figure z

Die Rheumatologie hat speziell in den letzten 2 Dekaden unglaubliche bis unerahnte Fortschritte gemacht, was das Verständnis der Erkrankungen, aber auch die Konzeptualisierung neuer Therapieansätze betrifft. All dies hat letztlich dazu geführt, dass für die meisten Menschen, die von rheumatischen und muskuloskeletalen Systemerkrankungen betroffen sind, eine Reihe von Therapieoptionen zur Verfügung steht. All diese Entwicklungen sind keine Selbstverständlichkeit, und die Frage ist berechtigt, was den Weg geebnet hat für diese Entwicklungen und was den Unterschied gemacht hat zu anderen klinischen Feldern, wo Entwicklungen schleppender vonstatten gegangen sind.

Die Rheumatologie hat in den letzten 2 Dekaden unglaubliche bis unerahnte Fortschritte gemacht

Aus dem Titel des Themenhefts lässt sich vielleicht schon vermuten, in welche Richtung zumindest eine der möglichen Antworten gehen könnte: Einen großen Beitrag nehmen die unglaublich wegweisenden Errungenschaften des „outcomes research“ in der Rheumatologie ein, wo es gelungen ist, über die Grenzen einzelner Erkrankungen hinaus, Instrumente zu entwickeln, die es ermöglichen die Komplexität der rheumatologischen Krankheitsbilder zu erfassen. Und nicht nur zu erfassen, sondern auch diese Instrumente dem Feld so zuzuführen, dass Patienten nicht nur besser diagnostiziert werden können, sondern deren Erkrankung und Krankheitsaktivität auch besser longitudinal erfasst werden können. Plötzlich war es möglich, nicht mehr nur das Bauchgefühl walten zu lassen, sondern strukturiert und konsistent zu evaluieren, ob jemand auf eine Therapie anspricht oder nicht.

In unserem vorliegenden Themenheft „Assessment Tools in der Rheumatologie“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, von namhaften Experten in den verschiedenen Gebieten der Rheumatologie zu lernen, welche die wesentlichen Tools sind für die einzelnen Krankheitsbilder, die es uns ermöglichen zu messen und zu reagieren, und wann wir welche Tools einsetzen sollen. Das Thema Assessment ist mittlerweile sehr eng gekoppelt mit dem Begriff des „Treat-to-Target“ („T2T“). Dies ist jene Behandlungsstrategie, die sicherstellt, dass es zu keinen verzögerten Therapieentscheidungen kommt, wenn Patienten ein vorgegebenes Therapieziel („target“), typischerweise die Remission, nicht erreicht haben. T2T ist mittlerweile die Schlüsselstrategie in vielen immunmediierten Erkrankungen im Feld der Rheumatologie.

Der Begriff der Remission, ebenso wie die Begriffe „aktive Erkrankung“ oder „Response“ sind allesamt jedoch nur Schlagwörter, wenn wir nicht definieren, was sie bedeuten. Oft werden diese Begriffe eingesetzt und dabei sehr unterschiedliche Dinge gemeint. Die große Herausforderung des zeitgerechten Patientenmanagements in der Rheumatologie ist heutzutage daher, Konsistenz zu schaffen: Genau diese Konsistenz ist eben wichtig in der longitudinalen Betreuung einzelner Patienten in der klinischen Praxis, aber ebenso auch bei der vergleichenden Beurteilung unterschiedlicher Patienten oder von Patienten unterschiedlicher Kliniken. In diesem Themenheft nehmen wir daher einen Rundgang durch die verschiedenen Definitionen von Zuständen unserer Patienten vor, die uns klarmachen, welche Sprache wir in diesem Zusammenhang alle sprechen oder sprechen sollten.

Ich freue mich über die Tiefe und die Breite der ausgewählten Artikel und wünsche viel Vergnügen beim Nachlesen!