Zusammenfassung
In einer ersten klinischen Pilotstudie wurde die Wirksamkeit einer kontinuierlichen intravenösen Infusion des Xanthinderivates Pentoxifyllin zur Reduktion der Inzidenz des akuten Lungenversagens bei Hochrisiko-Patienten nach großen herzchirurgischen Eingriffen untersucht. Unter 816 konsekutiv operierten Patienten wurden 40 Patienten mit einem hohen Risiko für die Entwicklung eines Multiorganversagens anhand des APACHE II Scores (≥19) am ersten postoperativen Tag identifiziert. Die Patienten wurden in zwei Gruppen randomisiert: Standard-Behandlung (Kontrolle n=25) oder Standard-Behandlung+Pentoxifyllin-Therapie (Pentoxifyllin n=15). Primäre Studienendpunkte waren die Dauer der Beatmungspflichtigkeit, die Inzidenz eines akuten Nierenversagens (Dialyse-/Hämofiltrationspflichtigkeit) und die Verweildauer auf der Intensivstation. Die Ergebnisse von 37 der 40 Patienten konnten ausgewertet werden. Die Pentoxifyllin-Therapie (kontinuierliche intravenöse Infusion von 1,5 mg/kg/h) wurde gut toleriert; es wurden keine anhaltenden signifikanten Nebenwirkungen beobachtet. Die Dauer der Beatmung war signifikant kürzer in der Pentoxifyllin-Gruppe (3,1±0,9 die) als in der Kontrollgruppe (8,3+3,1 die, p=0,037) Im Vergleich zu den mit Pentoxifyllin behandelten Patienten trat bei den Kontroll-Patienten häufiger ein therapiepflichtiges Nierenversagen auf (Dialysetage 6,8±3,3 vs. Pentoxifyllin-Gruppe: 1,2+0,8 die, p=0,048). Die Verweildauer auf der Intensivstation war signifikant kürzer bei den Pentoxifyllin-behandelten Patienten (5,2±1,1 vs. 1,4±3,1 die; p<0,05). Die Gesamtletalität betrug 36% in der Kontrollgruppe und 33% in der Pentoxifyllin-Gruppe und war nicht signifikant unterschiedlich. Zusammengefaßt konnten wir in dieser ersten klinischen Pilotstudie zeigen, daß eine kontinuierliche Infusion von Pentoxifyllin bei Hochrisiko-Patienten nach großen herzchirurgischen Eingriffen die Inzidenz des akuten Lungen-, und Nierenversagens reduzieren kann.
Summary
The potential therapeutic effect of intravenous 3,7-dimethyl-1-(5-oxohexyl)xanthine (Pentoxifylline) in patients at risk for developing multiple organ failure following major cardio-thoracic surgery was assessed. Forty petients having APACHE II score values ≥19 at the first postoperative day after major cardio-thoracic surgery were randomized into two groups to receive either placebo (Control; n=25) or intravenous pentoxifylline (1.5 mg/kg/h) treatment (Pentoxifylline; n=15) as an adjunct to standard supportive therapy. The control group patients as compared to pentoxifylline treated patients required a longer period of time of ventilator support (8.3±3.1 days vs. 3.1±0.9 days; p<0.05), experienced a higher incidence of renal failure (days on dialysis/hemofiltration: 6.8±3.3 vs 1.2±0.8; p<0.05) and a longer ICU stay (11.4±3.1 vs. 5.2±1.1 days; p<0.05). Overall mortality was not different between treatment groups. The results of this first clinical pilot study suggest that supplemental intravenous pentoxifylline treatment may decrease the incidence of acute lung injury and renal failure in patients after cardiac surgery.
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Eingegangen: 23. Juli 1997, Akzeptiert: 11. Dezember 1997
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Hoffmann, H., Markewitz, A., Reichert, K. et al. Akutes Lungen- und Nierenversagen bei Hochrisiko-Patienten nach kardio-pulmonalem Bypass: Therapeutischer Effekt von Xanthinen. Z Herz-, Thorax-, Gefäßchir 12, 87–93 (1998). https://doi.org/10.1007/s003980050021
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DOI: https://doi.org/10.1007/s003980050021