuimplantationen) betrachtet, die man als Indikatoren für unterschiedliche Aspekte der ICD-Therapie werten kann. Die Daten zur Beantwortung der Frage 2 werden inzwischen nicht mehr erhoben, aber dafür liegen für 2020 die Ergebnisse von Sonderauswertungen vor, die eine Darstellung des ersten und dritten Indikators erlauben (Tab. 29).

Tab. 29 Verhalten der Krankenhäuser bei Implantationen bezüglich des bevorzugten venösen Zugangs sowie der Häufigkeit von Ventrikelsondendislokationen in den einzelnen Krankenhäusern im Vergleich der Jahre 2019 und 2020

Im Vergleich zu den Ergebnissen der letzten Sonderauswertung im Jahr 2014 sind alle Zahlen weiter zurückgegangen. Seinerzeit verwendeten 277 Krankenhäuser (41,4 %) die Vena cephalica in weniger als 10 %, und in 19 Krankenhäusern (2,8 %) dislozierte die RV-Sonde in mehr als 5 % der Fälle. Allerdings bewegt sich die Rate an Krankenhäusern, die so gut wie nie die Vena cephalica zum Sondenvorschub verwenden, weiter auf einem wenig nachvollziehbar hohen Niveau. Das offensichtliche Fehlen von Kenntnissen und Fertigkeiten bei einem Grundprinzip der Implantation von kardialen Rhythmusimplantaten bei mehr als einem Drittel der Anwender muss weiter Anlass zur Sorge sein. Insbesondere in Kenntnis der deutlich höheren Komplikationsrate beim Zugang über die Vena subclavia ist es höchst bedauerlich und aus Sicht eines Implanteurs unverständlich, dass der venöse Zugangsweg der 1. Wahl nicht von allen Operateuren ausreichend beherrscht wird. Dies wird sich vermutlich erst dann ändern, wenn die nicht nachvollziehbar seltene Verwendung der Vena cephalica als Qualitätsmangel definiert und mit Vergütungsabschlägen sanktioniert wird. Um es klar und deutlich zu sagen: Wer die Präparation der Vena cephalica nicht beherrscht, sollte von der Implantation von kardialen Rhythmusimplantaten Abstand nehmen.

Immerhin ist die Rate an Krankenhäusern mit einer für den Praktiker inakzeptabel hohen Dislokationsrate bei den RV-Sonden im Vergleich zu 2014 zurückgegangen, aber im Vergleich zu 2019 sowohl absolut als auch relativ angestiegen.

Abschließend sei allen, die zu diesem Bericht beigetragen haben, herzlich gedankt.

Ein ganz besonderer Dank gilt der Deutschen Gesellschaft für Thorax‑, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), die die Finanzierung der sekundären Datennutzung übernommen und dadurch die Publikation der zusätzlichen Daten erst ermöglicht hat.

In ungebrochenem Optimismus hoffen wir, dass auch die Informationen des Teils 2 des Registerberichts 2020 dem Anwender in der täglichen Praxis hilfreich sein können. Noch mehr würden wir uns darüber freuen, wenn die Resultate kommender Jahre zeigen, dass die im Registerbericht vorgestellten Ergebnisse auch zu Konsequenzen beim operativen Vorgehen führen, wie dies im Falle der abnehmenden Verwendung der Dual-Coil-Sonden bis zum Auswertungsjahr 2014 zu beobachten war und für die Verwendung der Vena cephalica zumindest ansatzweise seit dem gleichen Jahr zu beobachten ist.

Am Ende des Berichts erlaubt sich der Autor der Berichte der letzten 20 Jahre, den Wegbegleitern der zwei vergangenen Jahrzehnte für ihre Unterstützung ein herzliches Dankeschön zuzurufen und seinem Nachfolger viel Geduld und Beharrlichkeit, aber auch und vor allem Erfolg zu wünschen.

Infobox 1 Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Übersicht ausgewerteter Datensätze im Vergleich zu den Vorjahren

Tab. 2: Operationsvolumina der meldenden Krankenhäuser

Tab. 3: Vollzähligkeit der ausgewerteten Datensätze bzw. Krankenhäuser im Jahr 2020 (Minimaldatensätze berücksichtigt)

Tab. 4: Vollzähligkeit der ausgewerteten Datensätze bzw. Krankenhäuser im Jahr 2019 (Minimaldatensätze berücksichtigt)

Tab. 5: Demografische Daten zu Implantationen, Aggregatwechseln und Revisionen/Systemwechseln/Explantationen

Tab. 6: Führende Indikation der ICD-Implantation

Tab. 7: Leitlinienkonforme Indikation bei den Indikationen Primär- und Sekundärprävention

Tab. 8: Venöser Zugang bei ICD-Implantationen

Tab. 9: Operationszeiten (Median) in Minuten bei Implantationen 2019 und 2020 (bezogen auf alle Fälle mit gültiger Angabe zur Operationsdauer > 0)

Tab. 10: Ergebnisse für das Dosisflächenprodukt 2019 im Vergleich zu 2020

Tab. 11: Ergebnisse der Reizschwellenmessungen und Bestimmungen der intrakardialen Signalamplituden bei Implantationen (jeweils bezogen auf alle Fälle mit gültiger Angabe)

Tab. 12: Position der Aggregattasche

Tab. 13: Perioperative Komplikationen bei Implantationen in den Jahren 2018, 2019 und 2020 im Vergleich

Tab. 14: Perioperative Sondenkomplikationen 2018, 2019 und 2020 – Details

Tab. 15: Anzahl der perioperativen Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub

Tab. 16: Relative Häufigkeit der perioperativen Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub

