Subjektive kognitive Beeinträchtigungen im Alter: Eine veränderungsorientierte Sichtweise

Zusammenfassung

Der Zusammenhang zwischen subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen und tatsächlicher intellektueller Leistungsfähigkeit im Alter ist sowohl aus anwendungsorientierter wie aus grundlagenorientierter Sicht von Bedeutung. Die Mehrzahl der Studien weist jedoch auf einen geringen Zusammenhang zwischen subjektiven Beeinträchtigungen und intellektueller Leistungsfähigkeit hin. Im Gegensatz zu bisherigen Untersuchungen wurde in der vorliegenden Studie mit einer Stichprobe von 465 älteren Personen (M=62,9 Jahre) anhand von zwei Messzeitpunkten im Abstand von vier Jahren untersucht, welche Zusammenhänge zwischen Veränderungen der fluiden und kristallinen Intelligenz, Veränderungen der Gedächtnisleistung und Veränderungen der berichteten subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen bestehen. Die Ergebnisse belegen, dass der Veränderungszusammenhang zwischen subjektiven kognitiven Beeinträchtigungen und Gedächtnisleistungen am stärksten ist, gefolgt vom Veränderungszusammenhang zu fluider und kristalliner Intelligenz. Die Bedeutung einer veränderungsorientierten Sichtweise in der Erforschung subjektiver kognitiver Beeinträchtigungen wird im Zusammenhang mit Anwendungsaspekten diskutiert.

Summary

The relation between subjective cognitive complaints and the actual level of cognitive performance in the elderly is of interest in both basic and applied cognitive research. However, most studies suggest a small to moderate correlation between complaints and actual performance. In contrast to previous studies, we examined the relation between changes in fluid and crystallized intelligence, changes in memory performance, and changes in subjective cognitive complaints in a sample of 465 older adults (M=62.9 years) at two measurement occasions four years apart. The results indicate significant relationships between changes in subjective complaints and changes in memory performance and changes in fluid intelligence. The discussion focuses on the importance of a change-oriented view in examining subjective cognitive complaints from an applied perspective.