Geschlechtsunterschiede morphologischer Alternsprozesse

Zusammenfassung

Nach Max Bürger (2) haben wir das Recht, von einer sexualdifferenten Biomorphose zu sprechen. Bei unseren morphometrischen Untersuchungen haben wir verschiedene Beweise für solch eine sexuelle Divergenz des Alterns gefunden, die im Folgenden mitgeteilt werden sollen.

Das 1. Beispiel betrifft die Fettgewebsvermehrung in Glandulae parathyroideae, welche mit dem Trefferverfahren an histologischen Schnitten von 135 Drüsen des Menschen bestimmt wurde. Es zeigte sich, daß das Fettgewebe in männlichen Epithelkörperchen gleichmäßig und statistisch signifikant mit dem Alter zunimmt, während dieser Prozeß bei Frauen in der generativen Phase vom 2. bis 5. Dezennium stagniert. Hinweise auf eine sexuelle Divergenz der Fettgewebsvermehrung sahen wir auch bei Messungen an der Skelettmuskulatur der Zungenwurzel, ohne daß sich diese Befunde statistisch sichern ließen. Dieselben Geschlechtsunterschiede fanden wir schließlich beim Vermessen der Muskelzellrückbildung und Bindegewebsvermehrung im Ziliarmuskel des menschlichen Auges sowie in der Tunica muscularis des Dünndarms. Die Befunde sprechen für ein biologisches Jüngerbleiben der Frau gegenüber dem Mann in der Phase ihrer generativen Aktivität. Nach dem Klimakterium beschleunigen sich die Alternsprozesse weiblicher Gewebe, ohne daß der “Alternsvorsprung” des Mannes eingeholt wird.

Interessant ist, daß auch makroskopische, anthropometrische Maße, nämlich bei 600 Probanden im Alter von 18 bis 51 Jahren gemessene Ohrlängen und -breiten, die geschilderte Gesetzmäßigkeit aufweisen.

Summary

According to Max Bürger (2) it is justified to speak of sexual divergence of biomorphosis. Morphometrical investigations have proved the existence of such sexual differences. The following results were obtained: The first example concerns the increase of fatty tissue in parathyroid glands which we measured on histological slides of 135 human samples by means of the point counting method. The fatty tissue of males was shown to increase continuously with statistic significance, whereas this process stops in females during their generative phase between the 2nd and 5th decade. Evidence for the sexual divergence was also obtained by investigating the fatty tissue between the bundles of muscle fibers of the tongue, however, without being able to statistically verify these results. We found the same sexual differences by measuring the muscle cell regression and connective tissue proliferation in the ciliary muscle of human eyes and tunica muscularis of the small intestine as well.

All findings prove that the female is able to stay biologically younger during her generative activity compared to males. After menopause the aging processes speed up in female tissues without making up for the “age lead” of males. It is also worth mentioning that macroscopic anthropometric features do confirm the same fact, e.g., length and breadth of human auricles, ranging in age from 18 to 51 years.