In der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich in allen medizinischen Fachbereichen – so auch in der Augenheilkunde – epochale Entwicklungen in Diagnostik und Therapie vollzogen. 1960 betrug die Halbwertszeit ophthalmologischen Wissens noch 30 Jahre, heute liegt sie unter 5 Jahren. Dadurch ist in der Medizin ein langfristiges strategisches Dilemma entstanden, das jedes Land der Europäischen Union erfasst, unabhängig von der Regierungsform und von der Rolle, die Patienten, Ärzte und Industrie spielen: die moderne Medizin wird in zunehmendem Maße zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. Wäre die Medizin von heute nicht so gut wie sie ist, blieben uns viele unangenehme Entscheidungen erspart. Das heutige Gesundheitswesen hat in allen EU-Ländern eine patientenorientierte Gesundheitsförderung hervorgebracht, die einer Null-Kosten-Mentalität ohne Eigenverantwortung auf Seiten der Patienten Vorschub leistet.
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Grewe, R. Die Augenheilkunde in der Europäischen Union Situation zu Beginn des 21. Jahrhunderts und Öffnung nach Osteuropa. Ophthalmologe 97, 285–287 (2000). https://doi.org/10.1007/s003470050528
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DOI: https://doi.org/10.1007/s003470050528