Pensionierung als Krise oder Glücksgewinn? – Ergebnisse aus einer quantitativ-qualitativen Längsschnittuntersuchung

Zusammenfassung

Es werden Ergebnisse einer Längsschnittstudie zum Übergang in den Ruhestand präsentiert, die mit standardisierten Interviews (N=329) in drei Erhebungszeitpunkten und halbstrukturierten offenen Tagebüchern (N=20) in 24 Erhebungszeitpunkten Daten zum subjektiven Befinden (Glück, Freude, Zufriedenheit, Belastungen), zur Lebenssituation und zu den personalen, sozialen und materiellen Ressourcen erhoben hat. Der erste Erhebungszeitpunkt lag ein halbes Jahr vor der (Normal-)pensionierung, der letzte 11/2 Jahre nach der Pensionierung. Dabei zeigt sich, dass die Pensionierung zwar Gewinne (Freizeit) und Verluste (Finanzen, Status) mit sich bringt, insgesamt aber überwiegend positiv erlebt wird. Detailanalysen arbeiten interindividuelle Unterschiede, Risikofaktoren und Ressourcen heraus. Hier stehen im Vordergrund ein biographisch aufgebautes gesichertes Trait-Wohlbefinden, Gesundheit, soziales Netzwerk und eine optimistische Persönlichkeit. Aus den Tagebuchanalysen lassen sich Spezifizierungen vornehmen und Vermutungen über Verläufe und Kohorteneffekte anstellen.

Schlußfolgerungen für Vorbereitungsmaßnahmen auf den Ruhestand werden abgeleitet.

Summary

Results of a longitudinal study about the transition to retirement are presented. 329 persons were interviewed three times (quantitative study) and 20 persons conducted a semi-structured diary (qualitative study), covering in both groups a two-year period (from half a year before retirement to one and a half years after retirement). They were asked about their subjective well-being (happiness, joy, satisfaction, stresses), their life situation and their personal, social and material resources. The results show that the transition to retirement brings with it gains (leisure time) and losses (financial, social status), but overall maintains a high level of well-being. Specific analyses point out inter-individual differences, risk factors and resources, like a high level of trait well-being, health, social networks and an optimistic outlook. The diary analyses lead to specifications, more detailed process analyses and hypotheses about cohort effects. Consequences for an adequate preparation for retirement are discussed.