Zusammenfassung
Die Mehrheit der modernen herzchirurgischen Eingriffe erfordert den Einsatz der extrakorporalen Zirkulation (EKZ). Der Beitrag beschreibt die Prinzipien, die technischen Komponenten und den Betrieb der EKZ unter klinischen Bedingungen. Pathophysiologische Aspekte sowie innovative Ansätze in Form der minimierten EKZ werden diskutiert.
Abstract
Most cardiac surgical procedures are today performed using extracorporeal circulation (ECC). This article describes the principles, technical components, and clinical performance of ECC. Pathophysiological aspects and innovative perfusion concepts, such as minimized ECC, are discussed.
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Ethics declarations
Interessenkonflikt
A. Liebold gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
CME-Fragebogen
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Welches technische Element gehört nicht zu den Komponenten einer EKZ?
Kardiotomiereservoir
Wärmetauscher
Arterieller Filter
Cellsaver
Oxygenator
Welche Funktion hat das Reservoir im offenen EKZ-System?
In ihm können Blutkonserven bis zu ihrer Verabreichung aufbewahrt werden.
Es sammelt das venöse Blut sowie das Blut aus den verschiedenen Saugersystemen und leitet es der systemischen Zirkulation zu. Daneben dient es als Volumenpuffer.
Das oxygenierte Patientenblut wird hier gesammelt und gefiltert, bevor es in den Patienten zurückgepumpt wird.
Das venöse Patientenblut wird hier auf Körpertemperatur gehalten. Daneben können Abscheidungen (Fettpartikel, Detritus) abgetrennt werden.
Durch Narkosegasbeimischung kann über das Reservoir die Sedierung gesteuert werden.
Was ist zu beachten, bevor die EKZ in Betrieb genommen werden kann?
Sämtliche durchströmten Komponenten der EKZ müssen komplett mit Patientenblut gefüllt sein.
Um die Luft aus dem künstlichen Kreislauf zu verdrängen, muss das gesamte System mit Kohlendioxid durchströmt werden, da dieses sich im Blut sofort auflöst.
Der Hämatokrit des Patienten sollte nicht höher sein als der Hämatokrit des Bluts in der EKZ.
Der Patient sollte vor der Operation mindestens 10 Tage keine gerinnungshemmenden Medikamente genommen haben.
Die aktivierte Gerinnungszeit sollte mindestens 400 s betragen.
Wie steuert der Kardiotechniker den Blutfluss an der HLM?
Durch Hoch- oder Tiefhängen des Reservoirs, wodurch es zu einem unterschiedlich starken Volumenzustrom kommt
Durch Kopfhoch- oder -tieflagerung des Patienten
Durch Variation der Pumpendrehzahl
Durch dosiertes Drosseln des arteriellen Schenkels des EKZ-Schlauchsystems
Durch medikamentöse Gefäßweitstellung
Warum werden im langfristigen EKZ-Einsatz, z. B. im Rahmen einer mechanischen Kreislaufunterstützung (ECMO), Zentrifugalpumpen gegenüber Rollerpumpen bevorzugt?
Weil Zentrifugalpumpen preiswerter sind
Weil Zentrifugalpumpen nichtokklusiv sind, d. h. sie lassen einen Blutstrom in beide Richtungen zu
Weil die Leistungsfähigkeit einer Rollerpumpe im Langzeiteinsatz nicht ausreicht
Weil Zentrifugalpumpen ein deutlich geringeres Bluttrauma verursachen
Weil Rollerpumpen nur in Zusammenhang mit einem Reservoir verwendet werden können
Welche sind die 3 Säulen der Myokardprotektion?
Entlastung, Hyperkapnie, Zytokinfilter
Entlastung, Hyperämie, tiefe Sedierung
Entlastung, Hypothermie, Kardioplegie
Entlastung, Relaxation, ischämische Präkonditionierung
Entlastung, Hypothermie, Vasoplegie
Das Herz eines Patienten beginnt während einer Mitralklappenoperation mit kardioplegischem Herzstillstand plötzlich wieder zu schlagen. Welche der Erklärungsmöglichkeiten ist falsch?
Die Aortenabklemmung ist unvollständig (z. B. Kalkplaque). Die Koronararterien werden mit Blut perfundiert, die Kardioplegie wird ausgewaschen.
Der Kardiotechniker entlastet das Herz nicht ausreichend. Im venösen Schenkel staut sich das Blut. Über den Koronarsinus kommt es zur retrograden Auswaschung der Kardioplegie.
Die Operation dauert zu lang. Das mittlere Kardioplegieintervall ist überschritten. Die Kardioplegiewirkung hat nachgelassen.
Im Schlauchsystem der EKZ kommt es zur mechanischen Flussbehinderung (z. B. Knickbildung) und in Folge zu venösem Rückstau und Kardioplegieauswaschung.
Der Patient trägt einen implantierten Herzschrittmacher. Die elektrischen Impulse des Schrittmachers können nur mit der doppelten Kardioplegiedosis unterdrückt werden.
Ein Patient entwickelt innerhalb der ersten Stunden nach einer aortokoronaren Bypassoperation ein hyperdynames Kreislaufversagen mit Blutdruckabfall, hohem Puls und hohem Herzzeitvolumen. Die Körpertemperatur ist erhöht, die Urinproduktion sistiert. Welches therapeutische Vorgehen ist richtig?
Wahrscheinlich entwickelt der Patient einen Infekt. Behandlung mit fiebersenkenden Mitteln und Antibiotika
Es liegt ein postoperatives akutes Nierenversagen vor. Behandlung durch Diuretikagabe; falls nicht erfolgreich: Volumenentzug durch Hämofiltration oder Dialyse
Es liegt ein sog. Low-Output-Syndrom vor. Behandlung mit Katecholaminen zur Steigerung der Inotropie (z. B. Adrenalin). Wenn nötig mechanische Kreislaufunterstützung
Es besteht der Verdacht auf ein SIRS. Behandlung durch Volumensubstitution und Gabe von Vasopressoren (z. B. Norepinephrin)
Die Symptome sprechen für eine Perikardtamponade. Sofort zurück in den Operationssaal!
Welche Aussage trifft in Bezug auf ein minimiertes EKZ-System zu?
Der Patient ist sein eigenes Volumenreservoir.
Eine Mini-EKZ wird nur in der Kinderherzchirurgie eingesetzt.
Das System ist nur für Patienten mit einer Körperoberfläche von < 1,8 m2 geeignet.
Das System darf nur von hierfür zertifizierten Kardiotechnikern betrieben werden.
Da es sich um ein geschlossenes System handelt, muss keine Antikoagulation erfolgen.
Wann kann die EKZ gefahrlos beendet werden?
Nach Abschluss der chirurgischen Maßnahmen inklusive Blutstillung
Bei ausgeglichenem Volumenstatus, Normothermie und ausreichender Pumpleistung des Herzens
Bei Normalisierung der Blutgerinnung und Ausgleich des Säure-Basen-Haushalts
Bei Einsetzen der Spontanatmung des Patienten
Bei Rückkehr des Anästhesisten an seinen Arbeitsplatz
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Liebold, A. Extrakorporale Zirkulation. Z Herz- Thorax- Gefäßchir 29, 299–311 (2015). https://doi.org/10.1007/s00398-015-0032-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00398-015-0032-7
Schlüsselwörter
- Extrakorporale Membranoxygenierung
- Herz-Lungen-Maschine
- Kardiopulmonaler Bypass
- Postoperative Komplikationen
- Entzündung