Transplantation von Ammionmembran mit oder ohne allogener Limbustransplantation zur Rekonstruktion der kornealen Oberfläche bei Limbusinsuffizienz

Zusammenfassung

Fragestellung: Stellenwert der Transplantation von Amnionmembran (AMT) zur Rekonstruktion des perilimbalen Stromas bei Patienten mit Limbusinsuffizienz (LI). Desweiteren wurde die Erfolgsrate der AMT mit oder ohne allogener Limbustransplantation (aLT) bei LI analysiert.

Patienten und Methode: 47 Augen von 42 Patienten mit einer zytologisch nachgewiesenen, ätiologisch unterschiedlichen LI wurden prospektiv untersucht. Die Patienten wurden in Abhängigkeit des Ausprägungsgrades der LI in drei Gruppen eingeteilt. In Gruppe A (fokale/partielle LI, 18 Augen) wurde nur eine AMT, in Gruppe B (moderate LI, 13 Augen) eine AMT und aLT und in Gruppe C (ausgeprägte, komplette LI, 16 Augen) eine AMT, aLT und perforierende Keratoplastik (pKP) durchgeführt. Mit Ausnahme der Gruppe A erfolgte bei allen Patienten eine systemische Behandlung mit Cyclosporin A.

Ergebnisse: Alle bis auf 2 Augen, die als Grunderkrankung eine atopische Keratitis hatten, zeigten eine rasche Epithelialisierung (2–4 Wochen), eine reduzierte Entzündung, Vaskularisation und Narbenbildung im Bereich der von Amnionmembran gedeckten Oberfläche, die sich glatt und benetzt darstellte. In einem durchschnittlichen Nachbeobachtungszeitraum von 23 Monaten erzielten 38 Augen (82.6%) eine verbesserte Sehschärfe. In 15 Augen wurde eine Zunahme um 6 oder mehr Sehschärfenstufen (SS), in 10 Augen um 4–5 SS und in 13 Augen um 1–3 SS beobachtet. In Gruppe A zeigten 16 von 18 Augen (88.9%), in Gruppe B 10 von 13 (77%) und in Gruppe C 12 von 16 Augen (75%) eine Visuszunahme. Eine Abstoßung des Hornhauttransplantates trat in 12 von 16 Augen (75%) in Gruppe C auf. Eine frühe, reversible Abstoßung des Limbustransplantates wurde in 3 von 29 (10.3%) Augen und eine rezidivierende Limbusinsuffizienz in 8 von 29 (27.6%) Augen der Gruppen B und C beobachtet.

Schlußfolgerung: Bei einer fokalen LI mit oberflächlicher Hornhautbeteiligung ist die AMT ausreichend und somit der aLT überlegen, da hier die systemische Applikation von Cyclosporin A entfällt. Bei einer ausgeprägten, kompletten LI ist eine zusätzliche aLT erforderlich und in diesen Fällen begünstigt die AMT durch Reduktion der Entzündung und Vaskularisation im perilimbalen Stroma die Prognose der LT.

Summary

Purpose: We examined whether amniotic membrane transplantation (AMT) is useful in preparing the perilimbal stroma to enhance the success of allograft limbal transplantation (ALT).

Methods: Forty-seven eyes of 42 consecutive patients with cytologically proven limbal deficiency (LD) were included in this prospective study. Based on the severity of LD, group A (mild) with 18 eyes received AMT alone, group B (moderate) with 13 eyes received AMT and ALT, and group C (severe) with 16 eyes received AMT, ALT and penetrating keratoplasty. All except for group A received continuous systemic cyclosporin A.

Results: Except for the two eyes with atopy, all amniotic membrane-covered surfaces showed rapid epithelialization in 2–4 weeks, reduced inflammation, vascularization and scarring, and became smooth. For the mean follow-up period of 23 months, 38 eyes (82.6%) showed visual improvement, consisting of >6 lines (15 eyes), 4–5 lines (10 eyes), 1–3 lines (13 eyes). Visual improvement was noted in 16/18 eyes (88.9%) in group A, in 10/13 eyes (77%) in group B, and in 12/16 eyes (75%) in group C. In group C corneal graft rejection occurred in 12 of 16 eyes (75%). In group B and C, early reversible limbal allograft rejection was noted in 3 of 29 eyes (10.3%) and a recurrent limbal deficiency was observed in 8 of 29 eyes (27.6%).

Conclusion: For partial LD with superficial involvement, AMT alone is sufficient and hence superior to ALT because of no need for using cyclosporin A. For total LD, additional ALT is needed and AMT helps reconstruct the perilimbal stroma with reduced inflammation and vascularization, which collectively may enhance ALT success.