Zusammenfassung
In dieser Arbeit werden Befunde zu Zahlenverarbeitungs- und Rechenstörungen bei Demenzpatienten referiert. Die dargestellten Einzelergebnisse, Gruppenstudien und eigene Studien deuten insgesamt darauf hin, dass Akalkulien zum Erscheinungsbild der Demenzen dazugehören und mit zunehmender Krankheitsausprägung ansteigen. Wenngleich in Einzelfällen sehr spezifische Defizite der Zahlenverarbeitung oder des Rechnens auftreten können, sind in der Regel das Rechnen und das Zahlentranskodieren besonders früh und deutlich vom kognitiven Abbau betroffen, während die semantische Zahlenverarbeitung und basale Zahlenverarbeitungsleistungen länger erhalten bleiben. Beim Zahlentranskodieren tritt neben anderen Beeinträchtigungen ein Fehlertyp auf, der bislang nicht bei anderen hirngeschädigten Patienten beobachtet werden konnte und somit demenzspezifisch sein könnte – der sog. „Shiftfehler” oder „Intrusionsfehler”, bei dem ein falscher Zahlencode verwendet wird oder eine Vermischung der Zahlencodes auftritt (z.B. wird aus zweihundertelf „2hindert11”). Das häufige Auftreten von Akalkulien bei Demenzen und ihre spezifischen qualitativen Merkmale lassen eine Aufnahme von Akakulien in die Demenzkriterien und eine Berücksichtigung von Zahlenverarbeitungs- und Rechentests in der Demenzdiagnostik sinnvoll erscheinen.
Summary
In this review, studies on number processing and calculation in demented patients are summarized. Single cases, group studies and our own examinations all show that acalculia is a frequent symptom of dementia and correlates with severity of dementia. While calculation and numeral transcoding deficits are often prominent in early courses of the disease, deficits in semantic processing and basic number processing are less severe. Still, single cases demonstrate that very specific dysfunctions in number processing and calculation can occur in dementia. In number transcoding, a characteristic error type occurs in demented patients that has not (or rarely) been described in other brain damaged people so far. In these „shift errors” or „intrusion errors” the wrong number code is used or the number codes are mixed (e.g. patients write „2hindert11” instead of zweihundertelf (two hundred eleven)). Due to the frequent occurance of acalculia in dementia and its specific features, it is suggested that acalculia should be integrated into the criteria for dementia and that number processing and calculation tests are used in the diagnosis of dementia.
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Eingegangen: 21. Januar 2002 Akzeptiert: 4. Februar 2002
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Kalbe, E., Kessler, J. Zahlenverarbeitungs- und Rechenstörungen bei Demenzen. Z Gerontol Geriat 35, 88–101 (2002). https://doi.org/10.1007/s003910200013
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