Skip to main content
Log in

Behinderung und Alter – Betrachtungen aus einer intersektionalen Perspektive

Disability and age—observations from an intersectional perspective

  • Themenschwerpunkt
  • Published:
Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

Immer mehr Menschen mit Behinderung erreichen ein hohes Alter. Gleichzeitig steigt die Lebenserwartung der Gesamtbevölkerung an, was mit einer höheren Wahrscheinlichkeit körperlicher, psychischer oder kognitiver Beeinträchtigungen einhergeht. Aus der Überschneidung von Alter und Behinderung resultieren spezifische soziale Ungleichheiten und Diskriminierungsformen. Während die Intersektionen von Behinderung und Geschlecht und auch von Alter und Geschlecht Gegenstand intersektionaler Forschung sind, gibt es zur Intersektion von Alter (und v. a. höherem Lebensalter) und Behinderung bislang kaum Untersuchungen. Dabei ist es bezüglich der Theoriebildung vielversprechend, beide Kategorien zusammenzuführen, was wiederum für die empirische Forschung und die Praxis hilfreich sein könnte. In der Intersektionalitätsforschung wird u. a. die Frage diskutiert, welche Kategorien als zentral gelten können, um Machtstrukturen und Diskriminierungsformen kritisch zu analysieren. Im vorliegenden Beitrag wird erläutert, inwiefern sowohl Alter als auch Behinderung als relevante Kategorien in Theorie und Forschung gelten sollten. Zu diesem Zweck werden die Rolle des Körpers sowie das Konzept der Normalität bezüglich beider Kategorien und ihrer Intersektion erörtert.

Abstract

More and more people with disabilities are reaching an advanced age. At the same time the life expectancy of the population as a whole is increasing, which is accompanied by an increase in physical, mental and cognitive impairments. This results in specific social inequalities and forms of discrimination, which, however, have so far not played a special role in the intersectionality debates. While the intersections of disability and gender and also of age and gender are being studied, there have been hardly any studies on the intersection of age (and especially higher age) and disability so far. It is also promising in terms of theory formation to combine both categories, which could be helpful for empirical research and the routine practice. In intersectionality research the question is discussed which categories can be regarded as central in order to critically analyze power structures and forms of discrimination. This article discusses to what extent both age and disability should be considered relevant categories in intersectional theory and research. To this end, the role of the body and the concept of normality with respect to both categories and their intersection are discussed.

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this article

Price excludes VAT (USA)
Tax calculation will be finalised during checkout.

Instant access to the full article PDF.

Notes

  1. Auch ist es nicht nachvollziehbar, warum Alter und Behinderung unter Körper gefasst werden sollten, Geschlecht aber beispielsweise nicht.

Literatur

  1. Dederich M (2010) Behinderung, Norm, Differenz – Die Perspektive der Disability Studies. In: Kessl F, Plößer M (Hrsg) Differenzierung, Normalisierung, Andersheit. VS, Wiesbaden, S 170–184

    Chapter  Google Scholar 

  2. Denninger T (2018) Blicke auf Schönheit und Alter. Alter(n) und Gesellschaft. Springer VS, Wiesbaden

    Book  Google Scholar 

  3. Denninger T, van Dyk S, Lessenich S, Richter A (2014) Leben im Ruhestand. Zur Neuverhandlung des Alters in der Aktivgesellschaft. transcript, Bielefeld

    Google Scholar 

  4. van Dyk S, Lessenich S (Hrsg) (2009) Die jungen Alten. Analysen zu einer neuen Sozialfigur. Campus, Frankfurt a. Main/New York, S 11–48

    Google Scholar 

  5. Falk K, Zander M (im Druck) Alter und Behinderung. In: Aner K, Karl U (Hrsg) Handbuch Soziale Arbeit und Alter. Springer, Wiesbaden

  6. Frewer-Graumann S, Schäper S (2015) Die unsichtbaren Alten – Bilder über das Altern von Menschen mit lebenslanger Behinderung. J Psychol 23:167–191

    Google Scholar 

  7. Link J (1997) Versuch über den Normalismus: wie Normalität produziert wird. Westdeutscher Verlag, Opladen

    Google Scholar 

  8. Link J (2006) Versuch über den Normalismus. Wie Normalität produziert wird. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen

    Google Scholar 

  9. Müller SV, Gärtner C (Hrsg) (2016) Lebensqualität im Alter. Perspektiven für Menschen mit geistiger Behinderung und psychischen Erkrankungen. Springer VS, Wiesbaden

    Google Scholar 

  10. Oliver M (1983) Social work with disabled people. Palgrave, London

    Book  Google Scholar 

  11. Putnam M (2002) Linking aging theory and disability models: increasing the potential to explore aging with physical impairment. Gerontologist 42:799–806

