Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird untersucht, inwiefern die Beziehungen 12- bis 16-jähriger Enkelkinder zu ihren Großeltern geschlechtsspezifisch variieren. In die Analyse einbezogen werden vier Indikatoren zur intergenerationellen Beziehungsqualität (Kontakthäufigkeit, gemeinsame Aktivitäten, erlebtes Interesse der Großeltern und subjektive Bedeutung der Beziehung zu jeweiligen Großeltern). Als Hauptergebnisse anzuführen sind: Erstens zeigt sich auch bei heranwachsenden Enkelkindern eine matrilineare Ausrichtung der Generationenbeziehungen (mehr Kontakte und Aktivitäten mit Großeltern mütterlicherseits). Zweitens werden weiterhin einige traditionelle Geschlechterzuordnungen sichtbar, und Großmütter zeigen sich gegenüber adoleszenten Enkelkindern stärker engagiert als Großväter. Hingegen zeigen sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede der Kontakthäufigkeit, und Enkelkinder beurteilen die Beziehung zu ihren Großvätern ebenso wichtig wie die Beziehung zu ihren Großmüttern. Drittens erweist sich das Geschlecht der Enkelkinder als irrelevant, und intergenerationelle Beziehungen von Mädchen und Knaben zu ihren Großeltern unterscheiden sich nicht. Ebenso zeigt sich nicht, dass Enkelkinder primär mit Großeltern der gleichen Geschlechtszugehörigkeit kommunizieren. Aus der Perspektive heranwachsender Enkelkinder sind die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Gestaltung der Beziehungen zu Großeltern insgesamt nicht besonders ausgeprägt. Es finden sich zwar einige signifikante geschlechtsspezifische Differenzen, aber sie sind nicht durchgehend bei allen Beziehungsdimensionen nachweisbar.
Summary
Based on a survey of grandchildren 12–16 years of age, the gender specific differences of their relationship with grandparents are analysed. In addition to socio-demographic data (proportion having different types of grandparents), four indicators of intergenerational relationships (number of contacts, common activities, perceived engagement and value of grandparents) are compared according to gender of grandparent, gender of grandchild and type of grandparent. Three main observations emerge from the analysis. First of all, grandchildren have more contacts and more common activities with grandparents from the mother’s side. Secondly, grandmothers are more actively engaged in intergenerational relationships with adolescent children than grandfathers, but the grandchildren value grandfathers as highly as grandmothers. Thirdly, the gender of the grandchild has no effect (both directly and indirectly): girls mention the same intensity of relationships as boys, and girls do not interact more actively with grandmothers. The gender-related differences of the grandchild-grandparent relationship are—from the perspective of the younger generation—less important than often assumed.
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Höpflinger, F., Hummel, C. Heranwachsende Enkelkinder und ihre Großeltern. Z Gerontol Geriatr 39, 33–40 (2006). https://doi.org/10.1007/s00391-006-0343-0
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