Eine zielgerichtete, rasche Diagnostik und Therapie von Notfallpatienten rettet Leben, verkürzt Krankheitsverläufe und Liegezeiten und sichert so gleichzeitig den ökonomischen Erfolg eines Krankenhauses. Dabei besitzt die Notaufnahme eine Schlüsselposition und wird deswegen in vielen Krankenhäusern zentralisiert, um den organisatorischen und medizinischen Notwendigkeiten der klinischen Notfallmedizin gerecht zu werden.

Das Beispiel der Bewusstseinsstörungen zeigt, dass für die optimale Versorgung von Notfallpatienten das fachübergreifende Denken bis zur Festlegung einer spezifischen Diagnose besonders wichtig ist. Diese spezifische Eigenart des notfallmedizinischen Denkens muss aktiv erlernt werden, und in diesem Lernprozess sind Notaufnahmeeinheiten besonders gefordert. Damit die fachliche Qualifikation der hier Tätigen tatsächlich überprüfbare Qualität erreicht, ist ein allgemein anerkannter Ausbildungsstandard für ärztliche und pflegerische Mitarbeiter notwendig. Eine strukturierte Ausbildung innerhalb der Notaufnahme existiert in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern Europas noch nicht, ist aber gegenwärtig Gegenstand der Diskussion der verschiedenen beteiligten Fachgesellschaften und der Berufsorganisationen, die sich dabei an dem Ausbildungscurriculum der European Society of Emergency Medicine (EuSEM) orientieren. Diese Ausbildungsempfehlungen gehen deutlich über das hinaus, was derzeit in Deutschland an Ausbildungsinhalten für die Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ gefordert ist, die primär als Qualifikationsnachweis für präklinisch tätige Notfallmediziner dient.

Die Zeitschrift „Intensivmedizin und Notfallmedizin“ widmet sich traditionell der Weiterbildung in der Notfallmedizin und greift immer wieder Themen aus den Bereichen auf, die die Intensivmedizin und die Notfallmedizin in gleichem Maße betreffen. Das aktuelle Themenheft beschäftigt sich mit den „Bewusstseinsstörungen“. Diese sind in Rettungsdienst und Notaufnahmen sehr häufig anzutreffen und müssen von den Behandelnden als ein Warnsymptom, das besonders dringlicher Abklärung bedarf, wahrgenommen werden. Wenn die Funktionen der verschiedenen Organsysteme so eingeschränkt sind, dass eine regelrechte Funktion des Endorgans Gehirn nicht mehr gewährleistet ist, ist das ebenso lebensbedrohlich wie der primäre Ausfall zentralnervöser Funktionen, die die Wachheit garantieren. In diesen Fällen ist ein sehr strukturiertes und rasches Vorgehen notwendig, um prinzipiell behebbare Ursachen von Bewusstseinsstörungen rasch zu beseitigen. Jedes Krankenhaus kann dabei die Qualität seiner Notfalltherapie anhand der Tracerdiagnose „Verschluss der A. basilaris“ selbst kontrollieren. Sind die diagnostischen Prozesse bei den Patienten mit dem Symptom „Bewusstseinsstörung“ optimal, findet eine therapeutische Intervention innerhalb von 3 h nach Auftreten der Symptome statt. Ist dies nicht der Fall, muss sich jedes Krankenhaus ernsthafte Gedanken um die Prozessqualität im Bereich der Akutaufnahme machen.

Innerhalb der Notaufnahmesituation gilt es, die lebensbedrohlichen und therapierbaren Störungen des Bewusstseins rasch zu erfassen.

Dabei muss fachübergreifend an primäre Störungen des Zentralnervensystems ebenso gedacht werden wie an internistisch-metabolische Störungen und Intoxikationen. All diese Aspekte werden in einer zentralen Notaufnahme zusammengefasst, und natürlich darf dabei auch nicht vergessen werden, dass ein plötzlicher Bewusstseinsverlust oft Sturzfolgen nach sich zieht, die ebenfalls in der Aufnahmesituation besonderer Aufmerksamkeit bedürfen.

Ich hoffe, dass in diesem Themenheft ein umfassender Themenüberblick gelungen ist, der hilft, bei unseren Patienten rasch das Bewusstsein wieder herzustellen. Gleichzeitig soll das Bewusstsein der Leser dafür erweitert werden, dass Notfallmedizin so attraktiv ist, weil sie fachübergreifendes Arbeiten erfordert.

Vergessen Sie nicht: „Der Schlaf ist des Todes Bruder“!

Prof. Dr. C. Dodt