Die ableitenden Tränenwege des Menschen Morphologische und biochemische Untersuchungen

Zusammenfassung

Hintergrund. Entzündungen im Bereich der ableitenden Tränenwege sind häufig. Um ihre Pathomechanismen zu verstehen, ist eine genaue Kenntnis ihrer anatomischen Struktur und ihrer zellulären Abwehrmechanismen nötig. Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der ableitenden Tränenwege hinsichtlich ihrer physiologischen Funktion und ihrer möglichen Abwehrmechanismen gegen Infektionen.

Material und Methoden. Es wurden 31 Tränenwegssysteme von Organspendern im Alter von 54–88 Jahren histologisch, immunhistochemisch und elektronenmikroskopisch untersucht.

Ergebnisse. Die ableitenden Tränenwege werden von einem zweireihigen Epithel ausgekleidet, das einer breiten Basalmembran aufliegt. Im apikalen Bereich der Zellen kommen zahlreiche Lipidtröpfchen und Sekretvakuolen vor. Intraepithelial sind Zellen teilweise zu mukösen Drüsen zusammengelagert, die morphologisch den Becherzellen des Tarsus palpebrae gleichen. Das Sekretionsprodukt dieser Zellen enthält unterschiedliche Kohlenhydrate. Die Submukosa ist reich an Lymphozyten und Makrophagen, die z. T. bis in das Epithel vordringen.

Schlussfolgerungen. Die von den Tränenwegsepithelien und Becherzellen synthetisierten Lipide und Muzine bilden auf der Oberfläche der ableitenden Tränenwegsepithelien eine Schutzschicht, die dem verbesserten Abfluss der Tränenflüssigkeit in den unteren Nasengang dient und gemeinsam mit den spezifischen Abwehrzellen das Eindringen von Krankheitserregern verhindert.

Abstract

Purpose. Infections occur frequently in the region of the efferent tear ducts. Exact knowledge of the anatomical structure and of cellular defense mechanisms is necessary to understand the pathological processes. This sudy analyzed the efferent tear ducts with regard to physiological function and possible defense mechanism against infections.

Materials and methods. We used histological, immunohistochemical and electron-microscopic techniques to investigate the lacrimal systems from 31 body doners aged 54–88 years.

Results. The efferent tear ducts are lined by a double-layered epithelium resting on a broad basement membrane. These cells contain many lipid droplets and secretory vacuoles in their apical part. Inside the epithelium cells are arranged partly in cell groups forming mucous glands, which morphologically resemble goblet cells of the tarsus palpebrae. The secretory products of these cells contain various carbohydrates including sialic acid. Lymphocytes and macrophages are found in the submucosa partly penetrating the epithelium.

Conclusions. Lipids and mucins of epithelial and goblet cells form a specialized protective layer on the epithelium of the tear ducts which enables easy drainage of tear fluid into the inferior meatus of the nose. Together with immunocompetent cells the protective layer prevents invasion of pathogenetic agents.