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Josef Güttler, * 14.11.1929, † 21.06.2017

Am 21.06.2017 verstarb nach schwerer Krankheit der „Vater der deutschen Kardiotechnik“, Josef Güttler, im Alter von 87 Jahren.

Josef Güttler wurde am 14.11.1929 in Breslau geboren. Im Jahr 1952 legte er das Staatsexamen für Krankenpflege an der Fachschule Arnstorf ab und begann 1954 die Tätigkeit als OP-Pfleger an der Chirurgischen Klinik der Med. Akademie Düsseldorf.

Am 09.02.1955 wirkte er als OP-Pfleger an der europaweit ersten Operation am offenen Herzen in Oberflächenhypothermie mit, die erfolgreich von Prof. Ernst Derra und Prof. Martin Zindler geleitet wurde.

Ab 1958 war er Mitglied im experimentellen OP-Team der Klinik. So gehörte er als Herz-Lungen-Maschinen(HLM)-Pfleger auch dem Team an, das am 21.02.1959 erfolgreich die erste Düsseldorfer Operation mithilfe der HLM durchführte.

In der Folgezeit wurde ihm die Verantwortung für die Gruppe der HLM-Pfleger übertragen, seit 1960 als Leitender Kardiotechniker.

Er bildete zahlreiche Kardiotechniker aus. Mehreren seiner Mitarbeiter wurden die Abteilungsleitungen Kardiotechnik von neu gegründeten Herzzentren übertragen. Damit entwickelte sich die Düsseldorfer HLM-Abteilung zu einer wichtigen „Keimzelle“ dieses neuen Bereichs – und Josef Güttler wurde zu Recht als „Vater der Kardiotechnik“ tituliert.

Zu seinen weiteren Aufgaben als Leitender Kardiotechniker der Düsseldorfer Klinik zählten neben der Dokumentation aller Operationen im „HLM-Archiv“ auch die Betreuung der experimentellen Studien mit Anwendung der HLM sowie die Vermittlung der speziellen Kenntnisse und Fertigkeiten an die Chirurgen im Rahmen der Facharztweiterbildung. So trug er erfolgreich zu dem bei, was wir heute als „multiprofessionelle Zusammenarbeit“ bezeichnen.

In allen Bereich genossen seine hohe Expertise, seine Souveränität und seine große persönliche Bescheidenheit höchste Anerkennung.

Josef Güttler war Initiator, Gründer und Namensgeber des am 25.06.1971 gegründeten „Verbandes der Kardiotechniker Deutschlands“, 1984 in „Deutsche Gesellschaft für Kardiotechnik“ (DGfK) umbenannt. Im Jahr 1972 wurde er einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt.

Im Jahr 1973 zeichneten ihn die Amerikanische Gesellschaft für Kardiotechnik (AmSect) und 1974 der Verband der Kardiotechniker Deutschlands mit der Ehrenmitgliedschaft aus.

Ebenfalls 1974 wurde auf seine Anregung die Fachzeitschrift des Verbandes Kardiotechnikbegründet.

Im Jahr 1975 richtete Josef Güttler äußerst erfolgreich die 4. Internationale Fortbildungstagung des Verbandes aus.

Bei den Jahrestagungen der ebenfalls 1971 gegründeten Deutschen Gesellschaft für Thorax‑, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) engagiert sich die Kardiotechnik traditionell sehr erfolgreich.

In Würdigung seiner besonderen Verdienste um die Entwicklung der Kardiotechnik in Deutschland wurde ihm 1990 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Seine Arbeit bis zum Ruhestand 1993 war kontinuierlich und konsequent neben der praktischen Arbeit darauf ausgerichtet, das Berufsbild des Kardiotechnikers national und international weiterzuentwickeln. Dazu gehörte auch die Einbeziehung der österreichischen und schweizerischen Kollegen.

Sein beruflicher Weg vom Krankenpfleger zum HLM-Pfleger und Kardiotechniker steht exemplarisch für viele seiner Generation. Sein herausragendes Engagement hat den Weg zum staatlich anerkannten Kardiotechniker in einem zunehmend akademischen Berufsfeld geebnet.

Die DGfK und die DGTHG verneigen sich mit Respekt vor dem Lebenswerk Josef Güttlers. Wir werden sein Andenken in Ehren halten.

Seiner Familie gilt unser Mitgefühl.

Peter F. Böttger

Chronist der DGfK

Prof. Dr. Arno Krian

Chronist der DGTHG