    Article  Google Scholar 

  12. Raab H (2012) Intersektionalität und Behinderung – Perspektiven der Disability Studies. www.portal-intersektionalität.de. Zugegriffen: 27. Nov. 2019

  13. Scheier E, Schmalenberg A, Kaulfuß L, Köbsell S (2017) Alt werden mit Behinderung – Mittendrin ein Leben lang. BMAS, Berlin

    Google Scholar 

  14. Schildmann U (2011) Verhältnisse zwischen Geschlecht, Behinderung und Alter/Lebensabschnitten als intersektionelle Forschungsperspektive. J Netzw Frauen- Geschlechterforsch NRW 29:13–15

    Google Scholar 

  15. Schildmann U, Schramme S (2017) Intersektionalität Behinderung – Geschlecht – Alter. VHN 86:191–202

    Article  Google Scholar 

  16. Spöhrer M (2015) Wie ich zum Cyborg wurde. Das Cochlea Implantat und die Übersetzungen des transhumanen Körpers. Body Politics 3:309–327

    Google Scholar 

  17. Thimm A, Rodekohr B, Dieckmann F, Haßler T (2018) Wohnsituation Erwachsener mit geistiger Behinderung in Westfalen-Lippe und Umzüge im Alter. https://www.behinderung-alter.lwl.org/de/veroeffentlichungen. Zugegriffen: 27. Nov. 2019 (Erster Zwischenbericht zum Forschungsprojekt „Modelle für die Unterstützung der Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung im Alter innovativ gestalten“ (MUTIG). Münster, Katholische Hochschule NRW, Institut für Teilhabeforschung in Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe)

  18. Villa P (2010) Verkörpern ist immer mehr: Intersektionalität, Subjektivierung und der Körper. In: Lutz H, Herrera Vivar MT, Supik L (Hrsg) Focus Intersektionalität. Bewegungen und Verortungen eines vielschichtigen Konzeptes. VS, Wiesbaden, S 223–242

    Google Scholar 

  19. Waldschmidt A (1998) Flexible Normalisierung oder stabile Ausgrenzung: Veränderungen im Verhältnis Behinderung und Normalität. SozProb 9:3–25

    Google Scholar 

  20. Waldschmidt A (2005) Disability Studies: Individuelles, soziales und/oder kulturelles Modell von Behinderung? Psychol GesKrit 29:9–31

    Google Scholar 

  21. Waldschmidt A (2009) „Normalität“ und „Behinderung“ im Alltagswissen: Diskursanalyse eines Internetforums. SWS-Rundschau 49:314–336

    Google Scholar 

  22. Waldschmidt A (2010) Das Mädchen Ashley oder: Intersektionen von Behinderung, Normalität und Geschlecht. In: Jakob J, Köbsell S, Wollrad E (Hrsg) Gendering Disability. Intersektionale Aspekte von Behinderung und Geschlecht. transcript, Bielefeld, S 35–60

    Google Scholar 

  23. Waldschmidt A (2014) Macht der Differenz: Perspektiven der Disability Studies auf Diversität, Intersektionalität und soziale Ungleichheit. SozProb 25:173–193

    Google Scholar 

  24. Walgenbach K (2016) Intersektionalität als Paradigma zur Analyse von Ungleichheits‑, Macht und Normierungsverhältnissen. VHN 85:211–224

    Article  Google Scholar 

  25. Winker G, Degele N (2009) Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten. transcript, Bielefeld

    Book  Google Scholar 

  26. Zander M (2015) Autonomie bei (ambulantem) Pflegebedarf im Alter. Eine psychologische Untersuchung. Huber, Bern

    Google Scholar 

  27. Zander M (2016) Behindert alt werden – spezifische Lebenslagen und Bedarfe. Expertise zum Siebten Altenbericht der Bundesregierung. In: Block J, Hagen C, Berner F (Hrsg) Expertisen zum Siebten Altenbericht der Bundesregierung. Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin

    Google Scholar 

Download references

Author information

Authors and Affiliations

Authors

Corresponding author

Correspondence to Tina Denninger.

Ethics declarations

Interessenkonflikt

T. Denninger gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Für diesen Beitrag wurden von den Autoren keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.

Rights and permissions

Reprints and permissions

About this article

Check for updates. Verify currency and authenticity via CrossMark

Cite this article

Denninger, T. Behinderung und Alter – Betrachtungen aus einer intersektionalen Perspektive. Z Gerontol Geriat 53, 211–215 (2020). https://doi.org/10.1007/s00391-020-01693-7

Download citation

  • Received:

  • Accepted:

  • Published:

  • Issue Date:

  • DOI: https://doi.org/10.1007/s00391-020-01693-7

Schlüsselwörter

Keywords

Navigation