Das Interesse an der Diagnostik und Behandlung der Synkope ist vielfältig. Zum einen ist das Auftreten einer Synkope nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch als Vorstellungsgrund in der Notfallambulanz bzw. zur Krankenhausaufnahme häufig. Zum anderen weist die Synkope im Vergleich zu vielen anderen kardiovaskulären und internistischen Erkrankungen einige Besonderheiten auf. So ist die Synkope ein Symptom und keine Erkrankung. Daher können gänzlich unterschiedliche Erkrankungen das Symptom Synkope verursachen. Eine weitere Besonderheit ist, dass viele dieser Veränderungen nur vorübergehend auftreten und zwischen zwei Attacken schwerlich oder gar nicht nachzuweisen sind. Das kann einer der Gründe sein, weshalb in der routinemäßigen differenzialdiagnostischen Abklärung manche Erkrankungen in ihrer realen Häufigkeit über- und andere Erkrankungen unterschätzt werden. In der klinischen Routine kann dann die diagnostische Abklärung unzureichend bleiben, wobei einige diagnostische Untersuchungen wie die neurologische Bildgebung (zu) häufig und andere diagnostische Untersuchungen wie Langzeit-Symptom-EKG-Monitoring wenig vorgenommen werden. Lässt sich die Ursache der Synkope nicht bestimmen, bleibt oft die Diagnose „Synkope unklarer Ursache“, mit der Folge, dass adäquate Therapien, um weitere Synkopen oder einen plötzlichen Hertzod zu verhindern, nicht eingeleitet werden.

Eine evidenzbasierte, effiziente Diagnostik und sich daraus ableitende effektive Therapien im klinischen Alltag zu etablieren, ist das Ziel zahlreicher wissenschaftlicher und klinischer Arbeiten einschließlich der Europäischen Leitlinien. Gerade in den letzten Jahren haben klinische Beobachtungen und experimentelle Befunde sowie die aktuellen Europäischen Leitlinien aus dem Jahre 2009 Voraussetzungen geschaffen, um bei den meisten Patienten eine wahrscheinliche Ursache der Synkope definitiv zu finden und das Auftreten weiterer Synkopen bzw. den plötzlichen Herztod signifikant zu verringern. Das vorliegende Themenheft hat das Ziel, den Leser umfassend über diesen aktuellen wissenschaftlichen und klinischen Wissensstand zum Auftreten, zur Diagnostik und zur Therapie der Synkope zu informieren.

Im ersten Beitrag stellen Ebert, Walter und Volkmann die Klinik der Synkope, die pathophysiologische Einteilung und die Risikostratifikation nach einer Synkope dar. Die Synkope ist nur eine der verschiedenen Formen des transienten Bewusstseinsverlusts, die es voneinander zu unterscheiden gilt. Zum besseren pathophysiologischen Verständnis werden im Wesentlichen drei Formen unterschieden: Reflexsynkope, orthostatische Hypotension und kardiale Synkope. Dabei ist zu beachten, dass die Verteilung der zugrundeliegenden Erkrankungen in den verschiedenen Versorgungsstufen von Synkopenpatienten, z. B. Hausarzt, Notfallambulanz, kardiologische Abteilung, unterschiedlich sein kann.

Strotmann, Rüb und Wolpert geben einen kompetenten Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten der aktuellen Synkopendiagnostik. Eine Erstdiagnose lässt sich meist anhand der Anamnese, der klinischen Untersuchung, des Ruhe-EKG sowie ggf. des Schellong-Tests stellen. Diese Verdachtsdiagnose wird in weiteren diagnostischen Schritten gesichert bzw. ausgeschlossen. Falls sich keine definitive Diagnose finden lässt, ist abzuschätzen, ob der Patient ein hohes Risiko für eine Rezidivsynkope bzw. den plötzlichen Herztod hat. Bei diesen Patienten ist die sofortige Überwachung und unverzügliche Abklärung, meist verbunden mit einer Krankenhauseinweisung, notwendig. Mit diesem Vorgehen lässt sich bei den meisten Patienten rasch und effizient eine Diagnose stellen bzw. eine Risikostratifikation vornehmen.

Die aktuellen Europäischen Leitlinien aus dem Jahre 2009 wurden erstmals in Abstimmung mit zahlreichen anderen Fachgesellschaften interdisziplinär verfasst. Herr Diehl, der auch der federführende Autor der AWMF-Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie zur Synkope ist, widmet sich dem Themenkomplex der neurologischen bzw. psychiatrischen Diagnostik und Therapie.

Die Diagnostik und Therapie der drei relevanten Synkopenursachen – Reflexsynkope, orthostatische Hypotension und kardiale Synkope – ist das Thema jeweils eines Beitrags von Herrn Seidl, Herrn Schimpf bzw. Herrn Seegers und Herrn Zabel. Die orthostatische Hypotension wird wieder mehr als eine eigenständige relevante Erkrankung angesehen, die eine spezifische Diagnostik erfordert und den Schellong-Test bzw. Kipptischtest in einen neuen diagnostischen Zusammenhang stellt. Zum Nachweis der kardialen arrhythmogenen Synkope nimmt die Symptom-EKG-Korrelation einen großen Raum ein. Es gibt heute vielfältige Möglichkeiten zum Langzeit-EKG-Monitoring wie das Krankenhausmonitoring, das Langzeit-EKG oder externe bzw. implantierbare Ereignisrekorder. Die auch wissenschaftlich gut fundierte Vorgehensweise kommt gerade bei Hochrisikopatienten wirkungsvoll zum Einsatz, bei denen sich nun oft eine kausal begründbare Therapie einleiten lässt.

In einer abschließenden Stellungnahme fasst Herr von Scheidt, der auch federführend den deutschen Kommentar zu den Europäischen Synkopenleitlinien für die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie verfasst hat, die Neuerung der Europäischen Leitlinien aus dem Jahre 2009 zusammen.

Wir danken allen Autoren für ihre umfassenden und sehr fundierten Beiträge, in denen sie die wissenschaftlich aktuellen Befunde für die ihnen gestellten Themen umfassend und kompetent dargestellt sowie kritisch und praxisnah bewertet haben.

Viel Spaß und Freude beim Lesen!

Andreas Schuchert

Rainer Schimpf