Im linken Ventrikel steigen unter Ruhebedingungen Durchblutung und Stoffwechsel vom Epikard zum Endokard hin um etwa 20% an. Auch darüber hinaus bestehen erhebliche Heterogenitäten, deren beobachtetes Ausmaß mit steigender räumlicher Auflösung zunimmt. Betrachtet man z.B. im linken Ventrikel den lokalen Fluss mit einer Auflösung von 200 μl (=mg), so zeigt sich ein mehr als 3facher Flussunterschied zwischen z.T. benachbarten Arealen. Niedrigflussareale (<50% des Mittelflusses) und Hochflussareale (>150% des Mittelflusses) machen fast 1/5 des Myokards aus. Das lokale Flussmuster ist über Tage bis Wochen stabil. Da am Gesamt-Organ O2-Verbrauch (MVO2) und koronarer Fluss eng gekoppelt sind, können auch auf lokaler Ebene erhebliche Unterschiede im Energiestoffwechsel und -Umsatz erwartet werden.¶ Hochflussareale zeichnen sich durch eine höhere Desoxyglukose- und Fettsäure-Aufnahme aus, denen eine gesteigerte Glukose-Metabolisierung bzw. ein erhöhter Fettsäure-Transport zu Grunde liegt. Aktuelle 13C NMR spektroskopische Untersuchungen zeigen, dass auch die Umsatzrate des Citrat-Zyklus und damit der lokale MVO2 mit dem lokalen Fluss zunehmen, und somit in Hoch- und Niedrigflussarealen das Verhältnis von O2-Angebot und -Verbrauch vergleichbar ist. Dementsprechend sind in Niedrigflussarealen klassische Ischämieparameter wie Adenosin und Laktat nicht erhöht.¶ Wird die lokale Durchblutung auf die Hälfte reduziert, so kommt es in Hoch- und Niedrigflussarealen zu einer vergleichbaren Adenosin- und Laktat-Zunahme. Niedrigflussareale sind also nicht stärker Ischämie-gefährdet als Hochflussareale. Im Gegenteil, bei vollständiger Unterbrechung der Durchblutung zeichnen sich Hoch-flussareale mit ihrem größeren Energiebedarf durch eine höhere Infarkt-Wahrscheinlichkeit aus.¶ Der lokale koronare Fluss variiert somit innerhalb des linken Ventrikels um mehr als das 3fache. Dieser Fluss-Heterogenität entspricht die räumliche Verteilung von Glukose- und Fettsäureaufnahme, MVO2 und Energieumsatz. Ob die beobachteten Stoffwechselunterschiede eine Entsprechung in der lokalen Genexpression finden, und ob sie mit einer unterschiedlichen inotropen Reserve einhergehen, ist noch ungeklärt.