Tab. 17: Perioperative Komplikationen bei Aggregatwechsel

Tab. 18: Ort des letzten Eingriffs, welcher der Revisionsoperation vorausging

Tab. 19: Indikation zur Revisionsoperation (Mehrfachnennung möglich)

Tab. 20: Indikation zur Revisionsoperation bei Aggregatproblemen

Tab. 21: Indikation zur Revisionsoperation bei Taschenproblemen

Tab. 22: Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der Vorhofsonde

Tab. 23: Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der rechtsventrikulären Sonde

Tab. 24: Indikation zur Revisionsoperation bei Problemen mit der linksventrikulären Sonde

Tab. 25: Perioperative Komplikationen bei Revision, Systemumstellung, Explantation

Tab. 26: Todesfälle im Zusammenhang mit Implantationen, Aggregatwechseln und Revisionen/Systemwechseln/Explantationen 2020 im Vergleich zu den Ergebnissen 2018 und 2019

Tab. 27: Datenbasis im internationalen Vergleich

Tab. 28: Prozentuale Verteilung venöser Zugänge bei Neuimplantationen im Vergleich

Tab. 29: Verhalten der Krankenhäuser bei Implantationen bezüglich des bevorzugten venösen Zugangs sowie der Häufigkeit von Ventrikelsondendislokationen in den einzelnen Krankenhäusern im Vergleich der Jahre 2019 und 2020

Infobox 2 Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Implantationsvolumina der Krankenhäuser im Jahr 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 44,1 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Neuimplantationen durch)

Abb. 2: Zahlenmäßige Verteilung der indikationsbegründenden klinischen Ereignisse bei Sekundärprävention. (Beispiel: Im Jahr 2018 wurde bei 3237 Implantationen zur Sekundärprävention Kammerflimmern als indikationsbegründendes klinisches Ereignis angegeben. VF Kammerflimmern, VT ventrikuläre Tachykardie, NSVT nicht anhaltende ventrikuläre Tachykardie)

Abb. 3: Zahlenmäßige Verteilung der Symptomatik bei Sekundärprävention. (Beispiel: Im Jahr 2018 wurde bei 3619 Implantationen zur Sekundärprävention eine Reanimation als Symptomatik angegeben)

Abb. 4: Prozentuale Verteilung der ICD-Systeme bei Implantationen. (CRT+ CRT System mit Vorhofsonde, CRT− CRT-System ohne Vorhofsonde)

Abb. 5: Perzentile der Operationszeiten im Jahr 2020. (Beispiel: Im Jahr 2020 waren 5 % aller Implantationen eines 1‑Kammer-ICD-Systems nach 20 min beendet)

Abb. 6: Mittlere Dauer der Implantation von 1‑Kammer-ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 47 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines 1‑Kammer-ICD-Systems in 30 min oder weniger)

Abb. 7: Mittlere Dauer der Implantation von 2‑Kammer-ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 5 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines 2‑Kammer-ICD-Systems in 30 min oder weniger)

Abb. 8: Mittlere Dauer der Implantation von CRT-D-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In keinem [n = 0] Krankenhaus gelang im Jahr 2019 die Implantation eines CRT-D-Systems in 30 min oder weniger)

Abb. 9: Mittlere Dauer der Implantation von S‑ICD-Systemen in den einzelnen Kliniken. (Beispiel: In 8 Krankenhäusern gelang im Jahr 2019 die Implantation eines CRT-D-Systems in 30 min oder weniger)

Abb. 10: Überblick über die perioperativen Komplikationen nach Implantation. (CPR Reanimation, Pneu interventionspflichtiger Pneumothorax, HT Hämatothorax, PE Perikarderguss, Hämatom interventionspflichtiges Taschenhämatom, Dislok. Sondendislokation, Dysf. Sondendysfunktion, Wundinf. postoperative Wundinfektion nach Definition der CDC, Sonstige Fälle mit mind. einer sonstigen interventionspflichtigen perioperativen Komplikation)

Abb. 11: Perioperative Komplikationen in Abhängigkeit vom venösen Zugangsweg für den Sondenvorschub

Abb. 12: Operationsvolumina der Krankenhäuser bei den Aggregatwechseln in den Jahren 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 74,7 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Aggregatwechsel durch)

Abb. 13: Operationsvolumina der Krankenhäuser bei den Revisionsoperationen in den Jahren 2019 und 2020. (Beispiel: Im Jahr 2019 führten 80,8 % der Krankenhäuser zwischen 1 und 19 Revisionsoperationen durch)

Abb. 14: Zeitpunkt des Auftretens des Sondenproblems

Abb. 15: Chirurgisches Vorgehen bei funktionslosen Sonden. (Bezug: alle postoperativ funktionell nicht aktiven Sonden, bei denen die Art des Vorgehens dokumentiert wurde)

Abb. 16: Chirurgisches Vorgehen bei der Sondenrevision. (Bezug: alle postoperativ funktionell aktiven Sonden, an denen ein Eingriff vorgenommen wurde)

Abb. 17: Implantationen pro 1 Mio. Einwohner im internationalen Vergleich. (Quellen: siehe Tab. 27)

Abb. 18: Anteil älterer Patienten ≥ 80 Jahre (Schweiz ≥ 81 Jahre) an allen Patienten, bei denen ein ICD implantiert wurde, im Vergleich

Abb. 19: Indikationen zur ICD-Implantation im internationalen Vergleich

Abb. 20: Auswahl des ICD-Systems im Vergleich

Abb. 21: Vergleich der mittleren Operationsdauer bei Implantationen für verschiedene Systeme