Die gerontopsychiatrische Versorgungsrealität in einer westdeutschen Großstadt

Zusammenfassung

Im Rahmen der gesundheitspolitischen Planungen in Solingen, einer Stadt mit 165000 Einwohnern, sollte eine umfassende Übersicht über die gerontopsychiatrische Versorgungssituation erstellt werden. Hierfür wurden eine umfangreiche Fragebogenerhebung und zahlreiche Interviews durchgeführt.¶   Der Anteil der als psychisch krank eingeschätzten alten Menschen liegt in der Klientel der Hausärzte bei ¶15–20%, bei den Sozialstationen bei 62% und in den Altenheimen bei 65,5%. Nur knapp die Hälfte der psychisch kranken Heimbewohner und weniger als 20% der psychisch kranken Sozialstationsklienten befinden sich in psychiatrischer Behandlung, wobei die niedergelassenen Nervenärzte insgesamt nur etwa halb so viele alte Menschen betreuen wie epidemiologisch zu erwarten; auch die stationäre Behandlungsprävalenz ist niedriger als in anderen Regionen. Psychotherapie Älterer spielt keine nennenswerte Rolle. Die Kooperation zwischen Haus- und Fachärzten ist verbesserungsbedürftig, in den Institutionen bestehen Mängel im Bereich von Fort- und Weiterbildung und Supervision.

Summary

A comprehensive survey of psychogeriatric services was carried out as a part of public health planning in Solingen, a city of 165,000 inhabitants. The investigations consisted of extensive questionnaires and numerous interviews.¶   Mental disorders are suspected in 15–20% of general practitioner‘s patients, in 62% of communitiy health care center clients and in 65.5% of the residents of geriatric nursing homes and old people‘s homes. Hardly half of the latter and less than 20% of the clients of community health care center are under psychiatric treatment. Psychiatrists reach only about half as many elderly persons as must be expected from epidemiological data; the rate of clinical psychogeriatric treatment is lower than in some other German regions. The extend of psychotherapy in old age is very low. Collaboration between general practitioners and psychiatrists should be improved; in institutions training and supervision are deficient.