Zusammenfassung
Für eine alternde Gesellschaft steht die Sicherung der gegenseitigen Unterstützung der Generationen im Mittelpunkt sozialpolitischer Herausforderungen. Unerlässlich sind nicht nur materielle, sondern auch immaterielle Transferleistungen innerhalb und außerhalb der Familie. Um aber ein nachhaltiges Verständnis von Generationensolidarität entwickeln zu können, sind die gängigen Definitionen von Generationen einerseits und von Solidarität andererseits kritisch zu hinterfragen. Der nachfolgende Beitrag beschreibt zu diesem Zweck die wesentlichen Aspekte generationeller Beziehungen und stellt die Konzepte ereignisbasierter Generationen und horizontaler Solidarität zur Diskussion. Darauf aufbauend werden im Sinne einer demografischen Ethik wesentliche Voraussetzungen eines Erfolg versprechenden Miteinanders zwischen Erwachsenen mit und ohne Kinder abgeleitet.
Summary
Safeguarding mutual support between generations is vital in an aging society and leads inevitably to a number of sociopolitical challenges. Not only material solidarity, but also immaterial transfers within and outside the family are called for. But in order to develop a sustainable idea of generational solidarity, the traditional definitions of generations on the one hand and of solidarity on the other should be questioned. The following contribution describes main aspects of generational relations and brings up concepts of event based generations and horizontal solidarity for discussion. In the light of a demographic ethic, prerequisites for a promising cohesion between adults with and without children are derived.
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Pohlmann, S. Die ethische Dimension der Generationensolidarität. Z Gerontol Geriatr 38, 233–241 (2005). https://doi.org/10.1007/s00391-005-0317-7
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00391-005-0317-7
Schlüsselwörter
- Ereignisbasierte Generationen
- Familientauglichkeit
- Horizontale Solidarität
- Soziale Interaktion
- Soziale Kategorisierung
- Sozialverträglichkeit
- Verteilungsfragen