Zusammenfassung
Hintergrund
Im Projekt „OurPuppet“ wird unter Einbezug der Nutzer eine sensorbasierte, interaktive Puppe entwickelt, die bei kurzer Abwesenheit des pflegenden Angehörigen mit dem Pflegebedürftigen kommunizieren kann. Die Nutzung der technischen Neuentwicklung wird durch PuppetBegleiter unterstützt, die in die Handhabung der Puppe einführen und in regelmäßigen Gesprächen im Pflegehaushalt darauf abzielen, die (informelle) Pflegebeziehung zu fördern und pflegende Angehörige zu entlasten.
Ziel der Arbeit (Fragestellung)
Es wird herausgearbeitet, welche Anforderungen aus Nutzersicht an die technische Entwicklung bestehen und welche Chancen und Herausforderungen sich daraus für den sozialen und technischen Entwicklungsprozess ergeben.
Material und Methoden
Die Anforderungsanalyse folgt einem partizipativen Vorgehen. In leitfadengestützten Fokusgruppen mit pflegenden Angehörigen, professionell Pflegenden und Ehrenamtlichen wurden typische Situationen im Pflegealltag identifiziert. Mithilfe inhaltsanalytischer Auswertung wurden durch Paraphrasierung und sukzessive Zusammenfassung induktiv Kategorien abgeleitet, welche Situationen das technische System adressieren soll.
Ergebnisse und Diskussion
Die Anforderungsanalyse sensibilisiert für Bedarfe potenzieller Nutzer. Neben Hinweisen für die Gestaltung des technischen Systems können mögliche Chancen und Herausforderungen für den Entwicklungsprozess aus Nutzersicht wie bedeutsame Kontextinformationen ermittelt werden.
Abstract
Background
The “OurPuppet” project comprises a sensor-based, interactive puppet that will be developed to communicate with people in need of care during a short period of absence of the informal caregiver. Specially qualified puppet guides will support the use of the new technical development. They instruct people with dementia and caregivers on how to use the puppet and supervise the (informal) care relationship through discussions on a regular basis.
Objectives
The article shows the specific components of users’ needs for which the concrete technical development should find answers. It also focuses on the opportunities and challenges for the technical and social developmental process accompanied by these demands.
Material and methods
The analysis of the users’ needs is based on a participatory approach. Semi-structured focus group interviews were conducted with informal caregivers, nurses and volunteers in order to identify typical situations in home care settings. The interviews were paraphrased and summarized in order to deduce inductive categories (qualitative data analysis), which describe everyday situations that the technical system should address.
Results and conclusion
Such analyses provide information about the needs of potential users and indicate how to design such technical systems. Furthermore, opportunities and challenges of the development process as well as important contextual information were identified.
Notes
Die Verwendung der männlichen Form dient der besseren Lesbarkeit und schließt immer die weibliche Form ein.
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Danksagung
Die Autoren bedanken sich bei allen teilnehmenden Nutzern. Ohne ihre Unterstützung ist die Umsetzung dieses Projekts nicht möglich.
Förderung
Das Projekt „OurPuppet – Pflegeunterstützung mit einer interaktiven Puppe für informell Pflegende“ wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (Förderkennzeichen Teilvorhaben: 16SV7593). Projektpartner: www.ourpuppet.de.
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Interessenkonflikt
A. Kuhlmann, V. Reuter, R. Schramek, T. Dimitrov, M. Görnig, E.-M. Matip, O. Matthies und E. Naroska geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle im vorliegenden Manuskript beschriebenen geplanten Untersuchungen am Menschen werden mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt. Von allen Beteiligten wurde bzw. wird eine Einverständniserklärung eingeholt.
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Kuhlmann, A., Reuter, V., Schramek, R. et al. OurPuppet – Pflegeunterstützung mit einer interaktiven Puppe für pflegende Angehörige. Z Gerontol Geriat 51, 3–8 (2018). https://doi.org/10.1007/s00391-017-1348-6
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00391-017-1348-6
Schlüsselwörter
- Demenz
- Entlastung pflegender Angehöriger
- Hilfen zur häuslichen Pflege
- Robotik
- Nutzerperspektive (oder partizipative Forschung)